Die Untersteinacher Trial-Fahrer will keiner haben
Autor: Sonny Adam
Untersteinach, Montag, 06. April 2015
Neun Jugendliche und fünf Erwachsene trainieren im MSC Untersteinach mit ihren Spezialmotorrädern. Es sind keine Tempofanatiker, sondern Sportler. Doch ein Übungsgelände konnte der Vorsitzende bislang noch nicht finden.
Seit sieben Jahren sucht der Vorsitzende des MSC Untersteinach Klaus Herold nach einem Übungsgelände für den Motorsportclub Untersteinach. Es geht darum, den neun Jugendlichen und fünf Erwachsenen, die derzeit mit Motorrädern Trial fahren möchten, einen Parcours aufzubauen. Zu Übungszwecken. "Was wir bräuchten ist eine Fläche, die ungefähr einen Hektar groß ist", sagt der Vorsitzende. "Ideal wären ein Feld oder eine Wiese, die man kaufen oder pachten könnte."
Es geht nicht um Geschwindigkeit
Auf diese Wiese sollen Erdhügel und Steinhaufen aufgeschüttet werden. Und die Trialfahrer würden dann versuchen, das unwegsame Gelände mit den Motorrädern zu erklimmen, ohne mit den Füßen den Boden zu berühren. Es geht nicht um Geschwindigkeit oder eine Rennstrecke, sondern nur um die Ausübung des Geschicklichkeitssportes. "Die Motorräder sind auch nicht so laut wie Motocross-Maschinen", sagt Klaus Herold und betont, dass niedertourig gefahren wird. Doch egal, wo der Vorsitzende in den vergangenen Jahren auch angefragt hat, er bekommt immer wieder Absagen. Niemand will die Trial-Sportler haben. Inzwischen hat Klaus Herold 41 Geländevorschläge im Landkreis Kulmbach prüfen lassen. Ohne den geringsten Erfolg.
Aktuell hat der Vorsitzende eine Anfrage gestellt, ein solches Übungsgelände auf der ehemaligen Erddeponie bei Wirsberg (Gemarkung Ludwigschorgast) errichten zu dürfen. Klaus Herold hat aber auch in diesem Fall wenig Hoffnung, dass der MSC dort heimisch werden könnte. Der Markt Ludwigschorgst hat zwar prinzipiell zugestimmt, doch die Zufahrtsregelung für das Gelände ist schwierig und führt über viele Privatgrundstücke. "Da braucht nur einer dabei sein, der sich querstellt, schon ist das Projekt gescheitert", sagt Herold.
"Ideal wäre ein Gelände, das mindestens 40 Meter von der Autobahn weg ist, 20 Meter von der nächsten Bundesstraße, 15 Meter von einer Staatsstraße - so sind die Vorschriften", sagt Herold. Das Gelände braucht nichts besonders. Sogar eine Hanglage könnte funktionieren.
Herold hat sich schon mit dem Landratsamt Kulmbach in Verbindung gesetzt, um zu erfahren, wo überhaupt genehmigungsfähige Flächen sind. Dann kontaktiert er die Eigentürmer. Immer wieder aufs Neue. Doch bislang war jeder neue Vorstoß zum Scheitern verurteilt. "Wir wollten in Waldau ein Gelände bei der Autobahn, aber da waren die Jäger dagegen."
In Untersteinach hatte der MSC ein Gelände neben der Photovoltaikanlage ins Auge gefasst. Anwohner reagierten prompt, sammelten Unterschriften.
"Oje, ich kenne die Fälle - es ist nicht einfach, solch ein Gelände zu finden", weiß der Untersteinacher Bürgermeister Volker Schmiechen (SPD). Denn Anwohner, Jäger und Jagdpächter haben oft Einwände. "Wir haben schon ein Gelände im Steinbruch geprüft, aber das ging aus naturschutzrechtlichen Gründen nicht", sagt Schmiechen. Im Wald sind solche Flächen ohnehin nicht genehmigungsfähig.
Ein schwieriges Gebiet
"Ich bin ja früher selbst Trial gefahren, ich kenne den Sport und habe Verständnis", erklärt der Untersteinacher Bürgermeister. Doch er weiß, dass die Suche nach einem Übungsgelände ein schwieriges Terrain bleiben wird. "Ich muss sagen, in direkter Nähe zu einem Wohngebiet kann man so etwas natürlich nicht machen. Man muss weiter suchen und eine vernünftige Lösung zu finden", erklärt Schmiechen und drückt dem MSC die Daumen.
"Veranstaltungen können wir auf einem ein Hektar großen Gelände eh nicht machen. Denn dafür wäre das zu klein. Aber wir könnten eben üben", sagt Herold. Aktuell fährt Herold mit den Jugendlichen und den anderen Trial-Begeisterten immer nach Gefrees oder nach Kronach. "Ich würde mir so wünschen, dass wir bald ein Gelände finden würden", betont Herold und will weiter kämpfen, dass der MSC Untersteinach endlich eine Heimat bekommt.
Persönlich fährt Klaus Herold schon seit 1974 Trial. Und auch mit 62 Jahren ist er noch aktiv. Selbst ein Genickbruch beim Skifahren, den Klaus Herold wie durch ein Wunder überlebt hat, kann den passionierten Sportler nicht abhalten, weiterzumachen. "Ich überlege inzwischen Tag und Nacht, wo noch ein Gelände sein könnte." Übrigens könnte sich Herold auch im südlichen Landkreis einen Parcours vorstellen. Die Modellierung des Geländes würde der Verein auf eigene Kosten vornehmen.