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Digitale Diagnostik am Klinikum Kulmbach - Bildvergleich per Mausklick


Autor: Dagmar Besand

Kulmbach, Donnerstag, 08. Mai 2014

Die digitale Datenwelt hat auch die medizinische Diagnostik revolutioniert.Umständliches Hantieren mit Röntgenbildern war gestern. Heute zaubert das Archivierungssystem in Sekundenschnelle die Aufnahmen auf den Bildschirm.
Radiologie-Assistenzärztin Anna Duraj vergleicht am Bildschirm eine Serie von digitalen Röntgenbildern. Fotos: Dagmar Besand


Rückenschmerzen, Knieprobleme, Krebs-Vorsorge - Röntgenbilder sind ein wichtiges Hilfsmittel, um Krankheiten sauber zu diagnostizieren oder auszuschließen. Die Zeiten, in denen man ein schweres Paket von Röntgenbildern von Arzt zu Arzt schleppen musste, sind in einigen Krankenhäusern und Arztpraxen glücklicherweise vorbei. Die digitale Revolution macht's möglich: Klassische Röntenfilme wurden von Computerbildern abgelöst.

Tüten-Berge gibt's nicht mehr

Am Klinikum Kulmbach wird seit einigen Monaten eines der modernsten Bildarchivierungs- und Kommunikationssysteme genutzt. "Ein gewaltiger Vorteil", sagt Franciscus Billet, Leitender Arzt des Instituts für diagnostische und interventionelle Radiologie. "Früher hatten wir jeden Tag große Berge von Tüten voller Röntgenbilder vor der Nase.

Die Bilder heraussuchen, aufhängen, aufpassen, dass man sie richtig herum ansieht - das alles kostete immer viel Zeit. Oft musste man warten, bis jemand die richtigen Bilder aus dem Archiv im Keller geholt und zum Arzt gebracht hatte." Hatte man viele Aufnahmen, reichte obendrein der Platz an der Leuchtwand nicht, um alle zu vergleichen. "Das war schon mühsam. Jetzt geht alles schnell und komfortabel auf Knopfdruck."
Gut für die Ärzte, die sich das umständliche Hantieren mit den Bildern sparen, gut für die Patienten, die weniger warten müssen, und gut fürs Krankenhaus, dessen Kellerarchiv längst aus allen Nähten platzen würde.

Die Radiologie hat sich seit der Entdeckung der Röntgenstrahlen durch Wilhelm Conrad Röntgen 1895 im physikalischen Institut der Universität Würzburg zu einem sehr umfangreichen Medizingebiet entwickelt. Innerhalb der vergangenen 120 Jahre entstanden weitere bildgebende Verfahren, wie zum Beispiel die Computertomographie (CT) und die Magnetresonanztomographie (MRT).

Aufgaben werden komplexer

Durch den Fortschritt der Technologien änderte sich auch der Arbeitsablauf der Radiologen und Nuklearmediziner, die immer komplexere Aufnahmen auswerteten, erläutert leitender Oberarzt Kurt Lang, stellvertretender Institutsleiter am Klinikum. Jahrzehntelang hat der erfahrene Diagnostiker klassische Röntgenbilder ausgewertet. "Die Untersuchungszahlen sind kontinuierlich gestiegen, und so hatten wir wegen Platzmangels schon vor mehr als 30 Jahren erste Archivierungsprobleme bei den herkömmlichen Röntgenfilmen."

Ein Segen sei deshalb die Einführung des ersten einheitlichen digitalen Bildarchivierungs- und Kommunikationssytems (PACS für englisch "Picture Archiving and Communication System") vor etwa zehn Jahren gewesen.
Vor einigen Monaten wurde das bisherige PACS durch ein neues ersetzt, das als eine der modernsten Lösungen auf dem Markt gilt: Hard- und Software nutzen die Institute für diagnostische und interventionelle Radiologie, für Schnittbilddiagnostik sowie für Nuklearmedizin, außerdem auch Herzkatheterlabor und Ultraschall. Das PACS ist in die bestehenden Netzwerke des Klinikums integriert.

Zur Auswertung der Bilder braucht man nun keine Leuchtwände mehr, sondern es stehen so genannte Befundungsstationen zur Verfügung, erläutert Franciscus Billet. "Sie verfügen über individuell konfigurierbare Bedienoberflächen mit einer breiten Palette von Werkzeugen, die uns die Auswertung der Bilder sehr erleichtern." So sind einfache Vergrößerungen ebenso möglich wie Kontrast- und Helligkeitsanpassung. Weitere Hilfsmittel sind Messlineale, und sogar dreidimensionale Darstellungen sind möglich. "Es dauert nur Sekunden, die Bilder auf den Schirm zu bekommen, und man kann sich zusätzlich gleichzeitig verschiedene frühere Aufnahmen ansehen."

Von dem sofortigen Zugriff auf Bilder in hoher Qualität profitieren die Mediziner nicht nur in den bilddiagnostischen Abteilungen, sondern auch auf Stationen und in den Operationssälen.

Klar, dass ein solches System eine enorme Speicherkapazität braucht. Bei einem täglichen Datenzuwachs von etwa 20 Gigabyte werden jedes Jahr mehrere Terabyte Daten erzeugt. Alle bereits früher digital archivierten Aufnahmen wurden auf die neue Plattform übertragen.

Mehrfach abgesichert

Und wenn das System einmal ausfällt? Auch daran wurde gedacht. Das PACS ist ebenso wie alle anderen wichtigen Systeme des Klinikums mehrfach abgesichert, damit die Daten immer zuverlässig zur Verfügung stehen.