Druckartikel: Die Kleidung muss zum Job passen

Die Kleidung muss zum Job passen


Autor: Dagmar Besand

Kulmbach, Mittwoch, 28. August 2013

In vielen Berufen gibt es Regeln, was die Beschäftigten am Arbeitsplatz anziehen müssen. Die Vorgaben sind so unterschiedlich wie die Anforderungen des Arbeitgebers. Wir haben uns umgesehen bei Kulmbacher Banken, Behörden und im Klinikum.
Die Herrin der Dienstkleidung: Hauswirtschaftsleitung Sabine Leuschner sorgt am Klinikum dafür, dass rund 1100 Mitarbeiter täglich mit sauberer Arbeitskleidung ausgestattet sind. Der Löwenanteil der Kleidung ist weiß, aber es gibt Unterschiede. Fotos: Dagmar Besand


Kurze Hosen, tiefes Dekolleté oder Schlabberklamotten - solche Sachen am Arbeitsplatz anzuziehen, geht gar nicht, findet Lisa Fleischmann. Die 20-Jährige zieht sich gerne schick an. Das passt gut zu ihrem Beruf als Bankkauffrau. Banken stehen im Ruf, ihren Mitarbeitern besonders strenge Kleidungsvorschriften aufzuerlegen. Stimmt das?

"Bei uns ist das glücklicherweise nicht so", sagt Lisa Fleischmann. Sich im Job seriös und geschmackvoll zu kleiden, ist ihr wichtig, "aber es ist doch schön, wenn man gewisse Freiheiten hat". Rock oder Hose, lange oder kurze Ärmel - dem Vorstand der Kulmbacher Bank ist das egal, solange die Wahl der Mitarbeiter zum Stil des Hauses passt. "Schriftlich fixierte Regeln gibt es bei uns nicht - weil wir sie nicht brauchen", sagt Vorstand Stephan Ringwald.

"Wir vertrauen auf den guten Geschmack unserer Mitarbeiter, und das funktioniert prima."

Tatoos und nackte Haut sind tabu

Vor kurzem hat die Kulmbacher Bank allen interessierten Mitarbeitern eine kostenlose professionelle Stilberatung mit Andrea Schmidl vom Coburger Institut "Stilsicher" angeboten, die von vielen Firmen in der Region eingeladen wird, um die Mitarbeiter zu coachen. Die Stilberaterin, selbst gelernte Bankkauffrau, weiß, worauf es beim Business-Look ankommt. "Seriosität fängt beim Kleidungsstil an. Was geht auf keinen Fall? "Sichtbare Tattoos und Piercings sind tabu. Außerdem sollten Frauen wenig nackte Haut zeigen. Trägertop, kurze Röcke, tiefe Ausschnitte, durchsichtige Stoffe, eng anliegende Kleidung - all das gehört in die Freizeit, meint Schmidl.

Für Männer muss es im Bankenbereich der Anzug sein, wo es legerer zugeht, reichen auch Hemd und elegante Stoffhose. "Ein absolutes No-Go für Herren ist die Kombi Jeans, Hemd und Krawatte."

"In meinem Kleiderschrank gibt es eine Seite für die Bank und eine für die Freizeit", verrät Lisa Fleischmann. Die 20-Jährige trägt gern dunkle Chino-Hosen, schlichte Blusen und Polo-Shirts in dezenten Farben." Bei offiziellen Terminen, darf es etwas edler sein: "Da ziehe ich auf jeden Fall einen Anzug an."

Die Sparkasse Kulmbach-Kronach unterscheidet zwischen dem alltäglichen Standard-Outfit und dem Auftreten bei Veranstaltungen. "Wir legen Wert auf eine seriöse und moderne Garderobe", sagt Kerstin Emrich, Leiterin der Unternehmenskommunikation. Die Mitarbeiter dürfen ihre Kleidung individuell auswählen, orientieren sich aber an den Branchenstandards. Für die Herren heißt das Anzug mit Krawatte, für die Damen Hosenanzug oder Kostüm. Ein Corporate Dresscode gilt für alle repräsentativen Anlässe: Dunkle Garderobe mit weißem Oberteil, dazu Firmenkrawatte beziehungsweise - Halstuch.

Unverkrampft sieht man das Thema Dresscode bei der Stadt Kulmbach: "Mitarbeiter mit Kundenkontakt sollen gepflegt gekleidet sein. Das ist unsere einzige Vorgabe", sagt Pressesprecher Simon Ries. Feste Regeln gelten überall dort, wo Sicherheits- und Schutzkleidung gefordert ist, beispielsweise bei den Mitarbeitern des Bauhofs.
Nicht Unternehmensphilosophie oder persönliche Vorlieben, sondern Funktionalität steht beim Thema Kleidung im Klinikum im Vordergrund. Mit Ausnahme der Verwaltung tragen alle während der Arbeitszeit Dienstkleidung, die vom Klinikum gestellt wird.

Rund 22.000 Kleidungsstücke

Dass jeder hat, was er braucht, dafür ist Hauswirtschaftsleitung Sabine Leuschner zuständig. In der zentralen Umkleide hat jeder - vom Arzt über die Therapeuten bis zu den Schwestern und dem Küchenpersonal sein Schrankfach. Nach Dienstschluss wandert die Kleidung in die bereitgestellten Wäschebehälter. "Wir statten jeden Mitarbeiter mindestens siebenfach aus." 1100 Mitarbeiter mit durchschnittlich je 20 Teilen - da kommt einiges zusammen.

Während früher im Krankenhaus alle weiß gekleidet waren, kam 2005 Farbe ins Spiel. Auf Anregung von Doris Ramming, Leiterin der Physiotherapie: "Wir wollen erkannt werden, wenn wir auf den Stationen unterwegs sind - von Patienten und Mitarbeitern." Seither sind die Physiotherapeuten mit blauen Polohemden unterwegs, andere Abteilungen tragen andere Farben. Doris Ramming findet die einheitliche Kleidung in jeder Hinsicht vorteilhaft: "Alle sind gleich gestellt, und alles wird von der Wäscherei gereinigt."