Drohung oder übler Scherz?
Autor: Sonny Adam
Mannsflur, Dienstag, 26. Sept. 2017
Stephan Haas aus Mannsflur will seinen Betrieb auf Bio-Hühner umstellen - und erntete Proteste. Jetzt wurde auch noch die Straße zu seinem Hof beschmiert.
Wie die Worte "Jeder ist seines Glückes Schmied", die in roten Buchstaben auf der Asphaltstraße neben dem Mannsflurer BRK-Heim prangen, gemeint sind, kann sich Landwirt Stephan Haas selbst nicht so recht erklären. Doch eins dürfte klar sein: Nach den heftigen Auseinandersetzungen und den teils sehr emotional geführten Debatten um den geplanten Hühnerstall in Mannsflur sind die Schmierereien auf der Straße, die zum Anwesen Haas führt, sicherlich nicht positiv gemeint. Doch handelt es sich um Kritik oder gar um eine Drohung?
Landwirt Stephan Haas mag keine Spekulationen. Er hat mit dem Bau des umstrittenen Hühnerstalles jedenfalls schon begonnen. Die Fläche für den 88 Meter auf 30 Meter großen Stall mit Wintergarten und Freilauf ist bereits freigeräumt. "Ich habe momentan nur eine Teilbaugenehmigung. Denn wir warten noch auf den Bescheid des Wasserwirtschaftsamtes", erklärt Haas selbst. Dennoch ist er fest entschlossen, den Rohbau noch vor den Wintermonaten über die Bühne zu bringen. "Wir bringen den Frostschutz auf, machen die Bodenplatte und erstellen den Rohbau. Wir wollen eine Million Euro investieren", sagt Haas.
Bislang hat die Landwirtschaftsfamilie, die seit Jahrhunderten in Mannsflur ansässig ist, 40 Kühe. "Die Kühe haben nie jemanden gestört. Aber wir hätten in den Stall investieren müssen, wollten lieber auf Hühner umstellen. Wenn man 12 000 Hühner auf Großvieheinheiten umrechnet, sind das genau 40 Kühe", sagt Haas und hofft, dass er die Gegner befrieden kann. Die Hühner sollen im Freilauf gehalten werden. "Wir haben auf Bio umgestellt - das müsste den Mannsflurern doch eigentlich recht sein. Denn diese Umstellung kommt doch allen zugute", sagt Haas.
Jetzt bekommt der Landwirt Schützenhilfe von der Wählergemeinschaft Marktleugast. Norbert Volk, der neue Gemeinderat Marco Rödel, der bei der nächsten Sitzung die Nachfolge für Siegfried Baierlein antreten wird, und Georges Frisque treten für den Landwirt ein. "Plötzlich soll die Zufahrt zum Anwesen Haas nur 2,50 Meter breit sein. Das ist nicht der Fall. Denn die öffentliche Straße ist zwischen 3,20 und 3,80 Meter breit. Außerdem wurden beim Bau der Maschinenhalle im Jahr 2014 keine Bedenken angemeldet", so Volk. Durch den neuen Legehennenstall sei kein vermehrter Verkehr zu erwarten. Und bislang konnten Müllabfuhr, Futtermitteltransporter und das 38-Tonnen-Milchauto ungehindert verkehren. Die Gegner des Legehennenstalles befürchten, dass auch nachts der Verkehr zunehmen werde. Doch dies sei nicht der Fall, betont Bauer Haas.
Eine Teilbaugenehmigung hat Landwirt Haas momentan aber auch deshalb, weil der Bescheid des Wasserwirtschaftsamtes noch aussteht. "Der Betrieb hängt nicht an der Kanalisation. Wir haben das Niederschlagswasser bislang immer auf den eigenen Flächen versickern lassen", betont der Landwirt. Haas hat sogar eine Untersuchung der Sickerfähigkeit machen lassen. Generell ist für den Bau eines Stalles für 12 000 Legehennen kein immissionsschutzrechtliches Gutachten erforderlich. "Ich habe solch ein Gutachten machen lassen, um alle Vorbehalte auszuräumen. Und ich bin jetzt schon von den nächsten Häusern weggerückt", sagt der Landwirt. Mehr als 20 000 Euro Mehrkosten hat Haas in Kauf genommen, jetzt hofft er, dass endlich wieder Ruhe einkehrt und dass die Teilbaugenehmigung, die das Landratsamt erteilt hat, akzeptiert werde. "Der Gemeinderat hat den Bau des Legehennenstalles mehrheitlich befürwortet. Jetzt muss der Beschluss auch umgesetzt werden", erinnert Georges Frisque an die Beschlüsse.
"Wir wollen im Frühling mit der Produktion beginnen. Wir haben wirklich alle Anfragen, die das Landratsamt hatte, beantwortet. Wir sind mit dem Stall 230 Meter zur nächsten Wohnbebauung weg - das ist mehr als das Doppelte, was vorgeschrieben wäre. Und nachts ist auch nicht mit Lärmbelästigung zu rechnen, denn nachts schlafen die Hennen", sagt Landwirt Haas.
Ich denke, wir sollten froh sein, wenn ein Landwirt bei uns investiert und den Betrieb auch für die nächste Generation zukunftsfähig machen will", so Norbert Volk beim Ortstermin der Wählergemeinschaft Marktleugast. "Wir sind doch hier auf dem Land. Wo soll man denn sonst einen Hühnerstall bauen, wenn nicht hier", betonte Georges Frisque.