Druckartikel: Dunkler Mond und Schickeria auf der Plassenburg

Dunkler Mond und Schickeria auf der Plassenburg


Autor: Jochen Nützel

Kulmbach, Freitag, 11. Juli 2014

Prog-Rock, Deutsch-Pop, Comedy und Klassik: All das gibt es ab Mittwoch, 16. Juli, im Schönen Hof der Plassenburg.
Die Pink-Floyd-Tributeband "Echoes" eröffnet am Mittwoch, 16. Juli, 20 Uhr, den diesjährigen Open-Air-Reigen auf der Plassenburg.  Fotos: privat


Klon? Kopie? "Ich habe kein Problem damit, so bezeichnet zu werden. Wir spielen nun mal nach." Seit zwölf Jahren covern Gitarrist und Sänger Oliver Hartmann und die Mitstreiter von "Echoes" aus Aschaffenburg die Songs der Rock-Heroen von Pink Floyd. Mit Ehrfurcht vor den Meistern um Roger Waters, David Gilmour, Nick Mason und dem 2008 verstorbenen Richard Wright. Und deswegen wohl auch mit zunehmendem Erfolg, wie die Liste der Auftrittsorte zeigt. Neu in der Reihe: die Plassenburg.

Dort soll am Mittwoch zum Auftakt der Open-Airs im Schönen Hof die dunkle Seite des Mondes (in Anlehnung an die Floyd-Platte "The dark side of the moon") aufgehen, erhellt von einem Lichtermeer und untermalt von der Sound-Eruption des Progressive Rock.

"Echoes" gilt in der Szene nicht nur als die Formation, die das musikalische Erbe des Vorbilds möglichst werkgetreu umsetzt; das Quintett zelebriert dazu eine Lichtshow, die dem Original zur Ehre gereicht, auch wenn die Bühnenvariante für Kulmbach eine Nummer kleiner ausfällt. "Bei unserer XL-Show kommen wir mit einer großen Rundbogen-Bühne wie das Original, als Pink Floyd in den 1990ern auf Tour waren", sagt Oliver Hartmann. Musikalisch sind die Gigs jedoch identisch. "Für unsere Show und die epischen Klänge von Pink Floyd ist das Burg-Ambiente in Kulmbach natürlich ein würdiger Rahmen."

Ob er jemals Angst vor der eigenen Courage hatte, solchen Vorbildern gerecht werden zu wollen? Oliver Hartmann überlegt kurz, dann verneint er: "Das Gefühl gab es eigentlich nie. Unser Anliegen ist, dem Original so nahe wie möglich zu kommen - wobei wir uns bei manchem Song durchaus die Freiheit nehmen und eine etwas veränderte Version präsentieren. Pink Floyd spielten ja live auch so manche Abwandlung."

Keine Abnutzungserscheinungen

Wird das Covern einer einzigen Band, wenn auch einer von Weltformat, nicht mal ermüdend? Der gebürtige Rüsselsheimer verneint: "Es macht immer noch unheimlich viel Spaß, übersättigt sind wir nicht. Bei 25 bis 30 Gigs im Jahr tritt dieser Abnutzungseffekt auch nicht so schnell ein."

Und bei der "angenehmen Terminlage" bleibt auch noch Zeit für andere Musikprojekte, unter anderem die eigene Band Hartmann. Oder das Live-Erlebnis mit Gitarren-Legenden wie Steve Lukather von Toto bei "Rock meets Classic", zu dessen Stammformation Oliver Hartmann mittlerweile gehört.

Auf Prog-Rock folgt am Donnerstag (20 Uhr) Deutsch-Pop: Sein aktuelles Album nennt Thees Uhlmann einfach "#2". 2011 hat er sich von seiner Band "Tomte" emanzipiert und wandelt seither auf Solopfaden. Deutsch gesungen aber wird immer noch bei ihm. Seine Lieder handeln vom Konflikt zwischen Stadt und Land, Nähe und Distanz, Krieg und Frieden. Er singt vom Wahlhelfer der Sozialdemokraten im Ruhrgebiet und dem "Mädchen von Kasse 2".

"Ich begreife mich als Arbeiter, weniger als Künstler", sagt Thees Uhlmann im Interview. Er empfinde beim Texten "körperliche Lust". "Wenn ein Tischler im Wald spazieren geht, sagt er sich: Aus dem Baum könnte man einen schönen Tisch machen! Und so gehe ich durch die Gegend auf der Suche nach einem Satz, der mir etwas bedeutet, den ich singen möchte."

Einen echten Hit landete Uhlmann mit dem Silbenschleppzug-Song "Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf" auf der Solodebut-Rille. Pop in anspruchsvoller Anmutung, könnte man sagen. Musikkritiker feierten in Thees Uhlmann gar schon den "deutschen Bruce Springsteen" und benamten den Singer-Songwriter burschikos als "Hooligan der Herzen".

Immerhin: Der Erfolg ist durchschlagend und hat auch die Toten Hosen bewogen, das Nordlicht und seine Mannen als Vorband zu engagieren. So sang er beim Hosen-Konzert im vergangenen September vor mehr als 25 000 Menschen im Bayreuther Stadion.

Humor der härteren Sorte

Singen kann Bembers nicht. Aber immerhin Gitarre spielen. Und schimpfen natürlich. Zunächst verbreitete er seine satirischen Tiraden über das Online-Videoportal Youtube - es hagelte Klicks. Schließlich baute er die kurzen Nummern zu einem abendfüllenden Programm "Alles muss raus!" aus, mit dem er am Freitag (20 Uhr) gastiert.

"So einen Hype kann man nicht planen! Ich hätte im Traum nicht daran gedacht, dass die Nummer so durch die Decke geht", sagt Bembers, der im wahren Leben Roman Sörgel heißt. Der gebürtige Nürnberger gibt zu: "Das Ganze war wortwörtlich eine Schnapsidee und ist eigentlich zufällig nach einem durchzechten Wochenende entstanden. Und jetzt hab' ich die Sch... am Hacken. Tja, die Geister, die ich rief!"

1971 fing alles an

Als die Spider Murphy Gang anfing, Musik zu machen, da war so etwas wie Youtube nicht ansatzweise vorhersehbar. 1971 fasste der gelernte Bankkaufmann Günther Sigl den Entschluss, sich auf die Musik zu konzentrieren. Sechs Jahre später holte der Münchner zusammen mit dem Fernmeldetechniker Gerhard Gmell, Physikstudent Michael Nusse und - nicht zu vergessen - dem aus Kulmbach stammenden Schlagzeuger Franz Trojan (der 1992 ausschied) zum großen Schlag aus und gründete die Spider Murphy Gang (benannt nach dem fiktiven Gangster Spider Murphy aus Elvis Presleys "Jailhouse Rock").

Seit der Neuen Deutschen Welle, auf der das Quartett als Rockband mitritt, und dem Mega-Erfolg "Skandal im Sperrbezirk" sind über 30 Jahre vergangen. Dennoch stehen die übrig gebliebenen Gründungsmitglieder Sigl und Gmell noch häufig live auf der Bühne - am Samstag, 19. Juli, spielen sie auf der Plassenburg und nehmen die Fans mit auf eine Unplugged-Reise durch die Bandhistorie.

Wiedersehen mit Star-Dirigentin

Klassiker ganz anderer Art erwarten die Besucher zum Abschluss der Open-Air-Reihe - und zugleich ein Wiedersehen: Star-Dirigentin Ljubka Biagioni zu Guttenberg beehrt am Sonntag (20 Uhr) erneut die Plassenburg mit ihrem Orchester, den Sofia Symphonics. Diesmal entführt die Taktgeberin das Publikum unter anderem in ihre italienische Heimat und präsentiert Kompositionen von Giacomo Puccini, Vincenzo Bellini und Guiseppe Verdi.


BR verlost Tickets für die Spider Murphy Gang