DJK Kulmbach ist zahlungsunfähig
Autor: Jochen Nützel
Kulmbach, Dienstag, 18. Juni 2013
Der 1954 gegründete Sportverein ist zahlungsunfähig. Rainer Krause muss den Gang zum Insolvenzgericht antreten. Der Vorsitzende sagt, die annähernd 250.000 Euro Schulden lassen sich nicht länger stemmen, zumal die Hausbank die Stundung von Raten ablehnt. Die Fußballerinnen des Vereins könnten beim TSV 08 unterkommen.
Nächstes Jahr wäre Jubiläum, könnte die DJK Kulmbach ihren 60. Geburtstag begehen. So wie es aussieht, gibt es keinen Anlass zum Feiern. Vielleicht gibt es bis dahin nicht mal mehr einen Verein, auf den sich anstoßen ließe. Denn die DJK (abgekürzt für "Deutsche Jugendkraft") ist pleite.
Mau steht es um die Finanzen schon seit Jahren. Schulden aus den späten 1980ern, als der Sportheimbau zur Geldfalle wurde. "Seither drücken uns die Verbindlichkeiten, und jetzt geht es wirklich nicht mehr weiter", sagt ein hörbar enttäuschter Rainer Krause. Er könnte der letzte Vorsitzende in der DJK-Ahnengalerie sein. Und der Letzte macht bekanntlich das Licht aus.
In Krauses Fall heißt das: Insolvenzantrag. Die Formulare füllt er gerade aus. Elf Seiten, die er am Freitag in Bayreuth bei Gericht einreicht, um das Verfahren zu eröffnen.
Zum Großteil sind es Altlasten aus Zeiten des Sportheim baus auf dem Gelände in der Alten Forstlahmer Straße. Rund 1,5 Millionen D-Mark verschlang das schmucke Vereinsheim. "Damals herrschte noch Euphorie", sagt Krause. Die ist längst verflogen. Geblieben sind die Schulden. Die Verantwortlichen hätten es lange geschafft, Zins und Tilgung halbwegs im Rahmen zu halten. "Die Kostenrechnung für 2012 und 2013 hat aus unserer Sicht sogar noch hingehauen."
Nur noch 70 Mitglieder
Erstaunlich, bei gerade noch 70 Mitgliedern, die Beiträge zahlen und damit zugleich ihren Beitrag leisten zum Abtragen der Verbindlichkeiten. Der Vorsitzende wollte mit dem Bayerischen Landessportverband (BLSV), bei dem die DJK auch ein Darlehen zu bedienen hat, eine Stundung der Zahlungen erreichen. "Und dann hat unsere Hausbank, nachdem wir Monate auf eine Reaktion zu unseren Sanierungsbemühungen gewartet haben, uns kurz und knapp mitgeteilt, dass man uns mit den Raten für Zins und Tilgung nicht entgegenkommen werde. Erst wurden wir hingehalten, und dann kam das Nein."
Und die Kirche? Immerhin hat die DJK katholische Ursprünge. "Die Kirche steht mit dem Namen dahinter, aber sonst mit nichts", sagt Krause. Der Diözese Bamberg gehören drei Wohnungen im Vereinsheim, zudem ist einer der beiden Plätze Eigentum der Kirchenstiftung. Der zweite Platz ist in Erbpacht von der Stadt Kulmbach gemietet. Auch das kostet Geld.
Als dann noch Vatanspor als Mieter auf dem Gelände kündigte und auch diese Einnahmequelle versiegte, war das Ende des letzten Strohhalms erreicht. "Wir waren bei der DJK finanziell nie auf Rosen gebettet. Aber irgendwann mag man dann bei all den Nackenschlägen auch nicht mehr." Wobei, wie Krause betont, die Stadtwerke, die Stadt und auch die Brauerei sich sehr kooperativ gezeigt hätten. A llen schuldet der Verein noch Geld. Ob das je zurückgezahlt werden kann, muss der Verlauf der Insolvenz zeigen.
Auch Krause selber, seit 2006 Vereinsvorsitzender, hat mit eigenem Kapital das Überleben des DJK sichern wollen. Ob er die "Summe x", wie er sich ausdrückt, wieder bekommt, ist fraglich. Sein Engagement für den Verein jedenfalls habe sich "unter den aktuellen Gegebenheiten erschöpft". Sollte es nochmals zu einer Hauptversammlung mit Wahlen kommen, wir der neue Vorsitzende nicht mehr Rainer Krause heißen.
"Für unsere Damen und Mädchen tut es mir wirklich leid", sagt er. Gemeint sind die noch aktiven Spielerinnen der Frauen- respektive der U17-Mädchenmannschaft. "Wir haben mit allen schon gesprochen, sie sind informiert. Sie alle wollen in jedem Fall weitermachen. Gemeldet haben wir die Mannschaften für die nächste Saison, sonst stünde die Spielerinnen ja plötzlich ohne Verein da." Die Frage ist, wo die Kickerinnen sportlich unterkommen. Der TSV 08 Kulmbach soll schon grünes Licht signalisiert haben.