E-Bus, Sammeltaxi - und das alles auch noch kostenlos?
Autor: Jochen Nützel
Kulmbach, Samstag, 06. Oktober 2018
Zur Disco? Zur Schule? Zum Sport? Das geht mit Bus oder Bahn. Doch wie soll der ÖPNV der Zukunft aussehen?
Wofür stehen die Direktkandidaten zur Landtagswahl und ihre Parteien? Was tun sie für die Interessen der Jugend? Diese Fragen sollte die Podiumsdiskussion beantworten, zu der Kreisjugendring, Alte Spinnerei und Bayerische Rundschau gemeinsam am Freitagabend eingeladen hatten. Ein Thema war der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV), aufgeworfen hatte die Frage Arno Pfaffenberger, der die Kandidaten nach ihren Konzepten fragte - auch vor der Hintergrund der Vereinbarkeit von Mobilität und Ökologie. Hier die Diskussion in Kurzform:
Michaela Hüttner (Partei mut): "Der ÖPNV ist generell ein Problem auf dem Land. Wir müssen wir auf die finanzielle Seite schauen, um ÖPNV bezahlbar für alle zu machen. Da gibt es jetzt die Vorschläge zu einem 365-Euro-Ticket, die sind okay. Was aber, wenn ich es nicht anwenden kann, weil eben kein Bus fährt? Das weitere Problem: Bahn und Bus wurden häufig privatisiert, nun schauen die Firmen auf die Rentabilität. Es gehört ein Stück weit auch ein Umdenken bei uns Verbrauchern dazu."
Reinhard Englert (ÖDP): "Die ÖDP sieht den ÖPNV-Ausbau hauptsächlich unter dem Klimaschutzaspekt. Wir müssen weniger Co2 ausstoßen. Deswegen sollte der ÖPNV nur die Hälfte dessen kosten, was eine vergleichbare Autofahrt kostet, für Schüler und Studenten sollte es gänzlich frei. Die Anbindung bleibt freilich das Problem. Ich fordere für den Kreis Kulmbach, dem VGN beizutreten und den Tarif-Wirrwarr zu beseitigen."
Christiane Zeigler (Bayernpartei): "Ich plädiere für Anrufbusse, eine Mischung aus Taxi und Bus. In Tirschenreuth gibt es das schon. Dafür bedarf es vieler Haltestellen im Kreis. Die Leute rufen an, man geht zur besagten Stelle, der Bus/das Taxi fährt zum gewünschten Ziel. In unseren vielen und weit auseinanderliegenden Ortschaften wird es nie so sein, dass überall und regelmäßig ein Bus hinfährt, das geht logistisch gar nicht."
Oswald Greim (Die Linke): "Die Nünberger klagen über schlechte Luft, weil die Einpendler so viel schlechte Luft mitbringen, darunter täglich bis zu 500 Kulmbacher. Vielleicht kann Herr Söder die 500.000 Euro für den VGN lockermachen. Sein Vorschlag für die Ein-Euro-Fahrt ist zu loben, das fordert die Linke seit 15 Jahren. Wir sind für Bus und Bahn zum Nulltarif - das geht freilich nur schrittweise."
Gerd Kögler (AfD): "Der ÖPNV muss gestärkt werden, ganz klar. Aber es darf auch nicht sein, dass der 50-Sitzer-Bus leer herumfährt? Die Frage von Herrn Pfaffenberger setzt eine Kausalkette voraus, die ich nicht teile, nämlich den "Klimawandel" als Schlussfolgerung, den Individualverkehr zurückzudrängen. Dem widerspreche ich entschieden. Wir leben in einem freiheitlichen Land. Der Bürger kann selber entscheiden, wann und wo er fährt. Man darf den Leuten nicht wieder mit neuen Gängelungsmaßnahmen kommen. Und an die Linke: "Es ist leicht zu fordern, dass der ÖPNV kostenlos sein soll. Fordern kann ich das leicht, wenn ich es nicht finanzieren muss."
Michael Otte (FDP): "Kleinere Busse wären ein Anfang, alles andere ist ökologischer Unsinn. Man kann im Stadtbusverkehr damit beginnen, Busse auf Elektroantrieb umzurüsten. Was nützt kostenloser ÖPNV, wenn - anders als in München - bei uns keiner fährt?"