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Wegen der Baustellen: Verkehrsinfarkt in Döllnitz


Autor: Stephan Tiroch

Döllnitz, Mittwoch, 08. Juni 2016

Im kleinen Kasendorfer Ortsteil zwickt's derzeit gewaltig. Kurzfristig ist Entspannung in Sicht, aber der Bürgermeister ärgert sich über den Freistaat.
Verkehrsinfarkt in Döllnitz durch die Sperrungen der B 85 bei Forstlahm und der Staatsstraße 2190 am Kasendorfer Berg: Kurzfristig ist allerdings Entspannung in Sicht. Foto: Christian Holhut


So etwas hat Rainer Kolb noch nicht erlebt. Und der Döllnitzer ist einiges gewohnt. Dass sich Lastwagen durch die enge, kurvige Ortsdurchfahrt schlängeln und der Verkehr immer wieder ins Stocken gerät, ist für ihn als Anwohner nichts Neues. "Zurzeit ist die Situation aber unerträglich", sagt der 68-Jährige, der wie alle Döllnitzer in diesen Tagen zwei Straßensperrungen zu spüren bekommt: die Sperrung der B 85 bei Forstlahm-Nord und der Staatsstraße 2190 am Kasendorfer Berg, so dass es kein Durchkommen gibt zum Autobahnanschluss Unterbrücklein beziehungsweise Welschenkahl.


Lastwagen über Lastwagen

Die Folge: Nicht nur einheimische Autofahrer, sondern auch der überörtliche Verkehr zwängt sich durch das Nadelöhr Döllnitz. "Dass die Baustellen zeitgleich sind, ist keine gute Lösung. Wir leiden darunter", klagt der Rentner. Lastwagen über Lastwagen fahren durch den Ort. Oft müssten diese auf den Gehsteig ausweichen, damit der Verkehr nicht ganz zum Erliegen kommt. Denn für den Gegenverkehr zweier großer Fahrzeuge sei die Staatsstraße nicht ausgelegt. "Wenn dann auch noch der Postbote an jedem Haus hält, kommt es zu einem Wahnsinnsstau."

Aus Sicht der Pendler ist die Verkehrslage genauso dramatisch. Kommen sich in Döllnitz zwei Lastzüge entgegen, geht nichts mehr: Verkehrsinfarkt in dem kleinen Kasendorfer Ortsteil. Die Autos stauen sich - vor allem im Berufsverkehr. Keiner weiß, wann's weitergeht. Quälend lange Zeit vergeht, bis die Lkw-Fahrer hin und her rangieren und schließlich die Vorbeifahrt gelingt. In der engen Kulmbacher Straße in Thurnau sieht's nicht besser aus.

Die Autobahn Richtung Bamberg ist von Kulmbach aus derzeit schwierig zu erreichen. Die offizielle und großräumige Umleitung führt über Untersteinach und Himmelkron zur A 9 und weiter zur A 70. Allerdings wählen viele Autofahrer die Abkürzung über Döllnitz.


Verständnis für die Dörfer

Beim Staatlichen Bauamt Bayreuth hat man Verständnis, dass die Dörfer unter der Verkehrssituation ächzen. "Am Anfang jedes Jahres machen wir Verkehrsbesprechungen mit den betroffenen Gemeinden, mit Polizei und Verkehrsbehörde und informieren über unsere Maßnahmen. Aber manchmal geht's nicht anders, dass parallel gebaut wird", sagt der zuständige Abteilungsleiter Siegfried Beck.

Wenn so eine Hauptstrecke wie die B 85 bei Forstlahm gesperrt wird, sei es unvermeidlich, "dass sich die Leute ihre Wege suchen, das können wir nicht beeinflussen." Vonseiten des Bauamts sei aber ein Beschilderungsplan erstellt worden, der belastbar ist. Mit der offiziellen Umleitung gehe man bewusst nicht durch so kleine Orte wie Döllnitz.


Gute Nachrichten

Allerdings ist Entspannung in Sicht. Der Baudirektor hat gute Nachrichten für die verkehrsgeplagten Döllnitzer und Thurnauer: "In Melkendorf leiten wir ab Samstag, 11. Juni, den Verkehr auf die neue Brücke. Dann kommt dort die Ampel weg." Und die Vollsperrung der B 85 bei Forstlahm werde am Freitag früh um 6 Uhr aufgehoben. Beck: "Dann kann der Verkehr ungehindert fließen. Es sind nur noch Restarbeiten zu erledigen. Teilweise ist es nicht zu vermeiden, dass eine Ampel reingestellt werden muss."

Erfreuliches hat auch Becks Kollege Christoph Schultheiß vom Brückenbau auf der Staatsstraße 2190 am Kasendorfer Berg zu bieten. "Wir werden schneller fertig", erklärt der Abteilungsleiter. "Wir wollen die Straßensperrung am 14. oder 15. Juni aufheben."

Die zweite Baustelle in Kasendorf dauert noch etwas länger. Nach Auskunft von Bürgermeister Bernd Steinhäuser zieht sich der Bau der Versorgungsleitungen - Gas, Wasser und Kanal - in der Kulmbacher Straße bis Ende Juni hin. Die Umleitung mit Ampel bei der Kirche sei zwar nicht optimal, aber der Verkehr laufe gut.

Rainer Kolb und die Döllnitzer bekommen also bald die erhoffte Entlastung. Langfristig würde ihnen aber auch die seit vielen Jahren geforderte Ortsumfahrung helfen. Doch deren Bau ist nicht in Sicht.


Bürgermeister ärgert sich

"Bei solchen Verkehrssituationen sieht man, wie problematisch die Döllnitzer Ortsdurchfahrt ist", schimpft Bürgermeister Steinhäuser und ärgert sich über die Planungen des Freistaats Bayern. "Deshalb ist es umso unverständlicher, dass die geplante Umfahrung zurückgestuft worden ist." Ohne den Markt Kasendorf zu fragen, sei die Staatsstraße 2689 bei Döllnitz bei der Fortschreibung im Jahr 2011 von der Dringlichkeitsstufe 1/Reserve abgestuft worden in die Priorität 2. "Das heißt, dass in den nächsten zehn Jahren nichts passiert", ärgert sich Steinhäuser.

Aus Sicht des Thurnauer Bürgermeister Martin Bernreuther ("Die derzeitige Verkehrsbelastung ist nicht schön, aber es geht ja bald vorbei") wäre die Umfahrung von Döllnitz sinnvoll. "Für uns ist es wichtig, dass die Straße komplett bis Thurnau ausgebaut wird und die Engstellen beseitigt werden."