Die Trebgast bekommt neuen Schwung
Autor: Dieter Hübner
Trebgast, Donnerstag, 14. August 2014
Die Renaturierung des Trebgast-Baches steht kurz vor dem Abschluss. Der Freistaat investiert dafür 350 000 Euro.
Die Älteren werden sich noch an die so genannte "Trebgast-Regulierung" in den 1950-er Jahren erinnern. Dabei wurde der Bach, der dem Tal von Bindlach bis Trebgast seinen Namen gegeben hat, in seiner gesamten Länge begradigt und kanalisiert, um der Landwirtschaft mehr Flächen zur Verfügung zu stellen. Jetzt vollzieht das Wasserwirtschaftsamt die Rolle rückwärts.
Mitarbeiter der Neuenmarkter Firma RK-Landschaftsbau sind damit beschäftigt, dem Gewässer von der Harsdorfer Kläranlage bis etwa 250 Meter unterhalb von Heidelmühle seine ursprüngliche Freiheit wieder zurückzugeben. "Hydromorphologische Maßnahme" heißt das Zauberwort.
Einfacher ausgedrückt bedeutet das "Renaturierung".
Seit 2001 für die Maßnahme vorgebaut
Abteilungsleiterin Andrea Künzl von der zuständigen Behörde in Hof kennt die Historie, die 2001 begann, als in Waldau eine Flurneuordnung durchgeführt wurde. "Das Wasserwirtschaftsamt hat damals die Gelegenheit gesehen und wahrgenommen, Flächen zu erwerben, um die Trebgast wieder natürlicher zu gestalten. Vor vier bis fünf Jahren haben die Landwirte in Waldau zugestimmt, im Rahmen der Flurbereinigung Flächen entlang des Baches an den Freistaat abzugeben. Insgesamt waren es vier Hektar. Nach einer Bestandsaufnahme verschiedener Flusswasserkörper - dazu gehören neben der Trebgast beispielsweise die Kronach, der Laubenbach, der Streitmühlbach und die Ölschnitz - wurde vom Freistaat mit zwölf Gemeinden ein gemeinsames Konzept erstellt, wie man den Zustand der Gewässer verbessern kann."
Gesetzliche Grundlage dafür ist die seit 2000 gültige "Europäische Wasserrahmenrichtlinie".
Die Begründung für das Vorranggebiet der Trebgast liest sich so: Die Niederung der Trebgast ist aufgrund ihrer hervorragenden Bedeutung und Biotopverbundfunktionen für gefährdete Lebensräume der Feuchtgebiete und Fließgewässer vorrangig zu erhalten und zu sichern. Damit sollen zugleich die besonderen Landschaftsbildqualitäten gesichert werden. Zugleich dient das dargestellte Gebiet der Sicherung noch weitgehend naturnaher Fließgewässer einschließlich ihrer Uferzonen und natürlichen Überschwemmungsgebiete sowie der Erhaltung und Entwicklung von Böden mit hervorragender Bedeutung als Standort für seltene Lebensgemeinschaften.
Lebensraum für gefährdete Arten
Das dargestellte Gebiet umfasst Teilbereiche der Trebgastniederung, die noch größerflächig durch eine standortangepasste Grünlandnutzung gekennzeichnet sind und Lebensräume gefährdeter Feuchtgebietsarten wie Torfsegge, Breitblättriges Knabenkraut oder Breitblättriges Wollgras aufweisen.
"Neueste Erkenntnisse zeigen, dass die Struktur des Gewässers einen deutlichen Einfluss auf die Biologie hat. Das setzen wir in der Form um, dass wir dem Gewässer mehr Möglichkeiten geben, seinen natürlichen Verlauf zu finden", betont der Leiter des Wasserwirtschaftsamts Hof, Benno Strehlen Die praktische Umsetzung erklärt Andrea Künzl: "Zuerst wurde Oberboden und Boden abgetragen, um das Gewässer dazu zu bringen, schneller nach außen zu gehen. Auf einer Länge von 1,2 Kilometer wurde ein komplett neuer Wasserlauf angelegt - genau das Gegenteil von dem, was vorher war: geschwungene Linien, mal breiter, mal schmäler, mal tiefer. Es wurden Stämme, Wurzelstöcke und Reisig als Unterschlupf für Fische und Kleintiere eingebaut."
Und Amtsrat Karl-Heinz Amberg ergänzt: "Dadurch, dass wir relativ viel Material rausgeholt haben, wird Raum für weiteren Wasserrückhalt geschaffen. Diese Fläche kann zusätzlich 8200 Kubikmeter aufnehmen und zurückhalten. An verschiedenen Stellen wurden Kiesdepots eingebracht in der Hoffnung, dass dort die Forellen und andere Kieslaicher ablaichen können. Wichtig ist, dass die Fließgeschwindigkeiten wechseln von rasch strömend bis zu beruhigten Bereichen, wo Jungfische unterkommen. Die Vegetation wird sich selbst überlassen."
Die Maßnahmen, die in drei Wochen abgeschlossen sein sollen, werden den Freistaat insgesamt 350 000 Euro kosten.