Druckartikel: Die Lichter werden nicht ausgehen

Die Lichter werden nicht ausgehen


Autor: Stephan-Herbert Fuchs

Kulmbach, Dienstag, 26. November 2013

Der langjährige "Report"-Moderator Franz Alt erklärte in der Kulmbacher Akademie für Neue Medien die Energiewende. Er meint, das Ganze ist in 20 Jahren machbar, doch die Energiekonzerne bremsen den Umstieg aus.
Das ist die andere Seite, mit der sich der Journalist und Buchautor Franz Alt in der Akademie für Neue Medien in Kulmbach präsentiert: als Zauberkünstler ließ er Punkte auf einer Tafel verschwinden, "zauberte" neue herbei und verblüffte damit Dietmar Geiser. Foto: Stephan-Herbert Fuchs


Journalisten mischen sich normalerweise nicht ein. Einer, der sich immer eingemischt hat, ist Franz Alt. 20 Jahre lang hat er das Politmagazin "Report" moderiert, seit vielen Jahren hat er sich das Thema Energiewende auf die Fahnen geschrieben. "Die Sonne schickt uns keine Rechnung" war auch das Thema eines Gesprächs in der Akademie für Neue Medien am Montagabend. Im lockeren Talk mit dem Journalistenkollegen und langjährigen "Jetzt red i"-Moderator Dietmar Gaiser präsentierte sich Franz Alt als profunder Kenner der Materie, der die Energiewende längst zu seiner eigenen Passion gemacht hat.


Schlüsselerlebnis Tschernobyl

"Die Energiewende kostet, aber keine Energiewende kostet die Zukunft." Es sind Sätze wie diese, die Franz Alt berühmt gemacht haben und die er gleichsam wie ein Prediger immer wieder gerne wiederholt.

Franz Alt hält nach eigener Aussage 200 Vorträge pro Jahr, der 75-Jährige berät Regierungen und ist weltweit unterwegs, um auf sein Herzensanliegen aufmerksam zu machen. Sein Schlüsselerlebnis war nicht Fukushima, sondern Tschernobyl. Bereits lange zuvor sei er gegen Atomraketen eingetreten, ab 1986 auch gegen die Atomkraft.

Franz Alt lobt Bundeskanzlerin Angela Merkel für ihre Entscheidung, aus der Atomkraft auszusteigen. Aber Atomausstieg und Energiewende, das sei zweierlei. "Es könnte schneller gehen", sagt er, der früher der CDU angehörte und heute mit der ÖDP in Verbindung gebracht wird. An anderer Stelle wird Franz Alt deutlicher: "Wenn wir es wirklich wollen, ist die Energiewende in 20 Jahren machbar." Schuld daran, dass es nicht so schnell geht, sind für Franz Alt die Energiekonzerne. Es gebe auch kein Energieproblem, es werde nur künstlich eines geschaffen, "weil Milliardengewinne wichtiger sind als die Zukunft unserer Kinder und Enkel."

Kritikern an der Windkraft, die gerne von einer "Verspargelung" der Landschaft reden, hält der Journalist, der auch mehrere Bücher zum Thema veröffentlicht hat, vor: "In Deutschland stehen rund 240 000 riesige Starkstrommasten, aber bei 25 000 Windrädern gibt es Protest." An anderer Stelle meint Alt, dass jede neue Technologie stets ihre Gegner hatte. Bei der ersten Eisenbahn habe es Proteste gegeben, bei den ersten Automobilen hätten sich viele Menschen dagegen gewehrt, und bei der Einführung des PC hätten die Hersteller von Schreibmaschinen lange nicht begriffen, was die Stunde geschlagen hatte. "Doch wer sich gegen neue Technologien wehrt, der wird irgendwann verschwinden", ist sich Franz Alt sicher.

"Schwachsinn wird eigentlich immer erzählt", sagt Franz Alt, der 1978 sogar mit dem "Bambi" ausgezeichnet wurde. Dazu gehört für ihn auch die Warnung vor einem Blackout. "Dazu wird es nicht kommen, die Lichter werden nicht ausgehen", ist er sich sicher. Schließlich habe Deutschland 2012 mehr Strom exportiert als je zuvor. Und er stellt die Frage: "Wie sexy ist eigentlich ein Atomkraftwerk?" Während der Abbau eines Atomkraftwerkes Milliarden koste, bleibe von einem Windradabbau nichts als grüne Wiese übrig. Mit Argumenten wie diesen nimmt Franz Alt den Windkraftgegnern gerne den Wind aus den Segeln.

Die Sonne scheint immer

Doch in Deutschland sei eben "kein Argument zu doof", um nicht gegen Windkraft eingesetzt zu werden, spricht Franz Alt Klartext und zählt auf, dass ein Vielfaches mehr an Vögeln durch fahrende Autos verendet, als durch Windräder. Wenn der Wind einmal nicht weht, die Sonne scheint immer, und deshalb hat Franz Alt auf dem heimischen Dach in Baden-Baden auch eine Solaranlage, für ihn "die billigste und intelligenteste Energiequelle der Welt".

Am Ende eines Gesprächs, in dem es Moderator Dietmar Gaiser merklich schwer hat, den Redefluss seines Gegenübers zu unterbrechen, gibt es dann noch eine kleine Showeinlage des langjährigen Fernsehprofis, einen Zaubertrick. Franz Alt zaubert Punkte auf eine Tafel und lässt sie wie von Geisterhand auch wieder verschwinden. Das ist die andere Seite des 75-Jährigen: seine Auftritte als Hobbyzauberer. Franz Alt ist sogar Mitglied des Magischen Zirkels, einer Vereinigung prominenter Zauberkünstler.