Eduard Schneider - Multitalent aus Stadtsteinach
Autor: Siegfried Sesselmann
Stadtsteinach, Montag, 07. Sept. 2015
Mit seinem künstlerischen Schaffen brachte es Professor Eduard Schneider zu hohem Ansehen. Vor 40 Jahren verstarb das Multitalent aus Stadtsteinach, das auch in seiner Heimatstadt bemerkenswerte Spuren hinterlassen hat.
Vor 40 Jahren verstarb ein Künstler aus Stadtsteinach, der weit über die Grenzen der Region hinaus Berühmtheit erlangte: Professor Eduard Schneider. Er hinterließ in der Stadt Spuren seines Könnens - egal, ob es der Ölberg rechts am Haupteingang der Pfarrkirche war, das Altarbild in der Marienkapelle oder die Festpostkarte zur 800-Jahr-Feier 1951. Sein vielseitiges Können und künstlerisches Schaffen soll hier in Erinnerung gebracht werden.
Der Bäckermeister Konrad Schneider (1859-1939) und dessen Frau Margareta, geborene Bauerschmidt, hatten eine Tochter und zwei Söhne. Tochter Marie Elisabeth war Handarbeitslehrerin und ehelichte den Kaufmann Michael Hofmeister. Der jüngere Sohn, Johann Schneider (1900-1992), blieb der Familientradition treu und übernahm die Bäckerei am Marktplatz 5. Der Ältere, Eduard, sollte jedoch ganz andere Wege einschlagen, bis er nach vielen Jahren Wanderschaft in Bamberg landete.
Herausragend in der Schule
Eduard Schneider wurde 1897 in Stadtsteinach geboren und besuchte dort die Grundschule mit stets herausragenden Leistungen. Als er in der Oberrealschule Kulmbach mit 14 Jahren ein Aquarell, eine Uhr mit Früchtekreis und mit goldener Überschrift "Eile mit Weile" fertigte, war sein Talent unübersehbar. Für sein "erstes Werk" wurde er vom bayerischen Prinzregenten Luitpold (1821-1912) belobigt.Da Eduard Schneider nach der Mittleren Reife am Ersten Weltkrieg teilnahm, hatte er die Möglichkeit, auf Staatskosten das Abitur abzulegen. Nun öffneten sich ihm alle Wege, um sein Talent zu formen. So war er an der Nürnberger Kunstgewerbeschule, an der Akademie der Bildenden Künste in München und an der Kunstgewerbeschule in Breslau, wo er auch Schüler des Expressionisten Otto Mueller war und wie gewohnt mit der Note 1 abschloss.
Dienstmädchen als Geschenk
Nach seinem mit Auszeichnung bestandenen Examen im Jahre 1922 erhielt er eine Anstellung an der Technischen Hochschule in Danzig, wo er zwölf Jahre unterrichtete. Dort lernte Schneider auch seine spätere Ehefrau Magdalene, geborene Ellwald (1907-1986) kennen, die aus einer wohlhabenden Gutsbesitzer-Familie stammte. Zur Hochzeit erhielten beide ein Dienstmädchen auf Lebenszeit. Im Jahr 1926 wurde Sohn Hans-Joachim Schneider geboren, der in Bamberg eine Kanzlei für Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung aufbaute. Im Jahre 1927 folgte der zweite Sohn, Klaus Schneider, der eine Laufbahn als Mediziner und Chirurg begann. Er war sogar kurz im Stadtsteinacher Krankenhaus tätig und arbeitete später in einer Bamberger Klinik.
Versetzung nach Bamberg
Nun folgte als nächste Station 1935 Günzburg an der Donau. Schließlich wurde Eduard Schneider 1937 nach Bamberg versetzt. Dort wirkte er anfangs an der damaligen Aufbauschule für zukünftige Berufsschullehrer und ab 1948 am Alten Gymnasium (jetzt Kaiser-Heinrich Gymnasium). Seinen 36-jährigen Schuldienst beendete Professor Eduard Schneider 1958, als er in den Ruhestand trat.Doch damit begann für den Künstler erst eine Periode unermüdlicher Arbeit. Eine Fülle von Erfahrungen konnte sich jetzt, frei von allen Verpflichtungen, umsetzen. Früh schon setzte er sich mit der Portraitmalerei auseinander, aber auch Landschaft, Architektur und Blumenstillleben waren bevorzugte Themen seiner impressionistisch beeinflussten Bilder. So konnte man seine Werke nicht nur in zahlreichen Ausstellungen, unter anderem in der Bamberger Galerie Rauh (1967), sondern auch in Breslau, Danzig, Bayreuth und München bewundern.
Vom Namen der Frau inspiriert?
Auch das Altarbild in der Marienkapelle in Stadtsteinach ist ein Werk Eduard Schneiders. Viele wundern sich, warum gerade Maria Magdalena gewählt wurde. Wenn man aber weiß, dass seine Ehefrau Madgalene hieß, vermutet man hier einen Zusammenhang. Und wenn man das Bild von Magdalene Schneider kennt, so sind Ähnlichkeiten nicht zu verleugnen.Schneiders Vielseitigkeit in Thematik und Form spiegelten seine weltoffene, undogmatische Mentalität wider. Ölgemälde, Aquarelle und Wachskreidebilder stehen gleichberechtigt nebeneinander. Aber auch Kohlezeichnung und Linolschnitt waren Ausdrucksmittel, derer er sich gern und gekonnt bediente. Selbst Schriftkompositionen und Werbegraphiken umfassten sein umfängliches Repertoire.
Die Ölberggruppe rechts neben dem Eingang zeigt barocke Steinfiguren, die aus der Zeit vor dem Brand der Kirche 1903 stammen. Der Hintergrund wurde von Schneider in jungen Jahren bemalt. Und er restaurierte die Gruppe kostenlos. Das Werk wurde in warmen, dem Barockcharakter entsprechend freudigen, roten, gelben und grünen Farben gehalten, die eine visionäre Ausstrahlung der schwebenden Engelsfigur symbolisieren. Auch die Figuren wurden, um ihre Widerstandsfähigkeit gegen die Witterung zu erhöhen, mit farblosem Kiesin überzogen, so dass die Sandsteinfarbe zur Geltung kommt.
Anlässlich der 800-Jahr-Feier 1951 in Stadtsteinach entwarf der Kunstprofessor Eduard Schneider die Festpostkarte, die weit über die Region hinaus nicht nur die damalige Kreisstadt heraushob, sondern auch das vielseitige Können des geborenen Stadtsteinachers zeigte.
Der ältere Sohn des Künstlers Eduard Schneider, der Diplom-Volkswirt, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Hans-Joachim Schneider, der mit seinem Sohn, dem Diplomkaufmann Klaus Schneider und seinem Enkel, dem Diplomkaufmann Sebastian Schneider, seit über 50 Jahren eine Kanzlei im Bamberg in der Hainstraße inne hat, stellt dort in den Räumen Werke seines Vaters aus.
Auch die Zeichnung "Eile mit Weile" des damals 14-jährigen Eduard Schneiders erhielt dort einen Ehrenplatz.
Ein Werk des Kunstprofessors Eduard Schneider - "Weiblicher Akt" - in Öl auf Leinwand wird sogar aktuell auf einer Auktion angeboten.