Der Wasserkraft-Pionier aus der Eichmühle
Autor: Jürgen Gärtner
Eichmühle, Montag, 07. Sept. 2015
In der Eichmühle bei Schlömen befindet sich ein kleines Kraftwerk, das von einer Gruppe Idealisten betrieben wird. Über die Möglichkeit der alternativen Stromproduktion informierte sich die Neuenmarkter Gemeinschaft.
Er hat etwas gegen Kernkraftwerke, sagt Jürgen Oberhauser im Brustton der Überzeugung. Seit 1990 setzt er auf erneuerbare Energien: Er baut Kraftwerke - die von Sonne, Wind und Wasser gespeist werden. So wie in der abgelegenen Eichmühle, unweit des Neuenmarkter Ortsteils Schlömen. Dort läuft nicht nur ein Wasserkraftwerk. Über Oberhausers Arbeit informierte sich die Neuenmarkter Gemeinschaft. Rund 40 Personen waren ihrer Einladung gefolgt.
Vor fünf Jahren gekauft
Fünf Jahre ist es her, dass die Mainkraft-Eichmühle OHG das Anwesen kaufte. Es gibt 79 Gesellschafter, einer davon ist Jürgen Oberhauser. Seit fünf Jahren lebt der Mann mit dem Zopf und dem Drei-Tage-Bart, der aus Traunstein stammt, jetzt in der Gemeinde Neuenmarkt. Der oberbayerische Dialekt ist ihm geblieben.In Oberbayern hat er in der Nähe des Chiemsees vier Windräder errichtet. Alle mit Bürgerbeteiligung. "Das ist ganz wichtig." Die ersten beiden Windmühlen - wie er die Anlagen nennt - hat er vor 20 Jahren gebaut. 2005 folgten die nächsten zwei. Von der Größe her seien sie vergleichbar mit denen am Sessenreuther Berg bei Wirsberg. Doch inzwischen herrsche Flaute auf dem Windenergie-Sektor, sagt Oberhauser. Deshalb die Wasserkraft. Die Eichmühle ist das Pilot-Projekt für die Gesellschaft. Ein Kraftwerk in Sachsen soll folgen. "Das ist aber noch nicht spruchreif."
In mehreren Gruppen wurden die Besucher durch das Anwesen geführt. In der Eichmühle setzt Oberhauser auf drei Standbeine: Neben der Wasserkraft ist das eine kleine Photovoltaik-Anlage und die Vermietung von Wohnungen. Die werden derzeit ausgebaut. "Wir machen ganz viel selbst", sagt der 55-Jährige.
Zwei Turbinen gibt es im Anwesen - beide über 100 Jahre alt. Die liefern zwar noch Strom - durchschnittlich 280 000 Kilowattstunden im Jahr - sind aber sanierungsbedürftig. Das würde zwischen 80 000 und 100 000 Euro kosten. Bei jährlichen Stromeinnahmen von rund 35 000 Euro ein schöner Brocken. "Deshalb planen wir, eine neue Turbine mit höherem Wirkungsgrad anzuschaffen." Eine so genannte Wasserkraftschnecke soll es werden.
Die soll in einem neuen, kleinen Kraftwerk an der anderen Uferseite untergebracht werden. Die entsprechenden Anträge seien gestellt. Mit einer Umsetzung rechnet Oberhauser in etwa eineinhalb Jahren. Die beiden alten Turbinen sollen weiterlaufen, als Zubrot dienen.
"Ein bisschen Idealist muss man schon sein", sagt der 55-Jährige mit Blick auf die Investitionen und die viele Arbeit, die ihm und den Gesellschaftern noch bevorsteht. Und auch im Hinblick darauf, dass bei Wasserkraftwerken die Regel gilt: Die erste Generation hat nichts davon, die zweite verdient.