Die Zeitung auf dem Lenkrad und Schüler im Bus
Autor: Jürgen Gärtner
Kulmbach, Montag, 05. November 2018
Ein 51-Jähriger konnte erst nicht glauben, was ihm sein Sohn über den Schulweg erzählte: Die Person am Steuer des Busses liest während der Fahrt Zeitung.
Zuerst konnte der 51-Jährige nicht glauben, was ihm sein Sohn über seine Fahrten mit dem Bus zur Schule erzählte. Aber es gibt Fotos - mit dem Handy aufgenommen -, die die Geschichte des Jungen belegen: Die Person am Steuer liest während der Fahrt im vollbesetzten Bus die "Bayerische Rundschau". "40 Kinder sitzen im Bus, 20 stehen", erklärt der Mann aus dem Landkreis und mag sich gar nicht vorstellen, wenn sich dann wegen des Verhaltens ein Unfall ereignet. "Da wird mit dem Leben der Kinder gespielt."
Auf der gut ausgebauten B 289 und der Kulmbacher Umgehung, über die der Bus den ZOB ansteuere, liege die Zeitung immer wieder über dem Lenkrad, hat er von seinem Sohn und anderen Schülern erzählt bekommen. Seinen Jungen lässt er nicht mehr mitfahren - zu groß ist die Angst, dass etwas passiert.
Und er geht davon aus, dass auch andere Eltern ihre Kinder nicht mehr in den Bus einsteigen lassen würden, wüssten sie von dem Verhalten, für das er kein Verständnis hat: "So jemand gehört nicht hinters Steuer. Das hat etwas mit Verantwortung zu tun."
Die Polizei hat er ebenso informiert wie das für die Schülerbeförderung zuständige Landratsamt.
Polizei hat kontrolliert
Die Polizeiinspektion Kulmbach hat daraufhin Kontrollen durchgeführt, erklärt Inspektionsleiter Peter Hübner. Am Montagmorgen nahmen die Beamten den Schülertransport in Mainleus und am ZOB in Kulmbach unter die Lupe. Es gab keine Beanstandungen. "Wir werden aber weiter die Sache beobachten", betont Hübner.
Was wäre passiert, wäre ein zeitungslesender Busfahrer von den Beamten erwischt worden? Dann hätte er eine Verkehrsordnungswidrigkeit begangen, die eine Strafe im niedrigen zweistelligen Bereich zur Folge hätte. Zum Vergleich: Bei einem digitalen Gerät wie einem Handy wären 100 Euro und ein Punkt fällig.
Hübner zufolge werden weitere Kontrollen folgen und die besagte Person ebenfalls wieder ins Visier genommen. Dann soll auch eine "Gefährderansprache" erfolgen. Diese hat zur Folge, dass im Falle eines Unfalls höhere Strafen drohen. Hübner hofft, dass das Wirkung zeigt und Vernunft einkehrt. "Es besteht schließlich eine besondere Verantwortung gegenüber den Schülern."