Die Ostergeschichte wird lebendig
Autor: Sonny Adam
Stadtsteinach, Montag, 15. Februar 2016
Über tausend Stunden hat der Stadtsteinacher Mesner Andreas Dremer in seine Passionskrippe investiert. Eigentlich wollte er sie nur für sich bauen.
Menschen mit Turbanen und fremdländisch anmutenden Gewändern stehen am Straßenrand. Sie haben die Arme weit geöffnet, schauen freudig, lachen. Maria - in ihrem typisch rot-blauen Gewand - sinkt auf die Knie. Einige Schaulustige haben Palmblätter in der Hand. Es sieht so aus, als ob sie dem "ersehnten Gast" einen Teppich bereiten möchten. Mitten in diese Szene stellt Andreas Dremer, der Mesner der Stadtsteinacher Pfarrkirche St. Michael, einen Mann im weißen Gewand. Dieser reitet auf einem Esel, lächelt gütig: Jesus. "Eigentlich dauert es noch ein bisschen bis wir Palmsonntag feiern und Jesus Einzug in Jerusalem hält, aber in meiner Passionskrippe macht die Szene den Anfang", erklärt Dremer fast ein bisschen andächtig.
Seit Jahren arbeitet er an einer Passionskrippe. "Ich wollte nicht immer Weihnachtskrippen bauen und kam so auf die Idee, ganz privat eine Passionskrippe anzufertigen", erzählt er.
Den ersten Figurensatz aus Gips hat er bei Pfarrgemeinderatsmitglied Günter Kotschenreuther bestellt, der Krippenfiguren verkauft. Damit begann eine wahre Sammelleidenschaft. "Ich habe immer neue Szenen setweise dazu gekauft", erzählt Dremer. Inzwischen besitzt er mehr als hundert Figuren. Zusammen ergeben alle einen Kreuzweg mit 14 Stationen.
Natürlich musste auch die Landschaft wachsen. Auf einer inzwischen 2,40 mal 1,20 Meter große Platte formte der Mesner Jerusalem nach - samt Ölberg, Tempel, Gefängnis und Auferstehungsgrotte. "Die Gebäude sind aus Spanplatten gemacht. Die Platten werden dann verputzt, mit Fassadenfarbe gestrichen, gefasst und gealtert", erklärt Dremer. "Das sind immer mindestens vier Arbeitsgänge."
Es sind die vielen kleinen Details, die die Passionskrippe lebendig machen. Natürlich hat der Tempel große goldene Kuppeln. "Die sind einfach aus Styrophor", so der Handwerker, der ganz klein angefangen hat. "2013 hatte ich zwei Häuser", sagt Dremer, der immer neue Ideen hatte. Er bastelte, sägte, verputzte, malerte und formte Berg und Tal aus Styrodur. Inzwischen hat er sogar einen Brunnen in die Landschaft integriert. "Der lässt sich auch richtig mit Wasser füllen. Er hat eine Pumpe und funktioniert richtig", zeigt sich Dremer stolz.
So wie die Passionskrippe jetzt vor dem Altar der Gottesmutter Maria aufgebaut worden ist, ist sie in Stadtsteinach noch nie zu sehen gewesen. "Ich habe einmal eine kleinere Version öffentlich gezeigt, einmal habe ich meine Krippe in Marienweiher ausgestellt ", erinnert sich Dremer, der in Stadtsteinach auf viele Schaulustige hofft.
Jede Szene wird dargestellt
Tatsächlich verändert sich die Passionskrippe im Laufe der nächsten Wochen stetig. Am zweiten Fastensonntag will Dremer die Fußwaschungs-Szene aufbauen. Außerdem soll dann der Raum, in dem Jesus mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl gefeiert hat, mit Leben gefüllt werden. Am dritten Fastensonntag wird Jesus am Ölberg gefangen genommen. Dann wird Jesus vor Pilatus gestellt, mit einer Dorne gekrönt und öffentlich gegeißelt.Jede Szene der Bibel wird in den nächsten Wochen in der Passionskrippe aufgebaut. Am Palmsonntag wird Simon von Cyrene Jesus helfen, das Kreuz zu tragen. Am Karfreitag wird die Kreuzigungsszene installiert.
Am Karsamstag wird der Mesner dann Jesus in den Schoß seiner Mutter legen, und am Ostersonntag erscheint als "der Auferstandene" - das Grab wird leer sein. "An Ostern stehen mehr als hundert Figuren in der Krippe", freut sich Dremer schon und ist auf die Reaktionen der Gläubigen gespannt. Denn Passionskrippen sind noch immer relativ selten.
"Noch viele Ideen"
"Ich werde jetzt jede Woche etwas an der Krippe verändern, eine neue Szene hinzufügen. Aber das mache ich gerne, denn ich finde, das macht die Ostergeschichte lebendiger", erklärt der Mesner. Natürlich hat er in seine Passionskrippe auch Lämpchen und Trafos eingearbeitet. "Ich habe noch viele Ideen. Der Tempel kann noch ein bisschen prächtiger werden." Momentan ist das Gebäude mit den goldenen Kuppeln nur mit einem samtenen, rot-goldenen Vorhang ausgeschmückt.
Dremer überlegt schon, ob er Altäre oder anderen Schmuck einbauen kann.
"Fertig ist man eigentlich nie"
"Außerdem wollte ich auch mal einen Hintergrund entwerfen. Fertig ist man eigentlich nie. Für mich ist die Krippe eine Urlaubsbeschäftigung", sagt Dremer und will weitermachen. Er hofft, dass auch viele andere Menschen an seinem Werk Gefallen finden. Denn die Passionskrippe ist längst viel zu groß geworden, um sie nur im Privathaus aufzustellen.Der Mesner hat übrigens eine Spendenbox an der Krippe installiert. Das Geld, das dort eingeworfen wird, soll für die Sanierung der Zunftstäbe (wir berichteten) verwendet werden.