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Die Kunst soll in Kenia Türen öffnen


Autor: Sonny Adam

Kulmbach, Mittwoch, 06. November 2013

Schüler des Caspar-Vischer-Gymnasiums unterstützen Waisenkinder in Afrika. Sie haben aus Wellpappe und Kartons Slum-Bilder kreiert, die für den guten Zweck verkauft werden. Die Vernissage zur Benefizaktion findet am heutigen Abend statt.
Katrin Brehm und Sophia Höreth bessern beim Aufhängen noch einmal nach. Bei diesem Kunstwerk finden den Kontrast zwischen dem getupften Haus der Hoffnung und dem trostlosen Slum gelungen. Fotos: Sonja Adam


Die Schüler des Caspar-Vischer-Gymnasiums wollen mit einem Kunst-Projekt den Bau eines kenianisches Waisenhaus unterstützen. Religionslehrerin Julia Sedlmeier war selbst schon in Kenia und hält den Kontakt zur Initiative wajibu-wetu. Die Kulmbacher Schüler haben sich unter der Regie von Kunstlehrer Andreas Schobert Einiges einfallen lassen. So steigt heute Abend die erste Benefizaktion.

Gutes tun und Spaß haben

Gutes tun und dabei noch Spaß haben und sich Gedanken machen - das war es, was den Schülern des Caspar-Vischer-Gymnasiums bei einem Kunstprojekt der besonderen Art im Kopf herumschwirrte. Denn die Schüler bauten aus Wellpappe und Karton Slum-Bilder.

"Wir haben lange überlegt, ob man das machen kann, Slums zu bauen. Auf dem Lehrplan stand Kommunikation von Kunst und Architektur", erläutert Andreas Schobert den Hintergrund der Aktion. Schließlich ließ sich der Kunstlehrer von den Stadtlandschaften von Gerhard Richter inspirieren. Aus Wellpappe und Pappe haben die Schüler Stadtansichten von oben gebastelt. Sie gingen mit Heißkleber und Sprühfarbe zu Werke. "In jedem Bild ist ein farbiges Gebäude - ein Haus der Hoffnung", spricht der Lehrer über die Intention.

Mini-Modellfiguren

Schobert hat als Extra-Clou Mini-Modellfiguren in den Slum-Bildern versteckt. Da erinnert eine Frau mit Einkaufswagen an den Konsumwahn in den Industrieländern, ein Nikolaus versteckt sich in den Bildern, sogar der Papst darf nicht fehlen.
Christian Meyer (18) und Philipp Gehringer (19) freuen sich jetzt schon auf die Vernissage. "Das Bauen hat viel Spaß gemacht. Denn wir haben nicht nur Häuser gebaut, sondern auch andere Sachen, und wir haben auf die Details geachtet", sagt Philipp. "Zwei Monate lang haben wir an unserem Bild gearbeitet. Das ist einmal eine etwas andere Art der Kunst", stellt Christian fest, für den das Projekt überaus gelungen.

"Eigentlich ist Kunst ja immer etwas Schönes, aber das hier ist es eigentlich richtig gut, wenn es hässlich ist. Eigentlich ist es erst dann gut gelungen", spricht Sophie Höreth (17) die Intention der Slum-Collagen an. Beim Aufhängen legt Katrin Brehm (17) noch einmal letzte Hand an und bessert bei der Lackierung nach. Katrin Brehm gefällt das bunte Haus mit einem getupften Dach, das mitten im Bild für Aufmerksamkeit sorgt, richtig gut. "Das soll ja abstechen, das ist ein richtig guter Kontrast", sagt Katrin Brehm, die neugierig darauf ist, was die Vernissage-Besucher über die Kunstwerke sagen werden.

Die Schüler haben ihre Slum-Bilder in Gruppen gefertigt. Meist haben sie zu viert oder zu fünft daran gearbeitet. Die Bilder sind so unterschiedlich wie die Ansichten der Schüler selbst. Einige blieben im Abstrakten, andere Schüler arbeiteten Brunnen und Details ein.

Gelungene Arbeiten

Andreas Schobert ist überzeugt, dass die Werke allesamt gut gelungen sind. Der besondere Reiz sei, dass man, wenn man die Kunstwerke von nah betrachtet, wieder andere Dinge wahrnehme als wenn man sie von der Ferne anschaut. Dann handle es sich eher um abstrakte Werke.

Bei der Benefiz-Ausstellung gibt es nicht nur die Kunst den Schülern zu sehen, sondern Kunstlehrer Andreas Schobert hat sich von dem Motto der Initiative "Wajibu-wetu" inspirieren lassen und gealterte Tür-Bilder beigesteuert. Außerdem wird bei der Vernissage eine Video-Installation gezeigt. Und die Neuntklässler haben Türschilder mit Sprüchen angefertigt, die natürlich auch für einen guten Zweck verkauft werden.

Kekse zur Belohnung

"Mir hat die Idee von Anfang an gefallen. Wir können mithelfen, dass etwas gebaut wird und dass den Kindern in Kenia geholfen wird", sagt Max Tempel (12), einer der Jüngeren, die beim Kunstprojekt mit von der Partie sind. Alle Spender werden mit Keksen in Türform belohnt. "Die backen wir für die Vernissage. Das finde ich eine gute Sache", sagt Max Tempel.
Die Idee, die Initiative wajibu-wetu zu unterstützen, kam von Religionslehrerin Julia Sedlmeier, die sich selbst ein Bild von der Lage in Kenia gemacht hat. Sie hat eine Kollegin und Freundin, die nach Afrika gereist ist, weil sie ein Kindadoptieren wollte. "Sie kam mit zwei Kindern zurück und unterstützt seitdem die Kinder in Kenia", berichtet Sedlmeier.

Jetzt hoffen Lehrer, Künstler und Schüler, dass viele Interessierte und Spendenwillige mithelfen, Türen für die armen Kinder in Kenia zu öffnen. Die Benefiz-Vernissage findet in die Obere Stadt im Atelier von Andreas Schobert statt, das sich hinter der Galerie des Kunstvereins befindet und durch den Gang der Cuba Lounge im Innenhof zu finden ist.