Die Last der Mega-Baustelle

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Die Baustelle vor der Eingangstür: Editha Rohrbeck vom Café "Petit Fours" hat seit dem Start des Millionen-Projekts einen Verlust von 50 Prozent verzeichnet. Foto: Alexander Hartmann
Die Baustelle vor der Eingangstür: Editha Rohrbeck vom Café "Petit Fours" hat seit dem Start des Millionen-Projekts einen Verlust von 50 Prozent verzeichnet. Foto: Alexander Hartmann

Die Laufkundschaft fehlt, sagen Einzelhändler, deren Geschäfte am Kulmbacher Zentralparkplatz liegen. Sie klagen über einen Umsatzverlust.

"Das wird bestimmt schön", sagt Michael Hilbert, der im November eine Werbeagentur eröffnet hat. Dort, wo die Bücherei Friedrich bis zu ihrem Umzug an den Holzmarkt beheimatet war. Die Eingangstür der Werbeagentur befindet sich nur wenige Meter neben dem Bauzaun zur Großbaustelle Zentralparkplatz. Ob sein Geschäft unter dem 13,5-Millionen-Euro-Projekt leidet? "Ich bin im Vergleich zu anderen Geschäften nicht auf Laufkundschaft angewiesen, so Hilbert.

"Parkplätze fehlen uns"

Auf Laufkundschaft hoffen indes viele andere Einzelhändler, die an Kulmbachs Mega-Baustelle beheimatet sind. Doch die bleibt aus, sagt Marianne Sesselmann vom gleichnamigem Schuhgeschäft in der Webergasse. "Die Parkplätze vor dem Laden fehlen uns einfach", betont die Geschäftsfrau, die von einem Umsatzverlust von rund zehn Prozent spricht, den sie verzeichnet habe, seit die Bagger vor gut einem halben Jahr angerollt sind. Das Minus halte sich überraschenderweise in Grenzen. "Ich hatte mit einem Rückgang von 20 bis 30 Prozent gerechnet, nachdem ich mich mit Geschäftsleuten in Städten unterhalten habe, die eine solche Baustelle vor der Tür hatten."

Die 20 bis 30 Prozent Umsatzverlust sind für Nachbar Bernd Göbl, der das Tabakwarengeschäft Ködel führt, Realität geworden. "Die Laufkundschaft geht uns ab. Auch Lotto-Zettel werden weniger abgegeben", sagt Göbl, der froh ist, dass ihm die meisten Stammkunden die Treue halten. Die Parkplätze fehlten, so der Geschäftsmann, der es bedauert, dass an Autos auf den wenigen Kurzzeit-Parkplätzen in der Webergasse immer gleich Strafzettel hingen. "Da könnte man mit Blick auf die Ausnahmesituation schon mal ein Auge zudrücken."

Auch die ständige Verlegung der Bushaltestelle mache gerade älteren Kulmbachern zu schaffen. "Die wissen ja nicht mehr, wohin sie müssen." Es sei schwer, kostendeckend zu arbeiten, so Göbl, der hofft, dass nach dem Bierfest in der Tiefgarage unter dem Zentralparkplatz geparkt werden darf. "Das würde die Lage entspannen."

Schwere Zeiten erlebt auch die Inhaberin des Cafés "Petit Fours", Editha Rohrbeck. "Ich habe einen Einbruch von 50 Prozent verzeichnet." Sie erwartet, dass es im Frühjahr und Sommer für sie besonders schwer wird. "Bei schönem Wetter setzt sich doch niemand auf unsere Außenplätze vor dem Bauzaun."

Vermieter zeigt Verständnis

Froh ist Rohrbeck, dass ihr Vermieter Verständnis für ihre Lage zeigt: "Er ist mir zum Glück bei der Miete entgegengekommen." Dass es schwer ist, während der laufenden Mega-Baustelle Ladenräume zu vermieten, hat Jochen Müller festgestellt, dem das Gebäude in der Webergasse 4 gehört, in dem sich bis 2016 der Drogeriemarkt Müller befunden hat. Er sei nach wie vor in Verhandlungen.

Die Baustelle sei bei der Suche nach einem Nachfolger für die Drogerie-Kette ein Hemmnis. "Die Auswirkungen hatte ich unterschätzt." Auswirkungen, unter denen auch die Mieter der Wohnungen im Haus leiden würden. "Die haben sich immer wieder über die Lärmbelästigung beschwert."

So richtig entspannen wird sich die Situation wohl erst 2018. Der "neue" Zentralparkplatz könnte sich bei der Suche nach einem Mieter für Jochen Müller dann als Pluspunkt erweisen. Marianne Sesselmann, Bernd Göbl, Editha Rohrbeck und weitere Einzelhändler werden aufatmen. Sie sehnen das Ende der Baustelle herbei.