Die Spritpreisschraube löst die Probleme nicht
Autor: Dagmar Besand
Kulmbach, Freitag, 22. Oktober 2021
Wenn das Benzin teurer wird, erhöht den Druck, sich für umweltfreundliche Alternativen zu entscheiden. Die muss es aber erst einmal geben.
Autofahren muss noch viel teurer werden, fordern Klimaschützer. Preise von deutlich über zwei Euro pro Liter Benzin werden ins Gespräch gebracht. Wir fahren dann alle weniger mit dem Auto und mehr mit Bus und Bahn oder kaufen uns Fahrzeuge mit Elektro-Antrieb. Prima.
Der Gedanke ist im Ansatz ja nicht verkehrt: Wenn der Sprit teurer ist, überlegt man sich manche Fahrt, die nicht unbedingt sein muss, zwei Mal. Doch es gibt ein großes Aber: Viele Fahrten sind eben nicht unnötig und bei uns im ländlichen Raum obendrein alternativlos. Wenn wir zur Arbeit, zum Einkaufen oder zum Arzt müssen und in einem kleinen Dorf wohnen, dann brauchen wir dafür zwingend ein Auto. Der Bus fährt selten und nicht zu den Zeiten, die der flexible Arbeitnehmer bräuchte.
Also ein neues E-Auto kaufen? Das muss man sich schon auch leisten können. Für Azubis und Teilzeitkräfte, die ein paar Hundert Euro netto im Monat verdienen, ist das zumindest auf die Schnelle nicht die Lösung.
Wir müssen alle etwas fürs Klima tun. Das ist unbestreitbar. Aber die Politik ist gefordert, dafür zu sorgen, dass nicht diejenigen die Zeche zahlen, die in strukturschwachen Gebieten ohnehin schon mit Nachteilen zu kämpfen haben. Das gilt für den einzelnen, der mobil sein muss, ebenso wie für die kleinen und mittleren Unternehmen, die nicht konkurrenzfähig sein können, wenn ihre Betriebskosten explodieren.
Wenn Politiker davon sprechen, gleichwertige Lebensbedingungen in der Stadt und auf dem Land gewährleisten zu wollen, dann müssen sie diesen Aspekt im Blick haben.