Der Traum vom eigenen Bier
Autor: Christian Schuberth
, Freitag, 25. November 2011
In Thurnau träumt man von einer eigenen Brauerei. 88 Jahre nach Schließung des alten Kommunbrauhauses wollen Bürger wieder genossenschaftlich Bier brauen. Als Anwesen hat man die Wirtschaft "Schlossbräu" auserkoren. Bislang haben schon 76 Interessenten Anteile gezeichnet.
Gut Bier will Weile haben. Fünf bis sechs Wochen muss der Brauer einkalkulieren, bevor sein Sud aus Wasser, Malz und Hopfen zu süffigem Gerstensaft geworden ist. Geduld brauchen auch noch die Initiatoren der geplanten Kleinbrauerei "Schlossbräu", bis sie endlich den ersten Schluck Thurnauer Kommunbräu nehmen können. Zwar haben sie bei einer professionell gestalteten Informationsveranstaltung im Thurnauer Schloss rund 80 Interessierten eine wirklich ausgegorene Idee präsentiert. Und das mit Erfolg, denn etliche Bierliebhaber zeichneten noch vor Ort spontan einen Anteil - und das ohne vollmundig eine hohe Rendite zu versprechen. "Wir haben bislang 76 Genossen, die rund 180 000 Euro zur Verfügung stellen", erklärt Mit-Initiator Karl-Heinz Lauterbach. Doch hat man beileibe noch nicht die bis für die Gründung der Genossenschaft benötigte Summe von einer halben Million Euro zusammen. Insgesamt will man 800 000 Euro investieren, ein Teil soll über Darlehen und Födermittel finanziert werden.
Dem Steuerberater aus Kulmbach und seinen Mitstreitern Gerald Müller und Sebastian Hacker war aber von vornherein klar, dass ihre Bier-Idee Reife brauchen würde. Lauterbach sagt: "Wir haben keineswegs erwartet, dass wir auf Anhieb die komplette Summe erreichen. Deshalb war die Resonanz bei der Infoveranstaltung durchaus ermutigend."
Nachfolgend die wichtigsten Informationen zum Projekt "Thurnauer Schlossbräu":
Rechtsform Die "Kleinbrauerei Thurnauer Schlossbräu" ist als Genossenschaft geplant. Sie tritt als Pächter des Anwesens am Schlosspark 2 auf, tätigt die nötigen Investitionen und verpachtet den Gastronomiebetrieb weiter. Als Pächter steht der jetzige Schlossbräu-Wirt Bernhard Wagner zur Verfügung, der für eine "frische fränkische Küche mit Wildspezialitäten" steht.
Das Objekt Das Anwesen "Am Schlosspark 2" ist im Besitz von Horst Rehe, der in München wohnt. Er will das Gebäude nicht verkaufen, nur verpachten. Gedacht ist an eine Laufzeit von 50 Jahren mit einer Verlängerungsoption für den gleichen Zeitraum. Das zweigeschossige Gebäude mit barocken Bauformen und Fachwerkgiebel geht in seinem jetzigen Erscheinungsbild auf das 18. Jahrhundert zurück und steht unter Denkmalschutz. Allerdings ist bereits 1666 eine Brautätigkeit auf dem Anwesen nachgewiesen (siehe Artikel unten).
Investitionen Die Initiatoren der Genossenschaft wollen die Gasträume für etwa 500 000 Euro umbauen. Vor allem soll die Küche, die sich in der Mitte des Hauses befindet, ausgelagert werden, um Raum für 150 Gäste zu schaffen. Weitere 100 Sitzplätze sollen im Saal im 1. Stock entstehen, der mit seiner Bühne auch für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden kann. Vor dem Gebäude - mit Blick auf das Schloss und den malerischen Weiher - ist ein großer Biergarten geplant. Weitere 300 000 Euro sind für die Kleinbrauerei veranschlagt, die in einem Nebengebäude untergebracht werden soll (siehe Grafik oben).
Bier Die Brauereianlage soll eine Kapazität von 10 Hektolitern pro Sud haben. Im Jahr will die Genossenschaft 500 Hektoliter herstellen. Gebraut werden soll ein unfiltriertes Pils, das im naturkühlen Felsenkeller auf dem Anwesen reifen und lagern kann. Verkauft werden soll es nicht nur im eigenen Wirtshaus, sondern auch in ausgewählten Getränkemärkten und über die Straße.
Anteile Ein Anteil kostet
2500 Euro, man kann aber auch mit einer geringeren Summe einsteigen. Die Zahlungsverpflichtung greift allerdings erst dann, wenn sich die Genossenschaft gründet. Eine Haftung über die Anteilssumme hinaus wird laut Satzung ausgeschlossen. Ansprechpartner ist Karl-Heinz Lauterbach, Telefon 09221/827660, E-Mail info@lauterbach-boehnlein.de.
Anreize Die ersten 100 Anteilszeichner erhalten ihr persönliches "Stammtischkrügla", hergestellt von allen Thurnauer Töpfer eien, und dürfen den ersten Sud in der neuen Schlossbräu gratis verkosten.
Rendite Die Initiatoren stellen für die Anfangsphase keine finanzielle Ausschüttung in Aussicht, allerdings sollen die Genossen pro 100 Euro Anteil jährlich einen Liter Bier erhalten, bei 2500 Euro also 25 Liter.