Die Glosse zur vergangenen Woche: Konsensmilch zum Einheitsbrei
Autor: Jochen Nützel
Kulmbach, Freitag, 10. Januar 2014
War was diese Woche? Ach ja: Ein Fußballer hat sich als schwul geoutet (nein, hier folgt jetzt nicht der Witz von der falsch verstandenen Manndeckung). - In Amerika sind die Niagara-Fälle eingefroren und bei uns fürchten sich Allergiker vor frühem Haselnusspollenflug. - Angela Merkel muss nach ihrem Po-Falla im Liegen regieren (jetzt darf sie sogar ärztlich verordnet alles aussitzen)... Aufreger sind das, meine Güte.
Dabei spielten sich die wahren Dramen in der bayerischen Staatskanzlei ab. Dort kanzelte Horst Seehofer Ilsebill Aigner ab, weil die nicht so will wie er bei der Energiepolitik. Mal abgesehen davon, ob die Energiewende sich auf Pump finanzieren lässt oder nicht, zeigt der "Zwist" und die öffentliche Reaktion darauf eines: Eine Streitkultur, die diesen Namen verdient, gibt es in der Politik leider nicht mehr. Sind da mal zwei unterschiedlicher Meinung, gewinnt das schon den Anhauch kriegerischer Absichten. Also schnell abhaken und sich wieder (von oben verordnet) ganz dolle lieb haben. Fraktionszwang - eine typisch deutsche Erfindung.
Der Deutsche wird beim Morgenkaffee zur Zeitungslektüre geradezu ertränkt in einer Konsensmilch. Aber seien wir ehrlich: Er will es offenbar so. Dass aus einem Streit bessere Lösungen erwachsen können (weil Reibung ja auch Wärme erzeugt)? Was interessiert ihn Physik.