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Die Wende im Dorf


Autor: Sonny Adam

Reichenbach, Freitag, 24. Februar 2012

Auch für Reichenbach möchte der Markt Presseck ein neues Biomasse-Konzept anbieten - dezentral und mit günstigen Preisen.


Energiepreise auch für die Zukunft günstig zu sichern, das ist das Bestreben von Bürgermeister Siegfried Beyer und Karl-Heinz Fröhlich vom Arbeitskreis Energie. Jetzt rücken sie den Ortsteil Reichenbach in den Fokus.
"Energie ist das Thema, das uns beschäftigt und auch in Zukunft beschäftigen wird. Wir wollen jetzt die Weichen stellen, damit bei uns Energiepreise auch in Zukunft erschwinglich sein werden", erklärt der Pressecker Bürgermeister. Nachdem nun bereits sicher ist, dass Heinersreuth energieautark wird und dass dort ein Hackschnitzelkraftwerk entsteht, nehmen Siegfried Beyer und der Arbeitskreis Energie mit Karl-Heinz Fröhlich nun den nächsten Ortsteil ins Visier: Reichenbach. "Wir wollen schon in den nächsten 14 Tagen eine Informationsveranstaltung im Burschenheim machen, wo wir die Bürger aufklären, wie so ein Energiekonzept aussehen könnte", nennt das Gemeindeoberhaupt als nächsten Schritt.

Geplant ist in Reichenbach ein mit Hackschnitzeln betriebenes Biomassekraftwerk, das die Nahwärmeversorgung zu akzeptablen Preisen sichern soll. Gleichzeitig möchte die Gemeinde prüfen, ob auch die Gewinnung von Strom möglich ist. Dass in Reichenbach bereits etliche Privatleute über kleine Kraftwerke verfügen, sieht der Bürgermeister als echtes Plus.

"Man könnte diese kleinen Kraftwerke einbinden, so dass wir im Sommer die große Anlage sogar abschalten könnten", hat sich Beyer kundig gemacht.

Großes Interesse


In persönlichen Gesprächen haben bereits etliche Reichenbacher ihr Interesse an einem Nahwärmenetz bekundet. Daher sieht der Bürgermeister Chancen, dass auch dieses Projekt umgesetzt werden kann.
"So eine dezentrale Versorgung ist ein echter Anreiz", findet der Pressecker Bürgermeister und rechnet mit Erfahrungswerten das Einsparpotenzial vor. So lassen sich im Jahr - natürlich pauschal gerechnet - im Vergleich zu einer Beheizung mit Heizöl zwischen 700 und 800 Euro einsparen. Hinzu kommen bei einem Stromverbrauch von 5000 Kilowattstunden Strom im Jahr, was einem durchschnittlichen Verbrauch entspricht, weitere 250 Euro Kostenersparnis. Denn durch die Einspeisung von Strom kann dieser den Mitgliedern des Nahwärmenetzes dann günstiger als normal angeboten werden.

Karl-Heinz Fröhlich vom Arbeitskreis Energie rechnet mit einem Strompreis zwischen 16 und 19 Cent - im Vergleich zu einem normalen Preis von 23 Cent. "Natürlich hängt die genaue Kalkulation von der Zahl der Interessenten und von Details bei der Umsetzung ab. Das wird Energievision Frankenwald ermitteln", so Fröhlich. Der Experte vom Energiearbeitskreis sieht allein die Tatsache, dass die Anlage mit Hackschnitzeln aus der Region betrieben wird, als äußerst positiv. Denn das erhöht die Wertschöpfung in der Region, und zudem gebe es keine Transportkosten. Außerdem wirke sich der entfallende Transport positiv auf die Kohlendioxid-Bilanz insgesamt aus.

"Man könnte sogar darüber nachdenken, ob man die Wärme, die erzeugt wird, speichern kann", erklärt der Bürgermeister das Zukunftskonzept. "Wir würden von der Gemeinde und vom Arbeitskreis wieder im Vorfeld die Informationsveranstaltungen organisieren und die Bürger bis zu dem Punkt begleiten, wo sie eine Genossenschaft oder eine Träger-Gesellschaft gegründet haben. Unterstützt würden wir auch bei diesem Projekt von Energievision Frankenwald werden", so Beyer.

Geplant ist eine Umsetzung des Projekts, wenn Interesse besteht, so bald wie möglich. "In diesem Jahr konzentrieren wir uns erst einmal auf Heinersreuth, und dann könnte sich Reichenbach anschließen", sieht Beyer realistische Chancen, bereits 2013 das Projekt umzusetzen.

Sogwirkung


"Ich denke auch, dass das energieautarke Dorf Heinersreuth eine gewisse Sogwirkung hat. Das wäre für uns eine gute Chance", erklärt Fröhlich.
Noch nicht ganz so konkret, aber immerhin schon vorhanden, sind Ideen für Enchenreuth, das ebenfalls Mitglied bei den LQN-Gemeinden ist. Denn im Zuge der Konzeption der Nahwärmeversorgung in Heinersreuth haben auch etliche Bürger aus Wahl Interesse bekundet. "Aber da wären mehr als 800 Meter zu überbrücken, das ist nicht möglich, da der Wärmeverlust zu hoch ist", erklärt Bürgermeister Beyer und hofft auf Unterstützung seitens der Nachbargemeinde, um auch eine Lösung für die Wahler Bürger zu finden.