Druckartikel: Die Gräben in den Dörfern

Die Gräben in den Dörfern


Autor: Christian Schuberth

Kulmbach, Sonntag, 16. Oktober 2016

Windräder oder Umgehungsstraßen reißen in vielen Dörfern Gräben auf. Streit gab's schon bei Asterix. Aber die Gallier vertrugen sich irgendwann wieder.
Streitgrund Windräder: Es gibt inzwischen einige Dörfer in der Gegend, die wegen des Baus der riesigen Anlagen gespalten sind.  Foto: Stephan Tiroch


Mein erstes Asterix-Heft, das ich Ende der Achtziger bekommen habe, war "Der Große Graben". Für Uneingeweihte: Wir schreiben das Jahr 50 vor Christus. In einem kleinen gallischen Dorf ist Unfrieden ausgebrochen. Der Grund: Die einen wollen Griesgramix als Häuptling, die anderen Grobianix. Der Kampf um das höchste Amt im Dorfe gipfelt darin, dass die beiden Parteien mitten durch die malerische Ansiedlung einen großen Graben ziehen. Und der macht sogar vor Häusern nicht Halt. Selbst Familien sind gespalten.

In vielen Dörfern reißen heutzutage noch Gräben auf - wenn auch nicht mehr im Boden, so doch in den Köpfen. Man könnte meinen, die Zeit wäre 2500 Jahre stehen geblieben. Die einen hat eine Pool-Affäre entzweit, die anderen eine geplante Umgehung, wieder andere sind sich wegen Windrädern nicht mehr grün.

Aus Meinungsverschiedenheiten werden erst kleine Streitfälle, die in der Regel in Lagerkämpfen münden, nicht selten zu Schlammschlachten eskalieren.

Ach, könnte man doch den Streithähnen von heute wie zu Asterix' Zeiten ein paar stinkende Fische in die Hand drücken, damit sie ihr Mütchen kühlen. Und wenn die Gräben wieder zugeschüttet sind, feiern und singen alle friedlich vereint an einer Tafel - zu schön, um wahr zu sein.