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Des Strudels Rätsel ist gelöst


Autor: Dagmar Besand

Witzmannsberg, Montag, 10. Sept. 2012

Im museumspädagogischen Zentrum des Mönchshofs bringt Edith Wagner ihen wissbegierigen Schülern bei, wie sie aus preiswerten Produkten der Saison traditionelle und alltagstaugliche Gerichte zaubern können.
Mit der richtigen Technik ist das Ausziehen des Strudelteigs nur halb so schwierig wie es aussieht. Edith Wagner zeigt (von links) Ralf Wiesel, Christine Meisel und Monika Hofmann, wie's gemacht wird. Fotos: Dagmar Besand


Carmen Löffler strahlt über das ganze Gesicht: "Ich hätte nie gedacht, dass ich sowas selbst hinbekomme", sagt sie und bugsiert stolz ihren ersten selbstgemachten Strudel auf das Backblech. Noch vor einer Stunde hat die Mainleuserin von sich behauptet, dass sie nichtkochen könne.
Deshalb hat sie sich spontan angemeldet, als sie in der Zeitung vom Kochkurs im museumspädagogischen Zentrum (Mupäz) des Bayerischen Brauerei- und Bäckereimuseums las. Dass es dabei nicht um hohe Kochkunst mit extravaganten Zutaten, sondern um simple Saisonküche mit preiswerten Zutaten aus der Region gehen sollte, hat sie besonders angesprochen. "Wenn man jeden Tag zu Hause etwas Gutes auf den Tisch bringen will, geht es doch genau darum: Es soll lecker sein, nicht ewig dauern und die Haushaltskasse schonen."

Reste sinnvoll verwerten


Tatsächlich ist das viel einfacher, als die meisten Kochmuffel denken. Das beweist Edith Wagner, Meisterin der ländlichen Hauswirtschaft, Ernährungsfachfrau und Kräuterpädagogin aus dem Mainleuser Ortsteil Witzmannsberg den Schülern ihres Kurses am Freitagabend. "Äpfel und Erdäpfel" sind ihr Thema, und zehn hochmotivierte Teilnehmer sind neugierig darauf, wie man daraus für kleines Geld viel Abwechslung auf den Tisch zaubern kann.
Edith Wagner hat für alle eine Rezeptsammlung mitgebracht, aus der eine Auswahl an Gerichten zubereitet werden soll. Das fängt bei einer schlichten "Schnitzla"-Suppe an. "Ein perfektes Samstags-Gericht", sagt die Kursleiterin, "denn da kann man alles verwenden, was an Gemüse übrig ist".
Sinnvolle Resteverwertung gehört zu Wagners Lieblingsthemen: Sind ein paar gekochte Kartoffeln vom Vortag übrig? In wenigen Minuten entsteht daraus mit Zwiebel, Knoblauch, Sauerrahm und Kräutern ein leckerer "Erdäpfelkäs" als Brotaufstrich. Rita Leicht ist zunächst noch etwas skeptisch: Kartoffeln aufs Brot? Doch das erste Versucherla vertreibt alle Zweifel. Alle Kursteilnehmer sind sich einig: Lecker!
Diese Tipps sind aber nur das Aufwärmprogramm. Richtig spannend ist für die Kochschüler die zentrale Aufgabe des Abends: Selbst gemachter Strudel in zwei Varianten - süß und fruchtig mit einer Apfelfüllung und Vanillesauce und herzhaft mit einem pikanten Innenleben aus Weißkraut, Kartoffeln und Möhren. Carmen Löffler hat noch nie einen Strudelteig selbst gemacht, "aber dafür bin ich ja hier, damit ich das lerne".

Das Geheimnis des Strudelteigs


Der Strudelteig ist keine Hexerei: 200 Gramm Mehl, 1/8 Liter lauwarmes Wasser und ein bis zwei Teelöffel Öl sowie etwas Salz sind alles, was man dafür braucht. Der fertige Teig muss allerdings eine halbe Stunde ruhen, "damit er schön elastisch wird", erläutert Edith Wagner.
Eine zweite Variante ist ein Ei im Teig. Monika Hofmann und Ralf Wiesel, der einzige Mann im Kochteam, entscheiden sich für diese Variante und wagen sich damit an den Apfelstrudel. Nach der Ruhezeit soll der Teig ausgezogen werden - hauchdünn. Ralf Wiesel erinnert sich an die Worte seiner Großmutter: "Der Teig muss so dünn sein, dass man die Zeitung darunter lesen kann." Ist seiner dünn genug? Alle unterbrechen ihre Arbeit und gucken ihm über die Schulter, als er den Ankündigungstext des Kurses aus der Bayerischen Rundschau vorsichtig unter die Teigschicht schiebt: Zumindest die Überschrift kann man lesen. "Nicht schlecht für den Anfang", lobt Edith Wagner. "Das Ausziehen des Strudelteigs erfordert etwas Übung, aber wenn man das mal raus hat, ist das eine klasse Sache."
Das Füllen der beiden Strudelvarianten ist ein Lernprozess: Carmen Löffler arbeitet beim ersten Versuch etwas zu langsam: Die heiße Krautfüllung erwärmt den Teig schnell. Er klebt fest und reißt. Beim zweiten Mal klappt es aber perfekt. Ruckzuck ist der Strudel aufgerollt und thront auf dem Blech.

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