Druckartikel: Die Thurnauer Töpfer zeigen ihre Kunst

Die Thurnauer Töpfer zeigen ihre Kunst


Autor: Horst Wunner

Thurnau, Sonntag, 13. März 2022

Beim Tag der offenen Töpferei konnte man den Thurnauer Keramikkünstlern über die Schulter schauen.
Sie liebt ihren Beruf: Eva Potzel von der Töpferei Renner, hier an der Drehscheibe.


Am Wochenende wurde der 17. Tag der offenen Töpferei deutschlandweit gefeiert, und in die Ausrichtung war natürlich auch eine Ortschaft eingebunden, die in dieser Kunstrichtung besondere Aufmerksamkeit genießt: der Markt Thurnau. Thurnau ist ein Mekka für Keramik, zählt allein fünf Töpfereien, was für ein Dorf in dieser Größe einmalig in der Republik ist.

"Jeder ist ein Unikat"

Wir haben den Tag genutzt, um Keramikkünstlern bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen. Der älteste Betrieb ist die Töpferei Renner, gegründet 1884. Geführt wird er von Eva Potzel in der sechsten Generation. Die Töpferin sitzt auf einem Arbeitsstuhl, der schon sechs Jahrzehnte auf dem Buckel hat, und formt konzentriert per Hand aus frischem Ton Eierbecher, die später mit dem Malhorn dekoriert werden. "Jeder ist ein Unikat, weit weg von industrieller Einförmigkeit. Ich habe heute den Brennofen auch schon mit Butterdosen bestückt", erzählt sie. Die Farben Gelb und gespritzt seien unverkennbares Merkmal von Renner-Produkten, genau wie die historische Gestaltung, "aber da darf ruhig auch mal was Neues, Modernes dabei sein".

"Da würde was fehlen"

Ein bisschen weh tat es, dass die Ausstellermärkte wegen der Pandemie wegbrachen, gibt sie zu. "Doch wir reagierten schnell, stellten die telefonisch bestellten Waren vor die Tür, wo sie Kunden abholen konnten." Mit dem Besuch am Tag der offenen Töpferei sei sie zufrieden gewesen. "Keramik aus der Familientradition heraus ist gefragt." Eva Potzel liebt ihren Beruf, obwohl er schon schwer sei, Ausdauer und viel Kreativität verlange. Sie will ihn noch lange ausüben. Thurnau ohne die Töpferei Renner? "Da würde was fehlen", sagt sie.

Bei 1300 Grad

Es ist nicht weit zum nächsten Unternehmen, das sich Töpferei am Museum nennt und Marianne Le Dieu gehört. Die Meisterin ist seit 50 Jahren in ihrem Metier aktiv, seit 1984 in der Ortsmitte präsent. "Unsere Schwerpunkte sind Gartenkeramik wie Stelen, Brunnen oder Töpfe im Freien, alles frostsicher hergestellt. Außerdem bieten wir Erzeugnisse für den Alltagsgebrauch und fantasievolle Figuren an. Bei knapp 1300 Grad hochgebranntes Steinzeug, manchmal sogar aus dem Holzbrandofen", berichtet sie. Ihre Räume zeigen eine Fülle an Kunsthandwerk, nahezu in unzählbarer Anzahl.

Stammkunden helfen in der Krise

Corona habe die Töpferei schon "ein bisschen" kaltgestellt, Stammkunden hätten jedoch aus der Krise geholfen und ein internationales Publikum sei dank der Bayreuther Festspiele auch gekommen. Kritische Worte findet Marianne Le Dieu zur "Billigmentalität" vieler Leute, die Massenproduktion aus Fernost vorziehen würden. "Handarbeit made in Thurnau hat eben seinen berechtigten Preis."

Sonderaufträge

In exponierter Lage am Schlossweiher empfängt die Töpferei Schnauder & Sanke ihre Kunden. Den Meisterbetrieb hat Franziska Schnauder-Sanke von ihren Eltern Eva Maria und Heinz Schnauder übernommen, die Werkstatt gab es unter dem Namen Spielbühler aber schon lange vorher. Zusammen mit ihrem Mann Stefan, auch Töpfermeister, und zwei Halbtagskräften arbeitet sie gern für Sonderaufträge, gestaltet Keramik-Bierkrüge mit Wappen oder Hochzeitsgeschenke mit eingravierten Namen. "Zu unserer Stilrichtung gehört auch die Thurnauer Engobe, eine dünnflüssige Tonmineralmasse für die Einfärbung und Beschichtung." Durch die Pandemie sei man unbeschadet gekommen, erläutert sie. "Die Treue der Vereine und das Internet halfen dabei." Überdies seien die Kunden in dieser schwierigen Zeit spendabel gewesen.

Der Daumen geht nach oben

Und als Zeichen für ihren Optimismus hebt Franziska den Daumen. Ehe sie schnell noch ein Ehepaar aus der Nähe der oberpfälzischen Stadt Neumarkt bedient - auch sie sind Stammkunden.