Der Wernsteiner Löschbehälter ist Geschichte
Autor: Jürgen Gärtner
Wernstein, Freitag, 19. April 2013
Freitagfrüh machte der Bagger den umstrittenen Löschwasserbehälter platt. Bürgermeister Adam akzeptiert die Maßnahme zähneknirschend, die Denkmalschützer freut's. Doch die Angelegenheit ist damit noch lange nicht zu Ende.
Die Arbeiter der Firma Plannerer aus Pullenreuth rissen den umstrittenen Löschwasserbehälter im historischen Ortskern in Wernstein ab. Das Bauwerk hatte monatelang die Gemüter erregt und die Denkmalschützer sowie Schlossherrin Iris von Künßberg-Schmidt auf die Barrikaden gebracht.
Bürgermeister Dieter Adam akzeptiert die Entscheidung des Gemeinderats, obwohl sie nicht in seinem Sinne war. "Es ist nicht 100-prozentig so gelaufen, wie ich wollte", erklärte er. Adam wollte den Löschwasserbehälter an dem Standort belassen, ein Stück kappen und dann anböschen.
Wieder auf den Festplatz?
Für einen neuen Standort gibt es dem Bürgermeister zufolge noch keine Überlegungen. "Dazu ein klares und deutliches Nein." Ob der neue Löschwasserbehälter wieder auf dem Festplatz entstehen soll oder ein völlig neuer Standort gesucht wird, dazu konnte Adam keine Aussage machen. "Jetzt wird das Ding erstmal verfüllt und eben gemacht."
Vorübergehend sei der Feuerschutz in dem Mainleuser Ortsteil gewährleistet, die Wehren könnten im Ernstfall aus dem angrenzenden Veitlahm und aus Hydranten ihr Wasser ziehen.
Auch nach all den Querelen und Diskussionen ist Adam davon überzeugt, dass der Standort nach wie vor der richtige ist. "Weil er zentral im Ort liegt. Und wenn einmal ein Brand ausbricht, ist er weit genug von allen möglichen Brandherden entfernt, so dass er nicht durch ein Feuer gefährdet wird." Den Platz habe man gemeinsam mit der Feuerwehr ausgesucht. "Alle haben ihn als richtig empfunden."
"Überglücklich", dass der Betonklotz der Vergangenheit angehört, ist Iris von Künßberg-Schmidt. Denn der Löschwasserbehälter stand direkt in der historischen Sichtachse ihres Schlosses - wie mit dem Lineal gezogen. "Wir sind Bürgermeister Adam sehr dankbar, dass er eingelenkt hat. Alles andere wäre nicht schön gewesen."
Den Fall aufarbeiten
Allerdings vermisst die Schlossherrin die Aufarbeitung des Falls. "Ich denke, das ist Sache des Gemeinderats." Denn es seien viele Frage gestellt und unbeantwortet geblieben. Zum Beispiel die, wie es zu dem Standort kam und wieso der Behälter so hoch geworden ist."
Nach Ansicht von Iris von Künßberg-Schmidt sollte man den alten Löschbehälter reparieren. "Der ist auch nicht kleiner als der neue, wenn der abgesägt worden wäre." Als Alternative sieht sie den Platz neben dem Brunnen beim Feuerwehrhaus. Aber natürlich müsse der Behälter dort unterirdisch eingebaut werden.
Wer ist verantwortlich?
"Der Behälter musste unbedingt weg, das war zwingend erforderlich", sagt Gemeinderätin Hanne Lindner aus Wernstein. Mit dem Abbruch sei das Thema aber noch nicht abgeschlossen. Im Rechnungsprüfungsausschuss, dem sie angehört, werde man die Kosten aufrollen und Ursachenforschung betreiben, versicherte sie. "Wir werden schauen, wer die Entscheidungen getroffen und verantwortlich ist", sagte Lindner. Das Thema werde auch noch öffentlich im Gemeinderat besprochen. Wann genau, das sei aber noch nicht bekannt.
Von einem "sehr guten Tag für Wernstein" spricht Restaurator Uwe Franke. Es sei mit dem Bau des Löschwasserbehälters - der prinzipiell sinnvoll sei - fast das Ortsbild zerstört worden. Glücklicherweise habe da aber der Denkmalschutz gegriffen. Was für Franke erfreulich ist: "Dass der Rückbau nicht nur von Rechtswegen erfolgt ist, sondern aus der Bevölkerung und dem Gemeinderat heraus. Das hat gezeigt, dass sie in ihrem Umfeld und der Kultur verwurzelt sind." Und er zeigt sich versöhnlich: Niemand sei vor Fehlern gefeit. Wichtig sei, dass man noch die Kurve gekriegt habe. Sein Rat: "Wenn wieder so etwas ansteht, dann sollte man die Leute vorher fragen, die was davon verstehen."
Rund 50000 Euro haben Bau und Abriss verschlungen.
Ein Video von den Abrissarbeiten können Sie auf der Facebook-Seite der Bayerischen Rundschau sehen.