Echo(e)s auf der Plassenburg zum Konzertauftakt
Autor: Jochen Nützel
Kulmbach, Donnerstag, 17. Juli 2014
Die Konzertreihe auf der Plassenburg begann am Mittwochabend mit einem Paukenschlag: "Echoes" huldigten Pink Floyd - und 1300 Besucher im Schönen Hof stiegen gerne ein in die Zeitkapsel, die sie 45 Jahre zurück katapultierte.
Das "Ping" eines Echolots, dem Tastendruck des Keyboards entsprungen, hallt wider von den Burgmauern. Ein "Ping", das die Wände hochkriecht, sich in den Arkadengängen überschlägt und als Schallwelle Ping-Pong spielt mit 1300 Besuchern im Schönen Hof. "Echoes" haben soeben "Echoes" angestimmt: jene 20-Minuten-Elege, die der Tribute-Band um Gitarrist und Sänger Oliver Hartmann den Namen gibt.
Das "Ping" von Pink Floyd wabert über den Platz, ergießt sich in einer Eruption der Töne aus den Boxen. Ein kraftvoller Sound, fein gemischt. So wie das Publikum: Endsechziger, die womöglich das Original noch live auf Tour sahen. Aber auch Mittdreißiger, eng umschlungen, die sich zu den Prog-Rock-Klängen wiegen, die sie nur von der Platte kennen.
Der Klanggewalt des Originals mit "nur" vier Musikern Nachdruck verleihen zu wollen, wäre ein Ding der Unmöglichkeit - auch wenn allerlei technische Helferlein wie Laptop und Soundmodul das Scratchen, Rattern und Schnauben etwa bei "Welcome to the machine" ausspucken.
Zwei formidable Gastmusiker
Zwei formidable Gäste tragen ihren Teil bei zum beeindruckenden Konzerterlebnis: Da ist zum einen der Brite Lee Mayall, eine Art Kyrill am Saxofon. Nicht weniger gewaltig, aber das dank ihres Organs: Sängerin Tiffany Kirkland. Wer meint, sie zu kennen: Sie war Kandidatin bei "The Voice of Germany" (allerdings fehlte da noch nicht eine Hälfte der Haarpracht).
Das Epizentrum der Nacht aber bilden die Gitarreros in vorderster Reihe. Martin Hofmann schaufelt mit seinem Tieftöner die Rinne, auf der Oliver Hartmann seine exquisiten Soli schippern lässt. Bei "Comfortably Numb", letzter Song des regulären Programmteils, klopfen die Saiten zunächst wie ein vorsichtiges Pochen an der Tür, Bass und E-Gitarre schaukeln sich hoch, das Keyboard schlägt den Soundteppich um das Gebilde wie eine Decke. Psychedelische Sphären erobern die Vier bei "Pigs", während sie mit dem zartbesaiteten "Wish you were here" die ersten Jubelstürme des Abends auslösen. Ein Klassiker mit Gänsehaut-Garantie.
Der Sänger Oliver Hartmann changiert stimmlich zwischen David Gilmour und Ian Gillan, webt einen bockig-rockigen David Coverdale mit "Whitesnake"-Attitüde hinzu und lässt gottlob auch oft genug seinem eigenen Timbre freien Lauf. Die Freiheit nimmt er sich, ebenso wie die gesamte Band bei einer eigenwilligen, aber kreativen Variante des Über-Songs "Another Brick in the wall".
Es geht "Echoes" darum, die Essenz solcher Titel zu kredenzen. Freiheiten vom Vorbild zeugen dabei vor der tiefen Verbeugung der Musiker vor dem Original. Kopieren können viele - aber Pink Flodys Kern zu treffen ist eine Kunst, die die Aschaffenburger Formation formidabel zelebriert. Chapeau!