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Die Thurnauer Discounter wollen wandern


Autor: Alexander Hartmann

Kulmbach, Donnerstag, 28. April 2016

Lebensmittelmärkte schließen, um wenige Meter weiter eine neue Filiale zu eröffnen: eine Entwicklung, die wohl auch vor Thurnau nicht Halt macht.
Die Speditionsgebäude werden abgerissen, ein Lebensmittelmarkt wird gebaut. Netto will seine Filiale im Frühjahr 2017 auf dem einstigen Vogel-Areal eröffnen. Fotos: Alexander Hartmann


Es ist in vielen Städten und Gemeinden zu beobachten: Lebensmittel-Discounter wollen sich strategisch neu ausrichten, ihre Produkte auf einer größeren Fläche präsentieren, den Einkauf zum Erlebnis machen. Die Folge: Oft wird eine Filiale dicht gemacht und nur wenige Meter weiter neu eröffnet.

Auch in Thurnau zeichnet sich diese Entwicklung ab. Fest steht: Netto verlässt seine Filiale in der Berndorfer Straße 18 und wandert wenige 100 Meter weiter nördlich auf das frühere Vogel-Gelände an der Ecke Berndorfer Straße/Badersbergstraße. Der Bauantrag liegt noch zur Genehmigung beim Landratsamt, doch soll der Neubau zeitnah in Angriff genommen werden. Grundstückseigentümer, Bauherr und Investor ist die Prebag Holding AG aus Aschheim, die das Gebäude an Netto verpachten wird. Wie Prebag-Sprecher Ulrich Weindl mitteilt, soll mit dem Abriss der alten Speditionsgebäude Ende Mai und mit dem Neubau Ende Juni begonnen werden. Als Eröffnungstermin sei Ostern 2017 anvisiert.


Kein Rückstau

Um Netto auf dem Speditionsgelände verkehrsmäßig sinnvoll anzubinden, wird Bürgermeister Martin Bernreuther (CSU) zufolge an der Ecke Badersbergstraße/Kasendorfer Straße/Kirschenallee die Kreuzung sieben Meter in Richtung Kasendorfer Straße verlegt. "Dadurch wird dort der Verkehr entzerrt und dafür gesorgt, dass sich kein Rückstau bildet." Die Kosten für die Maßnahme trage der Bauherr.


Edeka äußerst sich nicht

Umzugspläne hat auch Edeka. Es gibt Überlegungen, die Filiale in der Bürgermeister-Kleinlein-Straße auf das frühere Bahnhofsgelände zu verlagern, das auf der Straßenseite gegenüber liegt. Das Areal werde von seinem Büro geplant, sagt der Hollfelder Architekt Stefan Schwarzmann, der sich zu einem möglichen Nutzer nicht äußern wollte. Edeka gab zu den Thurnauer Plänen keine Stellungnahme ab. "Generell versuchen wir unser Filialnetz zur Zufriedenheit unserer Kunden zu optimieren", hieß es auf Nachfrage.
Auch Norma will die Filiale in der Bürgermeister-Kleinlein-Straße verlassen. Das Unternehmen habe signalisiert, sich verändern zu wollen, sagt Martin Bernreuther, nach dessen Worten Netto nicht unbedingt auf einen Neubau aus ist.


Nicht auf die grüne Wiese

Der Bürgermeister weiß, dass durch die Umzüge in den bisherigen Filialen neue Leerstände geschaffen werden. Doch könne man Firmen, die sich verändern wollen, keine Steine in den Weg legen. Er verschweigt nicht, dass die Discounter sich am liebsten auf der grünen Wiese am Ortsrand niederlassen wollten. Das versuche man zu verhindern.


Die "imaginäre Linie"

Der Entwicklungsausschuss der Gemeinde habe einen Grundsatzbeschluss gefasst. "Wir haben eine imaginäre Linie gezogen, hinter der wir keine Bebauung wollen." Es sei das Bestreben, die Märkte im Ortskern zu halten. Bernreuther: "Es wäre ein Gewinn, wenn langfristig die Möglichkeit bestünde, alle Einkäufe fußläufig zu erledigen."