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Die Mitte kommt immer zum Schluss


Autor: Katrin Geyer

Kulmbach, Sonntag, 25. März 2018

Die, die im Theater immer in der Mitte sitzen, kommen immer zum Schluss. Das ist ein Gesetz, das man nicht erklären kann, das aber immer funktioniert.
Foto: Archiv


Es gibt gewisse Gesetzmäßigkeiten, die man sich nicht erklären, auf die man sich aber immer verlassen kann.
Nehmen Sie nur mal einen Besuch im Kino oder im Theater. Sie haben die Karten im Vorverkauf erworben. Eine Reihe nicht zu weit hinten aber auch nicht so weit vorne, dass man Nackenkrämpfe riskiert.
Plätze im äußeren Drittel. Nicht ganz außen, weil es da oft zieht. Und nicht ganz in der Mitte - ich persönlich fühle mich da etwas eingesperrt. Alles also bestens.
Und dann passiert's: Ein riesenhafter Mensch betritt den Raum, schaut sich suchend um und steuert dann auf seinen Sessel zu. Sie ahnen es: Direkt vor Ihnen - ausgerechnet - nimmt dieser Mensch Platz.
Langsam füllt sich der Zuschauerraum. Und es kann gar nicht anders sein: Der Besucher mit dem hartnäckigen Husten, bei dem zu befürchten steht, dass er nicht nur Geräusche absondert, sondern auch feste Materie, sitzt - direkt in der Reihe dahinter.
Nun geht das Licht aus, die Vorstellung beginnt. Und das Theaterschicksalsgesetz schlägt mit letzter gnadenloser Härte zu: Zwei dicke Menschen kommen zu spät. Die Tür kracht donnernd ins Schloss und in die ersten Takte der Musik - und die beiden Menschen quetschen sich zu ihren Plätzen. In der Mitte, in Ihrer Reihe. Immer!