Die Fische haben eine neue "Straße"
Autor: Dieter Hübner
Trebgast, Dienstag, 26. November 2013
Die neue "Straße" für die Bewohner des Weißen Mains in Trebgast ist fertig. Eine Treppe erleichtert den Tieren künftig die Bewältigung des Wehres an der früheren Mühle.
Erhard Stock und Hans-Joachim Köllner können zufrieden sein. Sie haben ein gutes Bauwerk abgeliefert. Für ihre "Fischaufstiegshilfe", die sie gerade neben dem Wehr des Weißen Mains bei der früheren Trebgaster Mühle errichtet haben, ernten sie bei der Abnahme Lob von allen Seiten. "Das ist nicht die erste Fischtreppe, die wir gebaut haben", erklären sie. "Man muss zwar immer auf alles gefasst sein. Aber im Großen und Ganzen haben wir mit dem Wetter Glück gehabt, so dass alles normal verlaufen ist." Knapp drei Wochen müsse man dafür einkalkulieren.
Seit der letzten September-Woche sind die beiden Mitarbeiter der Firma Ziegler aus Erbendorf mit der Sanierung des Wehres beschäftigt.
Für die Auskleidung des Wehrbodens, die Uferbefestigung mit Stahlbetonmauern und den Einbau eines Troges für eine neue Wehrklappe musste der Weiße Main vor dem Wehr umgeleitet werden, damit das Flussbett trockengelegt werden konnte. Durch diesen Umbau kann das Wehr künftig um 30 Zentimeter höher aufgestaut und die dort von Horst Körzdörfer zur Stromerzeugung betriebene Kraftwerksanlage effektiver genutzt werden. Gleichzeitig nutzte die Gemeinde diese Gelegenheit, die Fundamente für die zwei Widerlager der dortigen Brücke erneuern zu lassen.
Hunderte Tonnen Steinmaterial
Mehrere hundert Tonnen Schotter, Schrotten und Diabas-Sprengfels, die aus dem Bad Bernecker Steinbruch der Firma Schicker hierher transportiert wurden, haben die beiden Arbeiter Stein für Stein mit dem Bagger so platziert, dass auf einer Länge von 140 Metern in Mäandern eine so genannte "Fischtreppe" entstand. Dieseüberwindet eine Höhendifferenz von 2,15 Metern und ermöglicht den Fischen künftig das Umgehen und Passieren des Wehres.
Jetzt ist es soweit: Sachgebietsleiter Thomas Speierl von der Fischereifachberatung des Bezirks Oberfranken öffnet die Luke am Einlass oberhalb des Wehres. Sofort sucht sich das Wasser seinen Weg durch die sich abwärts schlängelnde Rinne, um nach zweieinhalb Minuten unterhalb des Wehres wieder in den normalen Flusslauf zu münden.
Speierl und sein Mitarbeiter Viktor Svinger prüfen die Wasserhöhe und die Geschwindigkeit der durchströmenden Wassermenge. Sie sollte nicht höher sein als 0,8 Meter pro Sekunde. Der Fachmann freut sich darüber, dass die Aufstiegsanlage nicht, wie ursprünglich geplant, technisch errichtet wurde, sondern ein naturnahes Gerinne entstand, das ein zusätzliches Wohnraumangebot für Jung- und Kleinfische bietet. Damit werde das Ganze noch einmal aufgewertet.
Als der Vertreter der Behörde den Daumen nach oben streckt, ist auch Firmenchef Harald Ziegler zufrieden. Es sei alles nach Plan verlaufen. Seine Firma hat seit über 20 Jahren Erfahrung bei der Erstellung von solchen Aufstiegs-Anlagen. "Früher haben wir das in Zusammenarbeit mit dem Wasserwirtschaftsamt erledigt. Heute muss ein Planungsbüro beteiligt werden, das den Querschnitt, die Durchflussmenge und die Länge der Fischtreppe festlegt und die Höhen einmisst.
Ökologisch und barrierefrei
Das war in diesem Fall die Aufgabe des Ingenieurbüros für Bauplanung in Kulmbach (IBP). Bauleiter Matthias Ott: "Kraftwerke an Wehren gibt es ja bereits seit hundert Jahren. Die Errichtung einer Fischtreppe war seitens der Regierung von Oberfranken der Aufhänger beim Wehrumbau. Die ökologische, barrierefreie Durchgängigkeit der Gewässer wird von der europäischen Wasserrahmen-Richtlinie geregelt."
Auch Wehr- und Kraftwerks-Eigentümer Horst Körzdörfer ist nach Abschluss seiner Baumaßnahmen sicherlich zufrieden. Er musste für den Umbau und die Errichtung der Fischaufstiegshilfe zwar einiges investieren, aber letztendlich profitiert er auch wieder davon. Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist gekoppelt mit der Förderung der Wasserkraft und der gleichzeitigen Verbesserung der Gewässer. Für die Einspeisung seines Stroms erhält er durch die Wasser-Rahmenrichtlinie zum EEG (Erneuerbare Energien-Gesetz) künftig 12,67 Euro/KW-Stunde, statt bisher 7,67 Euro/KW-Stunde.