Die eingehauste Fränkische Schweiz
Autor: Alexander Hartmann
Wonsees, Montag, 25. März 2019
Steine, die sich von Felsen lösen, zwingen das Staatliche Bauamt, an Straßen Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Bei Kasendorf wurde als Sofortmaßnahme eine Betonschutzwand aufgestellt. Ob dort wie bei Wonsees ein Stahlgeflecht kommt?
Große Netze hüllen die gewaltigen Felsblöcke ein, ein Zaun aus einem Stahlgeflecht grenzt den benachbarten Hang am Böschungsfuß von der Fahrbahn ab: ein Bild, das sich seit eineinhalb Jahren an der Staatsstraße 2189 zwischen Wonsees und dem Hollfelder Ortsteil Kainach zeigt. Es war im Sommer 2017, als auf dem dort kurvigen Straßenteilstück Maßnahmen ergriffen wurden, um der Steinschlaggefahr zu begegnen.
Es ist nicht allein die Faszination
Die bizarren Kalk- und Dolomitfelsen, die die Fränkische Schweiz prägen und viele Touristen locken, üben nämlich nicht nur eine große Faszination aus. Sie stellen auch eine Gefahr dar, wie Fritz Baumgärtel, Abteilungsleiter beim Staatlichen Bauamt in Bayreuth, weiß. Von den 1200 Straßenkilometern, die die Behörde betreut, herrscht nach seinen Worten auf etwa 60 Kilometern ein erhöhtes Steinschlagrisiko.
Unter Beobachtung
Um der Verkehrssicherungspflicht gerecht zu werden, stehen die heiklen Strecken unter Beobachtung. Steinfunde werden dem Bauamt von der Straßenmeisterei gemeldet. Nach einer Besichtigung der Stelle wird laut Baumgärtel entschieden, ob Handlungsbedarf besteht. Sind die Felsen in Bewegung, wird ein Sachverständiger eingeschaltet.
Auch im hochalpinen Gelände im Einsatz
Auf Grundlage eines geologischen Gutachtens werden Sicherungsmaßnahmen ergriffen. Hier gibt es vielfältige Möglichkeiten. Befindet sich der Felsen direkt an der Fahrbahn, wird er großflächig mit einem Netz umspannt. Sind die Felsen weiter von der Straße entfernt, werden am Böschungsfuß oft Schutzzäune aufgestellt, die es in massiver Ausführung für große Steine, in einer kleineren Variante auch für Geröllbrocken gibt. Es sind Arbeiten, die in der Fränkischen Schweiz meist von Fachfirmen aus Österreich ausgeführt werden, deren Mitarbeiter in der Heimat oft im hochalpinen Gelände im Einsatz sind. Auch in Oberfranken müssen sie, an Seilen gesichert, in Höhen von bis zu 40 Meter klettern.
Den Naturschutz im Blick
Ein besonderes Augenmerk muss bei der Suche nach der besten Sicherungsmethode auf die Vereinbarkeit mit dem Naturschutz gelegt werden. Eine Herausforderung, handelt es sich bei den Hängen mit Felsböschungen doch oft um naturschutzfachlich wertvolle Standorte, auf denen seltene Pflanzen- und Tierarten vorkommen können, wie Hans-Jürgen Pohl von der Abteilung Naturschutz am Landratsamt erläutert. So können Felsspalten beispielsweise Lebensraum für Eidechsen oder auch Fledermäuse sein.
Betonschutzwand als Erstmaßnahme
Ob an der Staatsstraße 2190 zwischen Kasendorf und Azendorf wie bei Wonsees bald Schutzzäune stehen werden? Auf der kurvenreichen Strecke waren zuletzt immer wieder Steinbrocken gefunden worden, die von Felsen stammen, die 60 bis 100 Meter von der Fahrbahn entfernt an der Hangkante stehen. Eine 800 Meter lange Betonschutzwand wurde im Bankett als sofortige Schutzmaßnahme errichtet. "Das hat uns der Geologe empfohlen", sagt dazu der für das Kasendorfer Projekt zuständige Mitarbeiter im Staatlichen Bauamt, Matthias Zapf.
Nicht die Endlösung
Der Beton ist aber nicht die Endlösung. Wie die aussieht, wird auch hier das geologische Gutachten zeigen. Auch wenn die gefährlichen Felsen relativ weit von der Straße entfernt sind, ist die Gefahr, dass Steine, die sich lösen, auf der Fahrbahn landen, groß, sagt Matthias Zapf. Da der Hang steil und in Teilbereichen dann wieder abgeflacht sei, sei zu befürchten, dass Steine wie auf einer Sprungschanze mit hoher Geschwindigkeit auf die Straße katapultiert werden.