Desinfektionsmittel: Apotheken und Brauerei arbeiten in Kulmbach Hand in Hand
Autor: Katrin Geyer
Kulmbach, Mittwoch, 08. April 2020
Desinfektionsmittel ist in diesem Tagen knapp. In Kulmbach setzt man auf Eigenproduktion - mit Alkohol aus der Bierherstellung.
Es gibt offensichtlich nichts, was es nicht gibt. Die Corona-Pandemie hat Partner zusammengebracht, die bislang eher wenig miteinander zu tun hatten. Seit etwa zwei Wochen kooperieren die Kulmbacher Brauerei und die Apotheker in der Region. Ihr gemeinsames Ziel: Die Versorgung mit Desinfektionsmitteln sicherzustellen.
Schon mit Beginn der Corona-Krise waren Mittel zur Handdesinfektion in den Apotheken und Drogerien knapp geworden. Die Menschen kauften offensichtlich weit über ihren persönlichen Bedarf hinaus, scheuten auch nicht vor der einen oder kriminellen Beschaffungsmaßnahme zurück.
Lieferengpässe
Meldungen über Lieferengpässe häuften sich. Das Ganze ging zu Lasten derer, die nach wie vor auf Desinfektionsmittel dringend angewiesen sind: Kliniken etwa oder Pflegeheime.
Mittlerweile helfen sich viele Apotheken selbst, indem sie Desinfektionsmittel aus eigener Herstellung anbieten. Ein wichtiger Rohstoff dafür ist Alkohol - entweder in Form von Isopropanol oder von Ethanol. Und dieser Alkohol kommt oft von der Kulmbacher Brauerei.
Ethanol entsteht bei der Herstellung von alkoholfreiem Bier. "Wir brauen das Bier ganz normal ein", erläutert Marketingleiter Andreas Eßer. "Dann wird dem Bier der Alkohol schonend wieder entzogen. Ethanol ist gewissermaßen das Rückstandsprodukt."
Üblicherweise dient Ethanol als Rohstoff etwa für die Herstellung von Kosmetikprodukten. Derzeit beliefert die Brauerei viele Apotheken in der Region. "Es kommen Kollegen aus Hof, Bamberg, Kronach und anderen Orten", weiß Hans-Peter Hubmann, der Vorsitzende des Bayerischen Apothekerverbandes, der selbst einige Apotheken in Kulmbach betreibt und betont, dass die Brauerei den Rohstoff "zu einem realen Preis" anbiete.
Dies scheint im Geschäft mit der Pandemie nicht immer der Fall zu sein. In einschlägigen Diskussionen ist schon das Wort vom "Kriegsgewinnler" gefallen.