Die Gemeinde Neuenmarkt hat schlechte Karten
Autor: Stephan Tiroch
Hegnabrunn, Montag, 22. Juli 2019
Nach dem Hochwasser von 2014 schleppt sich der Prozess zwischen Hermann Kastner und der Gemeinde seit fünf Jahren dahin. Jetzt gibt es eine klare Ansage des Gerichts.
So brutal schnell am 2. August 2014 das Hochwasser gekommen war, so langsam schleppt sich jetzt der Rechtsstreit dahin. Sintflutartige Regenfälle sorgten in jener Nacht dafür, dass im Neuenmarkter Ortsteil Hegnabrunn Straßen, Gärten und Keller unter Wasser standen. Auch bei Hermann Kastner. Seither streitet er mit der Gemeinde Neuenmarkt, wer den Schaden bezahlt. 78.945,68 Euro will der Kläger haben.
In den vergangenen fünf Jahren fanden mehrere Gerichtstermine statt. Es wurde eine Beweisaufnahme mit Zeugen durchgeführt, man holte Gutachten vom Wetterdienst und von einem Sachverständigen ein und wechselte den Sachverständigen.
Prozessende in Sicht?
Am Montag traf man sich wieder vor der 4. Zivilkammer des Landgerichts Bayreuth. Ein Prozessende scheint jetzt in Sicht. Die Gemeinde Neuenmarkt hat offenbar schlechte Karten. "Eine ungeklärte Rechtsfrage sehe ich nicht", sagte Vorsitzender Richter Günther Matt. Die Gemeinde und deren Versicherung seien in der Haftung.
Vor der Kammer saßen sich gegenüber: Kläger Hermann Kastner und Rechtsanwalt Christian Ebert, Kulmbach, sowie für die Beklagte Bürgermeister Siegfried Decker und Rechtsanwalt Karl Friedrich Hacker, Bayreuth.
Keller geflutet
Der Richter rekapitulierte den Verfahrensstand. Demnach stand damals Kastners Grundstück in der Waldenburger Straße unter Wasser. Der Kläger mache geltend, dass ein geborstener Kanal für den Austritt des Regenwassers gesorgt hat. Es sei über unbebautes Gelände auf sein Anwesen gelaufen und habe den Keller raumhoch geflutet.
Der Schaden am Kanal sei laut Kläger schon jahrelange bekannt gewesen. Die Gemeinde habe aber nichts unternommen.
Höhere Gewalt?
Die Gemeinde Neuenmarkt bestreitet, dass der beschädigte Kanal die Hauptursache gewesen sei. Die Haftpflicht greife wegen höherer Gewalt nicht. Vielmehr gebe es bauliche Mängel beim Kastner-Haus.