Die spannenden Suche nach dem Ötzi von Rugendorf
Autor: Stephan Tiroch
Rugendorf, Mittwoch, 08. April 2020
Wo bald Windräder Strom produzieren sollen, fanden Archäologen Siedlungsreste aus der Jungsteinzeit. Was bedeuten die Funde für den Windpark?
Viel sieht man hier nicht. Blanker Lehm, so weit das Auge reicht. Wie eine Mondlandschaft, nachdem der Oberboden weggeschoben wurde.
Aber das ein paar tausend Quadratmeter große Areal ist ein spannendes Betätigungsfeld für Archäologen. Denn hier lebte der Ötzi von Rugendorf. Wie die Zeitgenossen des berühmten Gletschermannes, der 1991 in den Südtiroler Bergen entdeckt worden ist.
Untergrund betonhart
Eine Gruppe von Archäologen bearbeitet den betonharten Untergrund. Zunächst mit Spaten, Schaufel und Hammer, dann kommen Kelle, Spatel und Pinsel zum Einsatz. Mit den feineren Werkzeugen werden die Funde freigelegt.
Im Auftrag des Landesamts für Denkmalpflege erforscht das Team der Bamberger Grabungsfirma ReVe bei Rugendorf einen Siedlungsplatz der Jungsteinzeit. Die Funde sind also mindestens 5500 Jahre alt.
Obwohl die Grabung gerade erst begonnen hat, geht man beim Landesamt für Denkmalpflege von einem bedeutenden Fund aus. "Erste Einblicke in die vorgeschichtliche Besiedlung dieser Region" erwartet sich die zuständige Gebietsreferentin für Bodendenkmalpflege, Ivonne Weiler-Rahnfeld.
Dass sich bei Rugendorf Siedlungsplätze der Jungsteinzeit befinden, hatten die Denkmalexperten von Schloss Seehof bei Bamberg vermutet. Einen archäologischen Nachweis gab es bisher nicht. Ein Zufall, der gar nichts mit Archäologie zu tun hat, leitete nun die Ausgrabungen in die Wege: Zwischen Rugendorf und Wötzelsdorf, Landkreis Kronach, wurde mit dem Bau des umstrittenen Windparks (dazu: "Bürger getäuscht") begonnen.
Bedeutende Funde?
Auf Anfrage bestätigte Nicolas Weisensel, dass die Windstrom Rugendorf GmbH & Co. KG, eine Tochtergesellschaft der Naturstrom AG, heuer vier Windräder baut. Im März hätten die Arbeiten für die Wege begonnen, die zur Anlieferung der Anlagen nötig sind. Aufgrund der Nähe zu den Bodendenkmalen sei der Oberboden vorsichtig abgetragen worden. Die vermuteten Fundstellen hätten sich teilweise bestätigt, so der Sprecher von Naturstrom aus Forchheim. Daher seien qualifizierte Ausgrabungen erforderlich.