Die Heilige mit der Kanone im Arm
Autor: Dagmar Besand
Stadtsteinach, Donnerstag, 04. Dezember 2014
In der Stadtsteinach Pfarrkirche St. Michael trägt die Heilige Barbara ungewöhnliche Attribute. Sie hält in einer Hand einen vergoldeten Barbarazweig, der am Heiligen Abend durch einen echten blühenden Kirschzweig ersetzt wird, in der anderen eine Kanone. Was hat es damit auf sich?
Wer zu Weihnachten einen Hauch von Frühling in der guten Stube haben möchte, holt sich traditionell ein paar Zweige aus dem Garten, geschnitten von Kirsch- oder Apfelbäumen oder blühenden Sträuchern am 4. Dezember, dem Tag der Heiligen Barbara. Die Zweige werden in lauwarmes Wasser gestellt, und erblühen dann zum Christfest.
Die Heilige Barbara, die zu den 14 Nothelfern zählt, hat in der katholischen Kirche links vom Altar einen Ehrenplatz. Der Münchner Künstler Thomas Buscher hat die Figur und ein Bildnis der Heiligen Margaretha 1915/16 im Stil des Neobarock aus Lindenholz geschnitzt, in Polierweiß gefasst und vergoldet.
Das Besondere an der Stadtsteinacher Barbara sind ihre Attribute.
Üblicherweise wird sie mit Turm, Schwert, Kelch und Palmzweig dargestellt, Buscher zeigt sie dagegen mit Turm, Kanone und Barbarazweig.
Schutzpatronin der Bergleute
Eine Heilige mit einer Kanone im Arm? Mesner Andreas Dremer weiß, wie es dazu kam: "Die Heilige Barbara gilt unter anderem als Schutzpatronin der Bergleute und der Artillerie. Und in Stadtsteinach spielte der Bergbau durchaus eine wichtige Rolle." Es gab ein Eisenbergwerk bei Römersreuth und ein Eisenhüttenwerk am Hochofen (die spätere Papierfabrik).
In der linken Hand hält die Barbara in der Stadtsteinacher Kirche einen vergoldeten Barbarazweig anstelle des Palmwedels. Am Heiligen Abend ersetzt Mesner Dremer diesen durch einen echten blühenden Kirschzweig.
Den obligatorischen Turm hält Barbara nicht in den Händen, sondern er befindet sich an ihrer linken Körperseite, halb vom Mantel verborgen. Der Turm steht symbolisch für die Geschichte der Heiligen. Barbara lebte der Legende nach im dritten Jahrhundert und war die Tochter des reichen Dioskuros in Nikodemien. Eifersüchtig wachte der heidnische Vater über die Tugend seiner Tochter und quartierte sie in einem Turm ein. Barbara ließ sich ohne Wissen des Vaters im christlichen Glauben unterrichten. Als sie sich dem Vater als Christin zu erkennen gab, übergab der sie wegen Hochverrats dem Statthalter zur Bestrafung. Dieser ließ sie martern und auf dem Marktplatz nackt auspeitschen. In ihrer Not betete Barbara zu Gott, und ein Engel stand ihr bei. Das Urteil, Barbara mit dem Schwert hinzurichten, vollstreckte der Vater selbst. Seine grausame Tat wurde bestraft: Er wurde vom Blitz getroffen.