Drogen, Absturz, Hunger: Kulmbacher landet vor Gericht
Autor: Stephan Tiroch
Kulmbach, Dienstag, 11. August 2020
Wie ein 29-jähriger Mann aus Kulmbach auf die schiefe Bahn geriet. Er lieh sich Geld für Rauschgift und stahl Lebensmittel.
Was Drogen aus einem Menschen machen können: Zuvor hatte der Mann immer gearbeitet und ein geordnetes Leben geführt. "Dann kam der Absturz", sagte er. Er hatte Kontakt zu den falschen Leuten in Kulmbach.
Harte Drogen konsumiert
Es begann mit Cannabis, schließlich konsumierte er harte Drogen wie Crystal und Opiate. Er verlor seine Arbeit und seine Wohnung. "Ich war obdachlos", so der 29-Jährige. Es folgten Straftaten: Sachbeschädigung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, Körperverletzung. Und räuberischer Diebstahl - die Beute: Lebensmittel.
Er war an Kaffee, Zucker und Tütensuppe interessiert: "Ich hatte Hunger." Für die Drogen lieh er sich Geld, ansonsten war er damals völlig blank.
Die Rechnung bekam der Mann jetzt serviert: vom Amtsgericht Kulmbach. Gestern musste er sich vor dem Schöffengericht verantworten. Der Angeklagte, der nach seinen Worten wieder Fuß gefasst hat, räumte sämtliche Vorwürfe ein.
Passant verfolgte den Dieb
Am 22. Mai 2019 fiel der Mann erstmals auf. Im Netto-Markt in Kulmbach packte er Lebensmittel im Wert von 18,30 Euro in seinen Rucksack und lief weg, als er an der Kasse angesprochen wurde. "Ich hab‘ Panik gekriegt", sagte er.
Bei seiner Flucht rannte er am Ausgang einen Passanten um, der ihn festhalten wollte. "Er wollte sich nur losmachen. Er hat mich nicht angegriffen", betonte der Mann, der zusammen mit einem Netto-Mitarbeiter den Dieb verfolgte. Auf dem benachbarten Bergophor-Gelände wurde er geschnappt.
Einen Monat später der nächste Vorfall. Der Mann hatte "Stress mit der Freundin". Sie ließ ihn nicht mehr in die Wohnung in der Kulmbacher Altstadt. Deshalb schlug er abends um zehn eine Fensterscheibe ein. Trotzdem kam er nicht rein - bis zum Fenster war es zu hoch.