Die Wildschweinplage in Oberfranken nimmt zu
Autor: Stephan-Herbert Fuchs
Thurnau, Donnerstag, 14. November 2013
Trotz steigender Abschusszahlen erhöht sich die Zahl der Wildschweine in Oberfranken immer weiter. Nicht nur Landwirte sind betroffen. Auch für die Allgemeinheit stellen Wildschweine eine Gefahr dar.
Die Wildschweinpopulation erhöht sich weiter, die Schäden haben binnen weniger Jahre bereits immens zugenommen: "Kleine Schritte werden nicht mehr ausreichen, um das Problem in den Griff zu bekommen", sagte Dieter Heberlein vom Bauernverband bei einem Treffen der Arbeitsgemeinschaft Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer im BBV in Thurnau.
Wenn die Betroffenen von der Zunahme des Schwarzwildes sprechen, dann steht ihnen der Schrecken ins Gesicht geschrieben. Sämtliche Tabellen mit Zahlen weisen in eine Richtung: nach oben. Oberfranken ist unter den bayerischen Regierungsbezirken mit am stärksten betroffen. "Trotz Drückjagden und zahlreichen anderen Maßnahmen bekommen wir das Problem nicht in den Griff", so Heberlein.
Unterfranken ist Spitzenreiter
Spitzenreiter ist Unterfranken.
Innerhalb der Landkreise stellten die Verantwortlichen die größten Steigerungen in Hof und Wunsiedel fest. Im Landkreis Hof war die Zahl binnen Jahresfrist von 843 auf 1527 gestiegen, in Wunsiedel von 510 auf 940. Das sind jeweils rund 80 Prozent mehr in nur einem Jahr. Aber auch in Kulmbach und Lichtenfels mit Zunahmen von jeweils 70 Prozent sowie Kronach (68 Prozent) habe das Schwarzwild erheblich zugenommen, so der Sprecher der AG Jagdgenossenschaften, Franz Böhmer aus Ebensfeld.
Furcht vor Schweinepest
Größte Befürchtung ist die Gefahr einer Übertragung der sogenannten Schweinepest auf Nutztierbestände. "Dieses Gefahrenpotenzial wird von Jägern und Jagdgenossenschaften noch immer unterschätzt", so Heberlein. Im Falle eines Schweinepest-Vorkommens seien katastrophale Schäden für Schweinehalter und enorme volkswirtschaftliche Schäden durch Bekämpfungsmaßnahmen und entsprechende Exportbeschränkungen zu befürchten.
Aber auch die Schäden in Feldern, Grünland und Wäldern seien enorm. Sie reichten vom Fraß der Feldfrüchte über Wühlschäden, eine Verschmutzung des Futters, Schäden an Kulturzäunen bis hin zum Fraß der Saat. Längst sind aber nicht mehr nur Landwirte betroffen. Verkehrsunfälle mit Schwarzwild seien gewaltig im Steigen, die Gefahr für Leib und Leben nehme immens zu.
Maisanbau nicht die Ursache
Einmal mehr räumte Heberlein bei der Zusammenkunft in Thurnau mit dem Vorurteil auf, dass der Maisanbau an allem schuld sei. Der Anstieg der Schwarzwildbestände folge dem Anstieg der Mainanbaufläche mit einer Verspätung von rund 15 Jahren. Würde ein Zusammenhang bestehen, hätten die Schwarzwildbestände bei der gegebenen Populationsdynamik viel früher zunehmen müssen. Außerdem würden die Zahlen eine klare Sprache sprechen: auf knapp 31 000 Hektar werde in Oberfranken Mais angebaut, das seien nur knapp 15 Prozent der gesamten Ackerfläche. Hauptanbaufrucht bleibe die Sommergerste mit über 36 000 Hektar, gefolgt vom Winterweizen mit 34 000 Hektar.
Von den Jägern fordern Landwirte und Jagdgenossenschaften weiterhin eine konsequente Umsetzung der Bejagungsrichtlinie vor allem durch flächendeckende und revierübergreifende Bewegungsjagden sowie eine ganzjährige intensive Bejagung des Schwarzwildes. Dieses sollte außerdem als Schwerpunkt in die Jägerprüfung aufgenommen und die Schwarzwildjagd sollte als Aufgabe der Bayerischen Staatsforsten gesetzlich verankert werden.
SIS zu wenig genutzt
Nicht ganz glücklich sind die Verantwortlichen mit dem internetbasierten Schwarzwildinformationssystem SIS, das als Pilotprojekt im Raum Pegnitz sowie im Landkreis Kulmbach durchgeführt wurde. Das System werde zu wenig genutzt, weil auch ein gewisser Aufwand damit verbunden sei, sagte Heberlein. Dabei wäre das SIS eine hervorragende Grundlage für weitere Maßnahmen gegen das Schwarzwild.
Das Projekt wurde 2009 vom Bauernverband ins Leben gerufen und über die Jagdabgabe finanziert. Ziel ist es, eine Art Monitoring aufzubauen, indem beispielsweise sämtliche Wanderbewegungen, Populationsschwerpunkte und Schäden auf Grünland, Ackerland oder Waldflächen registriert werden. Die Informationen seien dann für alle Beteiligten im Internet sichtbar.