E-Rezept: Von Theorie und Praxis
Autor: Jürgen Gärtner
Kulmbach, Sonntag, 20. Februar 2022
Wenn es an der Technik hakt: Ärzte und Apotheker erklären, warum es so schnell nichts mit dem E-Rezept wird.
Alles soll digitaler werden. Von Fotos gibt es kaum noch Abzüge, Bilder werden über das Internet versendet. Musik wird gestreamt, CDs und Schallplatten sind nur noch was für Liebhaber. Selbst die Steuererklärung ist inzwischen online möglich. Online-Banking ist für viele schon eine Selbstverständlichkeit. Warum also nicht auch ein E-Rezept vom Arzt?
Das strebt zumindest das Bundesgesundheitsministerium an, das auf seiner Homepage schreibt: "Damit die Behandlung mit Arzneimitteln sicherer wird, Abläufe in der Arztpraxis und der Apotheke vereinfacht werden und auch die Zettelwirtschaft im Gesundheitswesen aufhört, führen wir das E-Rezept ein.
Wenn Sie beispielsweise die Möglichkeit in Anspruch nehmen, sich per Videosprechstunde ärztlich beraten zu lassen, ist die Möglichkeit zur Ausstellung elektronischer Rezepte unverzichtbar. Wir machen den Weg dafür frei, dass Sie für die Abholung Ihres Rezepts anschließend nicht in die Arztpraxis kommen müssen. Auch bei "normalen" Arztbesuchen erhalten Sie künftig ein E-Rezept.
Das E-Rezept können Sie in einer Apotheke Ihrer Wahl einlösen - dies kann eine Online-Apotheke oder auch Ihre Apotheke vor Ort sein."
So weit klingt alles gut. Nur: Wie so oft, unterscheiden sich Theorie und Praxis dann doch. Denn die Einführung des E-Rezepts, die für den Jahreswechsel 2021/22 vorgesehen war, wurde verschoben. Seitdem hat man nicht mehr viel gehört von dem Projekt.
"Das liegt aber nicht daran, dass die Apotheken das nicht wollen", betont Hans-Peter Hubmann, der stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes. Hubmann, der in Kulmbach mehrere Apotheken betreibt, spricht von zahlreichen Unstimmigkeiten und Fehlern im elektronischen Quittungsdatensatz. Die seien nicht beseitigt worden, so dass die geplante Einführung am 1. Januar nicht stattfand.
Jetzt, so sagt Hans-Peter Hubmann, sei die Testphase zunächst auf unbegrenzte Zeit verlängert worden. Es würden weitere Apotheken gesucht, die das E-Rezept auf Herz und Nieren testen. Alles andere als ein leichtes Unterfangen, denn die Apotheken seien durch Corona voll ausgelastet und hätten für derartige Zusatzaufgaben nicht immer Kapazitäten.