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Die Vielfalt geht den Main runter


Autor: Christian Schuberth

Kulmbach, Mittwoch, 11. Februar 2015

In Oberfranken wirbt man mit dem Begriff "Genussregion". Doch die vielgerühmte Vielfalt ist in Gefahr. Nicht nur Bäckereien und Metzgereien werden weniger, auch die Zahl der Brauereien nimmt ab.
Oberfranken - das Land der Brauereien. Doch die Vielfalt wird weniger. In den vergangenen 15 Jahren haben 39 überwiegend kleine Braustätten geschlossen, nur ein paar wurden neu gegründet. Foto: Archiv


Das muss man erst einmal schlucken: In den vergangenen 15 Jahren haben in Oberfranken 39 Brauereien dicht gemacht. Unsere Biervielfalt geht den Main runter! Jetzt werden Sie sagen - wir haben doch immer noch die größte Brauereidichte der Welt. Oberfranken hat doppelt so viele Brauereien wie alle anderen Regionen Bayerns, mehr Brauereien als jedes Bundesland in Deutschland und als jedes Land Europas.

Ja schon, aber was ist, wenn die Entwicklung so weiter geht? Dann macht in etwa 75 Jahren das letzte Sudhaus Oberfrankens dicht.

Und dann? Wahrscheinlich trinkt der Franke im 22. Jahrhundert nur noch Bier aus China. Woher jetzt schon viele unserer Brötchen kommen. Als Teiglinge vorproduziert, "frisch" aufgebacken in den Supermärkten. Der Kunde mag's halt billig. Und der Geschmack? Wird (noch) überschätzt. Ebenso wie die Qualität und die Herstellungsbedingungen. Gilt vor allem für's Fleisch, bei dem die meisten auch nur auf den Preis schauen. Geiz ist geil.

Wahrscheinlich ist bereits die letzte heimische Brauerei geschlossen, beim letzten Bäcker nebenan der Ofen erkaltet und der letzte Metzger des Vetrauens vor die Hunde gegangen, ehe die Leute merken, dass Einheits-Bier, -Brot und -Wurst aus der Fabrik doch nicht so toll schmecken.

Die Dorfkneipe vermissen ja die Leute auch erst, wenn sie weg ist.