Der Uli und der Dr. Böbel
Autor: Christian Schuberth
Kulmbach, Dienstag, 09. August 2016
Der 1. FC Nürnberg und das Trauma FC Bayern. Sogar im Bescheißen ist der Nobelklub aus der Landeshauptstadt den Clubberern um Klassen überlegen.
A Hund is er scho, der Hoeneß, sagen sie voller Hochachtung an den bayerischen Stammtischen. Denn Steuerhinterziehung ist ja beim Volk, und natürlich bei allen Bayern-Fans, nicht mehr als ein Kavaliersdelikt. Wer auffliegt, ist halt selber schuld. Und so wird Uli Hoeneß im Herbst mit einem Ergebnis, das selbst Erich Hoenecker vor Neid erblassen ließe, wieder zum Präsidenten des FC Bayern München gewählt - jede Wette.
Für 28,5 Millionen Euro nicht gezahlter Steuern musste Hoeneß nur sieben Monate dauerhaft in der JVA Landsberg am Lech absitzen, die restlichen 14 im offenen Vollzug. Zudem sollen die schwedischen Gardinen nicht von Ikea, sondern vom Feinsten gewesen sein.
Laut einem Mithäftling hatte Uli Hoeneß in Landsberg - weil er krankgeschrieben war - "eine größere Zelle, Klo und Nasszelle separat". Zudem brauchte er sich für sein Essen nicht anstellen, sondern habe es geliefert bekommen und unzählige Zeitungs-Abos beziehen dürfen. Sogar ein Trimm-dich-Fahrrad habe der Promi gehabt. Extrawürste für den Wurstfabrikanten?
Egal, jeder reuige Sünder hat eine zweite Chance verdient. Auch Dr. Ingo Böbel ist längst wieder in Amt und Würden. Der windige Typ, der einst den 1. FC Nürnberg an den Rand des finanziellen Ruins führte, ist heute Wirtschaftsprofessor an der Internationalen Universität von Monaco. Der Ort passt, denn auch Dr. Böbel nahm es mit den Steuern nie so genau. Von 1994 bis 1995 saß er in der JVA Bayreuth ein, weil er beim Club nicht nur eine schwarze Kasse führte, sondern auch die Schiedsrichter mit Geschenken bestach und mit Vereinsgeldern seine eigene Eigentumswohnung abbezahlte. Letztlich wurde der Herr Professor - genau wie Hoeneß - zu dreieinhalb Jahren verknackt. Doch der Bald-wieder-Bayern-Präsident wird sich bei Böbels läppischer Betrugssumme von 675 000 Euro denken: "Der Club war halt scho immer a Depp."