Dieselskandal: Kulmbacher klagen mit Erfolg
Autor: Alexander Hartmann
Kulmbach, Dienstag, 11. Dezember 2018
Auch viele Kulmbacher, die einen Schummeldiesel gekauft haben, haben schon erfolgreich gegen VW geklagt. Es lohnt sich, sagt der Thurnauer Bernd Schuhmann.
Es war im Mai 2017 eines der ersten Urteile im Diesel-Skandal, das in den Medien bundesweit für Schlagzeilen gesorgt hat. Im Mittelpunkt stand ein Thurnauer: Bernd Schuhmann, der einen Schummeldiesel gekauft und gegen die Volkswagen AG geklagt hatte. "Anfangs wurde ich belächelt. Gegen den großen Konzern gewinnst du nie, haben sie gesagt", sagt der 52-Jährige heute. Doch die großen Zweifler haben sich getäuscht. Schuhmann hat geklagt - und gewonnen.
"Vom Sensationsurteil war die Rede"
Seinen Audi A 5, der mit einem Motor des Typs EA 189 fuhr, in dem eine illegale Abschaltvorrichtung eingebaut war, wollte er nicht mit einem Software-Update nachbessern lassen. Warum? "Weil der Eingriff in ein funktionierendes System nicht ohne Folgen bleiben kann. Das haben mir Ingenieure bestätigt", erklärt Schuhmann. Er habe sich betrogen gefühlt, deshalb mit Hilfe einer Düsseldorfer Kanzlei, die sich auf den Abgasskandal spezialisiert hat, den Klageweg beschritten. Vor eineinhalb Jahren konnte er die Sektkorken knallen lassen. Das Bayreuther Landgericht hat den VW-Konzern nämlich wegen arglistiger Täuschung zur Rückabwicklung des Kaufvertrags verpflichtet. Es war das erste Urteil, das nach wenigen Tagen rechtskräftig war. "Denn VW ist nicht in Berufung gegangen. In den Medien war vom Sensationsurteil die Rede", berichtet der Thurnauer.
"Es ging mir um die Gerechtigkeit"
Seinen Audi konnte er zurückgegeben. Schuhmann hat Schadensersatz erhalten. "Das waren einige tausend Euro mehr, als ich auf dem Gebrauchtwagenmarkt für das Auto bekommen hätte." Den kompletten Kaufpreis musste VW nicht zurückzahlen. 76 000 Kilometer war Schuhmann mit dem Audi bereits gefahren. Wie es auch bei heutigen Urteilen meist üblich ist, musste er sich die anrechnen lassen - Nutzungsvorteil nennt das der Jurist. Dabei sei es ihm ohnehin in erste Linie nicht ums Geld gegangen, sagt der 52-Jährige. "Ich bin Gerechtigkeitsfanatiker, wurde betrogen und habe daher geklagt."
Die Zeit drängt
Im Dezember 2018 gehen viele diesen Schritt. Es wird eifrig geklagt, tritt doch zur Jahresfrist die Verjährung von Ansprüchen für Wagen ein, bei denen 2015 bekannt wurde, dass sie in den Abgas-Betrug involviert sind. Das gilt insbesondere für die meisten VW-Modelle. Rund 30 000 Autobesitzer haben sich in den letzten Tagen der Musterfeststellungsklage angeschlossen, die der Bundesverband Verbraucherzentrale eingereicht hat. Das geht relativ problemlos, ohne finanziell in Vorleistung gehen zu müssen (siehe dazu "Das ist die Musterklage").
Zehn Verfahren laufen
Es gibt aber aber auch tausende Autobesitzer, die von sich aus den Klageweg beschreiten. Oft sind es die, die eine Rechtsschutzversicherung haben, weiß Rechtsanwalt Frank Stübinger von der Kulmbacher Kanzlei Schmidt, Hammon, Stübinger und Kollegen, die auch Käufer eines Schummeldiesels vertritt. Zehn Verfahren hat sie derzeit am Laufen. Stübinger: "In einem Fall liegt uns inzwischen ein erstinstanzliches Urteil vor."