Die Angst der Verwöhnten
Autor: Dagmar Besand
Kulmbach, Freitag, 07. Juni 2013
Wir sind verwöhnt - alle. Selbst wer wenig Geld hat, genießt Standards, die für unsere Großeltern noch als Luxus galten. Müssten wir heute wieder so leben wie sie, fiele uns das sehr schwer.
Stellen Sie sich doch mal vor: Was passiert eigentlich, wenn jetzt sofort der Strom ausfällt - nicht nur für eine halbe Stunde, sondern für lange Zeit? Wir tappen abends mit Kerzen durchs Haus, essen Brot statt Spaghetti (falls wir noch welches haben oder zufällig ein Holzbackofen im Garten steht). Wir waschen die Wäsche wieder per Hand und reinigen die Wohnung ohne Staubsauger. Und wenn es Winter - oder ein winterähnlicher Spätfrühling - ist, friert, wer keinen Kamin zum Einschüren hat.
Wir müssen abends miteinander reden oder ein Buch lesen statt fernzusehen, die alte Gitarre auspacken, statt die Stereoanlage aufzudrehen. Und natürlich können wir die Akkus von Smartphone, Laptop & Co nicht mehr laden. Kein Facebook, kein Internet, keine E-Mails.
Eine Katastrophe? Früher oder später wird das vermutlich jeder von uns so empfinden. Dabei würden wir zwei Einsichten gewinnen. Erstens: Wir sind vom Strom beinahe so abhängig wie von der Luft zum Atmen. Zweitens: Wir mögen diese Abhängigkeit, denn wir lieben die Bequemlichkeit.