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Dicke Freunde in Kulmbach: Alle lieben Aramis


Autor: Dagmar Besand

Kulmbach, Mittwoch, 20. März 2019

Im Kulmbacher Wohnstift gibt es tierische Therapiestunden. Für die Senioren ist das ein schönes Erlebnis, das ihnen die Becker-Stiftung schenkt.
Zwei, die sich gut verstehen: Heimbewohner Gottfried Pollach mit Therapiehund Aramis Foto: Ronald Rinklef


Gottfried Pollach und Aramis sind ein Herz und eine Seele. Aramis ist ein Therapiehund und kommt jeden Donnerstag ins Evangelische Wohnstift in der Tilsiter Straße. Eine Stunde lang lässt sich der zweieinhalbjährige Schäferhund geduldig von Pollach und weiteren Bewohnern streicheln, bringt sie zum Lachen, lockt sie aus ihrer Zurückhaltung, liefert Gesprächsstoff. Ermöglicht wird dieses besondere therapeutische Angebot von der Stiftung Altenhilfe Ruth und Eberhard Becker.

Jeder kommt zu seinem Recht

Aramis gehört Isabell Dittmar aus Bayreuth. Sie ist Mitglied im Verein Therapiehunde Deutschland, der den Kontakt zum Kulmbacher Wohnstift vermittelt hat. "Aramis ist ein sehr zugänglicher Hund, sehr entspannt im Umgang mit Fremden", sagt sie. Perfekte Voraussetzungen für den engen Kontakt mit den Senioren. Vor der Aufnahme ins Team wurde der Hund in unterschiedlichsten Situationen getestet. Wie reagiert er auf Stress, Ungewohntes, eine laute Umgebung? Er hat die Prüfung mühelos geschafft.

Zwei Mal pro Woche darf Aramis für eine tiergestützte Therapie eingesetzt werden, nicht häufiger, denn die Arbeit ist für den Hund durchaus anstrengend.

Das merkt man ihm aber nicht an: Er legt sich bereitwillig auf den Rücken und lässt sich von Gottfried Pollach kraulen, spielt mit ihm. Pollach ist zwar der größte Fan des Hundes, doch alle Bewohner kommen zu ihrem Recht, auch die Stillen und Zurückhaltenden. Geduldig setzt Aramis sich neben Gunda Krutz, die früher selbst Schäferhunde hatte, damit sie ihn ein wenig streicheln kann. Albin Laukner reicht ihm vom Rollstuhl aus ein Leckerli, das der Hund vorsichtig aus seiner Hand frisst. Laukner ist Heimbeiratsvorsitzender im Wohnstift und freut sich über das Angebot: "Das ist eine echte Bereicherung für uns!"

Dankbar für die Unterstützung der Becker-Stiftung sind Heimleiter Uwe Gieselmann und Sozialpädagogin Cornelia Müller. "Tiere öffnen Welten", sagt die Pädagogin: "Der Hund nimmt den Menschen so an, wie er ist. Das ist gerade für Demenzkranke sehr wertvoll. Allein die Anwesenheit des Hundes hat positive Effekte. Er bringt ein Stück Geborgenheit, Lebensfreude, Sicherheit, steigert das Selbstwertgefühl."

Eine Frage des Geldes

Die tiergestützte Therapie ist eine von vielen Möglichkeiten, das Leben der Bewohner von Alten- und Pflegeheimen schöner zu gestalten. Was in den einzelnen Einrichtungen machbar ist, hängt nicht nur vom guten Willen, sondern letztlich auch vom Geld ab. Die Becker-Stiftung stellt Arbeiterwohlfahrt und Diakonie jährlich hohe Summen für innovative und nachhaltige Projekte in ihren Kulmbacher Heimen zur Verfügung - insgesamt 20 000 Euro pro Jahr, seit drei Jahrzehnten.

Während in den Anfangsjahren vor allem Wünsche nach besserer Ausstattung erfüllt wurden, geht es heute um therapeutische und pflegerische Angebote, denn Zeit für Zuwendung und Weiterbildung ist bei sparsamen Personalschlüsseln und minutengenau abgerechneter Pflege immer knapp.

Deshalb dankt Margit Vogel, Hauptgeschäftsführerin des Awo-Kreisverbands Kulmbach, der Becker-Stiftung besonders dafür, dass sie die Fortführung der Weiterbildungen im Bereich der palliativen Begleitung und Beratung mitfinanziert: "Das könnten wir in dieser Größenordnung sonst nicht anbieten. Dafür hätten wir einfach kein Geld." Das Engagement der Becker-Stiftung könne man gar nicht hoch genug schätzen: "Was da gemacht wird, kommt unmittelbar den Bewohnern zugute und wirkt langfristig."

Genau das war das Bestreben des Ehepaars Becker bei der Stiftungsgründung vor 30 Jahren: Anschubfinanzierungen für innovative Projekte, die sich weiterentwickeln, die den alten Menschen Freude machen und ihnen zuletzt einen würdevollen Abschied ermöglichen.

Jede Initiative soll nachhaltig wirken

Der Wunsch, etwas für schwerpflegebedürftige Menschen zu tun und ihre Lebensqualität spürbar und nachhaltig zu verbessern, war für Ruth und Eberhard Becker der Antrieb, im Jahr 1988 die nach ihnen benannte Stiftung Altenpflege zu gründen. 500 000 Mark Privatvermögen investierte das Ehepaar anlässlich Eberhard Beckers 60. Geburtstag (256 000 Euro) - eine stolze Summe, die eine Lücke in der Finanzierung von Betreuungsleistungen für Senioren schloss.

Der 2018 verstorbene Stifter und seine Frau haben frühzeitig dafür gesorgt, dass die Einrichtung langfristig in guten Händen ist. Tochter Barbara und Schwiegersohn Wolfgang Türk stehen seit Mitte der 90er Jahre im Vorstand mit in der Verantwortung.

Sorgen macht der Familie die Situation auf dem Kapitalmarkt. Die andauernde Null- bis Niedrigzinsphase führt dazu, dass das Stiftungskapital nur noch minimale Erträge abwirft, zurzeit gerade einmal 2000 Euro im Jahr. "Wir haben bisher jedes Jahr 20 000 Euro ausgeschüttet, jeweils zur Hälfte an Diakonie und Arbeiterwohlfahrt", so Wolfgang Türk. Dies sei zuletzt nur noch durch private Zustiftungen der Familie möglich gewesen.

Wer die Arbeit der Stiftung Altenpflege Ruth und Eberhard Becker unterstützen möchte, kann dies durch eine Spende auf das Stiftungskonto bei der HypoVereinsbank Kulmbach tun: DE77 7712 0073 0362 1199 87

Weitere Infos auf www.beckerstiftung.de

Kmmentar: Jeder Euro gut investiert

Endstation Altenheim. Dieses Bild bekommen wir nicht aus unseren Köpfen. Und es ist ja auch so: Wer in ein Pflegeheim zieht, bleibt dort in der Regel bis zum Schluss. Kein Wunder, dass die Entscheidung schwer fällt und hinausgezögert wird, bis es nicht mehr anders geht.

Dabei vergessen wir oft, dass das Heim nicht die schlechteste Alternative ist. Im Gegenteil: Viele alte Menschen, die zu Hause sich selbst überlassen waren, genießen in den Einrichtungen neben der Sicherheit einer Rund-um-die-Uhr-Versorgung die Gemeinschaft und Angebote, die den Tagen Struktur geben und schöne Erlebnisse bieten.

Dass dabei in den Kulmbacher Häusern die Schwerpflegebedürftigen und Dementen nicht vergessen und sogar gezielt gefördert werden, ist nicht zuletzt dem Engagement der Becker-Stiftung zu verdanken. Hier hat eine Familie vorbildlich und ohne großes Trara mit privatem Vermögen Verantwortung für eine gesellschaftliche Aufgabe übernommen. Stolze 650 000 Euro sind in 30 Jahren in vielfältigste Projekte geflossen. Eine Menge Geld - und jeder Euro ist gut investiert.