Der Thurnauer Schlosspark soll wieder erwachen
Autor: Sonja Adam
Thurnau, Montag, 29. November 2021
Viele Jahre lag das Areal in Thurnau im Dornröschenschlaf. Jetzt soll das riesige Gelände zwischen Schloss und See zurück ins Leben geholt werden - allerdings ganz vorsichtig.
Nachdem der Markt Thurnau das 31 000 Quadratmeter große Gelände zwischen Schloss und See - den Schlosspark - gekauft hat, tut sich etwas. Aktuell arbeitet der Bauhof des Marktes am See - gleich bei dem roten Backsteinbau neben der Schlossbräu. "Hier wird eine Hinweistafel aufgestellt", erklärt Bürgermeister Martin Bernreuther (CSU). Ansonsten bittet das Thurnauer Gemeindeoberhaupt um etwas Geduld. Während der Wintermonate wird voraussichtlich nicht mehr viel passieren. Denn das Riesen-Projekt benötigt umfangreiche Vorplanungen.
"Aktuell müssen alle Bäume geprüft werden - von einem Baumsachverständigen. Die Standsicherheit muss gewährleistet sein", sagt Bernreuther und zeigt auf umgeknickte Bäume. Bei jedem kleinen Sturm legt es wieder Bäume flach. Bislang ist dies kein Problem, weil sie weit genug von öffentlich zugänglichen Wegen entfernt stehen. Doch wenn die Allee wieder geöffnet werden soll, muss der Weg natürlich gefahrlos begehbar sein.
Kleinod mit vielen Chancen
"Das Schlossparkareal ist ein Kleinod, das viele Chancen beinhaltet. Eine Begehbarkeit für die Allgemeinheit stellt eine städtebauliche und touristische Aufwertung für den Markt Thurnau und das Schloss selbst dar", bewertet Oliver Hempfling vom Landratsamt Kulmbach die Situation. Doch die Revitalisierung müsse mit Fingerspitzengefühl vonstattengehen.
Nicht das gesamte Areal des ehemaligen Schlossparks soll für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Dagegen hat die Naturschutzbehörde ihr Veto eingelegt. "Der Schlosspark Thurnau ist ein naturschutzfachlich wertvoller Bereich.
Dort hat sich durch die seit Jahrzehnten fehlende Nutzung ein gemischter Laubholzbestand mit unterschiedlichen Altersstrukturen entwickelt", so die Naturschutzexperten des Landratsamts. Und weiter: "Der Wald besteht insbesondere aus Rotbuchen, Linden, Bergulmen, Bergahornen, Eichen und Hainbuchen."
Wertvolle Natur
Naturschutzfachlich wertvoll sind insbesondere die alten "Methusalembäume" (Brusthöhendurchmesser mehr als ein Meter), in deren Höhlen neben Spechten viele andere Vogelarten eine Brutmöglichkeit sowie mulmliebende Käferarten einen Platz für ihre Larven finden. Diese dienen wiederum vielen Tierarten als Nahrungsquelle. Auch Eichhörnchen und Bilche, wie der Siebenschläfer, nutzen solche Höhlen. Fledermäuse finden in abgeplatzten Rindentaschen der alten Bäume Sommerquartiere und nutzen zum Teil ebenfalls die Höhlen zur Aufzucht ihrer Jungtiere.
"Darüber hinaus profitieren von einem hohen Totholzanteil eine Vielzahl holzzersetzender Pilzarten. Die Krautschicht weist unter anderem Große Sternmiere, Goldnessel, Immergrün und Keimlinge der Bäume auf. Entlang des Bachs wächst eine Vegetation mit Bergkälberkropf, Mädesüß und Wald-Springkraut", teilen die Naturschutzexperten des Landratsamtes mit.