Dagegen ist kein Kraut gewachsen? Ganz im Gegenteil: Kräuter von der Wiese oder aus dem Beet sind schnell verfügbare, bewährte Heilmittel und für jeden einfach anzuwenden.
Sattes Grün, gespickt mit bunten Blüten - für die meisten Menschen ist das nur eine Wiese, für Edith Wagner ist es eine Apotheke - reich bestückt mit heilsamen Hausmitteln gegen allerlei Wehwehchen. Zum Nulltarif. Man muss nur wissen, welches Kräutlein wofür gewachsen ist und was man damit anfangen kann.
Die Kräuterpädagogin kennt sich auf diesem Gebiet bestens aus und nutzt selbst fleißig alles, was die Natur zu bieten hat. Auf ihrem Anwesen im Mainleuser Ortsteil Witzmannsberg, einem alten Fachwerkhaus in idyllischer Umgebung, hat sie einen Bauerngarten mit Blumen, Gemüse und Kräutern angelegt. Drumherum gibt es Wiesen voller Wildkräuter.
Vor 15 Jahren hat sich die Meisterin der ländlichen Hauswirtschaft zur Gartenbäuerin, Kräuterpädagogin und ländlichen Gästeführerin weitergebildet. Ihre Mission: Den Menschen die Augen öffnen für die Schätze, die uns die Natur schenkt. Wild- und Gartenkräuter spielen dabei die Hauptrolle. "Die verschiedenen Kräuter stecken voller wertvoller Inhaltsstoffe, die wir nutzen können, um unser Immunsystem zu stärken, die Verdauung zu fördern und viele kleine Beschwerden und Verletzungen zu heilen", sagt die Expertin.
Junge Blätter schmecken am besten
Löwenzahn und Brennnesseln, Spitzwegerich und Gundermann sind als Unkraut verschrieen und im Garten deshalb in der Regel nicht gern gesehen. Gänseblümchen und Rotklee sehen hübsch aus, aber dass sie auch noch gesund und lecker sind, wissen die wenigsten. "Wenn ich etwas pflücke, nehme ich grundsätzlich die schönen, jungen, zarten Blätter. Die schmecken am besten."
Zu Wagners Favoriten gehört die Schafgarbe, die normale, weiß blühende Sorte. "Ich nehme sie oft anstelle von Petersilie. Sie enthält Bitterstoffe, ist gut für die Haut, den Darm und bei typischen Frauenbeschwerden - ein echter Allrounder."
Vielfalt an heilsamen Inhaltsstoffen
Neben den wildwachsenden Kräutern gibt es in den Beeten und in den Randbereichen des Bauerngartens auch noch viele kultivierte Sorten: Engelwurz, Thymian, verschiedenste Sorten Minze, Zitronenmelisse, Salbei, Ringelblumen, Malven, Lavendel, Oregano, Liebstöckel und viele mehr.
Was macht Kräuter zu Heilmitteln? Sie enthalten ätherische Öle, die ihnen ihren Duft und ihr Aroma verleihen, aber auch Saponine, Gerb- und Bitterstoffe: Lavendel lässt uns besser schlafen, Melisse uns zur Ruhe kommen, Minze vertreibt Kopfweh, Löwenzahn stärkt die Leber, Thymian lindert Husten und Halsschmerzen, Holunder wird für Schwitzkuren eingesetzt und senkt Fieber.
Wertvoll für unsere Gesundheit sind die in Kräutern reichlich enthaltenen Bitterstoffe. Beim Essen von bitter schmeckenden Lebensmitteln verziehen die meisten Menschen das Gesicht, weil sie den Geschmack als unangenehm empfinden. "Aber Bitterstoffe sind sehr wichtig für unseren Organismus", betont Edith Wagner. "Leider hat man sie aus vielen Kulturpflanzen weggezüchtet. Sie helfen der Verdauung, bringen den gesamten Stoffwechsel auf Trab, bekämpfen Entzündungen, regulieren den Appetit."
Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, Kräuter zu sich zu nehmen - als Gewürze im Essen, als Tee, Sirup oder Tinktur. Sogar heilsame Salben kann man leicht selbst herstellen.
Kräutertee kauft Edith Wagner nie: Sie sammelt und trocknet alle Kräuter selbst, mischt sie nach Geschmack oder im Sinne der erwünschten Heilwirkung. Edith Wagners zehn Favoriten unter den Heilkräutern im Monat Juni, ihre Wirkung, Anwendung und richtige Aufbewahrung stellen wir ihren nebenstehend vor.
Tipps zum Sammeln und Verarbeiten
Wer Wildkräuter sammeln möchte, sollte ein paar grundlegende Dinge beachten: Sammeln Sie nur Pflanzen, die sie genau kennen, und pflücken Sie nur auf Wiesen abseits des Straßenverkehrs und landwirtschaftlich genutzter Flächen. Ernten Sie nie alle Pflanzen an einem Standort, damit sich der Bestand immer wieder erholen kann, und nehmen Sie nur so viel mit, wie Sie brauchen.
Der beste Zeitpunkt zum Sammeln ist ein trockener, sonniger Tag. Blätter erntet man am Vormittag, Blüten am besten zur Mittagszeit. Dann ist der Gehalt an ätherischen Ölen und anderen Wirkstoffen am höchsten.
Durch Trocknen lassen sich die Kräuter für den Winter haltbar machen. Edith Wagner rät: "Trocknen Sie Kräuter immer luftig an einem schattigen Ort, niemals direkt in der Sonne. Dort verlieren sie ihre wertvollen Inhaltsstoffe."