Die letzten Milchbauern geben ihren Betrieb auf
Autor: Werner Oetter
Gumpersdorf, Sonntag, 21. Juni 2020
Milchbauer Werner Limmer und seine Frau Friedlinde geben ihren Betrieb in Gumpersdorf auf. Der 64-Jährige blickt auf die Hofarbeit zurück und macht deutlich, dass ihm zuletzt die Bürokratie und der Klimawandel zugesetzt haben.
Seit 1978 sind Friedlinde und Werner Limmer aus Gumpersdorf im Vollerwerb mit Leib und Seele Landwirte. Sie haben eine Tradition fortgeführt, denn bereits in der fünften Generation, seit 1811, wird auf dem Anwesen der Familie die Bauerei betrieben. Jetzt gehen die einzig verbliebenen Milchbauern aus dem Gemeindebereich von Untersteinach in den wohlverdienten Ruhestand.
Bereits im Juni 2010 haben die letzten beiden Rinder in der Stadtsteinacher Straße in Untersteinach den Hof der Familie Frieda Schubert verlassen, der besser bekannt ist unter dem Hofnamen Kernweber. Wie die Nachforschungen des Untersteinacher Heimatforschers Dieter Geyer ergeben haben, ist damit eine rund 900-jährige Ära im Ort zu Ende gegangen.
Anfangs rund 45 Tiere
Jetzt macht die Familie Limmer Schluss. Werner Limmer hat im zarten Alter von 15 Jahren seine Ausbildung als stattlich geprüfter Wirtschafter an der Winterschule im Amt für Landwirtschaft in Kulmbach gemacht. Das seit 1977 verheiratete Ehepaar hielt in den Anfangsjahren rund 45 Tiere. Seit 1985 liegt der Schwerpunkt auf der Melkerei. Geblieben sind bis zuletzt sechs Kühe sowie zehn Kalbinnen und sogenannte Fresser aus der Nachzucht.
"Mit viel Freude
"Ich bin durch meine Eltern Fritz und Margarethe zu meinem Beruf gekommen. Wir haben unsere Arbeit immer mit viel Freude gemacht", sagt der Landwirt. "Auch wenn einmal der Traktor in Flammen aufging und der Mähdrescher nach 47 Jahren seinen Geist aufgegeben hat, hatten wir immer ein Strahlen in den Augen, wenn wir eine Ladung Getreide heimgebracht haben", berichtet der 64-Jährige, der weiß, dass die Zahl der Landwirte auch im Gemeindebereich immer mehr zurückgeht. Mit Norbert Wölfel, Siegfried Schuberth und Herbert Schneider gibt es zwar auch in der 60 Seelen-Gemeinde Gumpersdorf noch Bauern. Das Ende der Höfe ist vielfach aus Altersgründen absehbar. "Wir hatten früher zu Hochzeiten in Gumpersdorf einmal 14 Milchbauern", berichtet Limmer.
Die Arbeit war hart
Die Arbeit sei teilweise hart gewesen. Jahrzehntelang habe um 4 Uhr früh der Wecker geklingelt. Nach über einer Stunde Stallarbeit kam das Milchauto am frühen Morgen zum ersten Mal in Gumpersdorf vorbei, um die frische Milch abzuholen. Die wurde zuerst nach Bayreuth, später nach Coburg geliefert. Nach der Stallarbeit war der Hunger groß. "Ich habe mich dann auf ein kräftiges Frühstück gefreut", so Limmer.
Feldarbeit, Futter machen und füttern, die Kühe melken und die Milch zur Abholung bereitstellen - im Durchschnitt habe ein Arbeitstag 15 Stunden gedauert, sagt der Landwirt, nach dessen Worten durchschnittlich rund 58 000 Liter von den Tieren pro Jahr abgegeben wurden.