Er hat den Deutschland-Funk zu Zeiten des Kalten Krieges in den Osten gebracht: Der 240 Meter hohe Mittelwellensender bei Tannfeld, der ob seiner elektromagnetischen Strahlung bei vielen gefürchtet war. Jetzt wird der Sender abgeschaltet. Ende Dezember, wie Reinhard Deutsche vom Deutschlandfunk mitteilt. Die Mittel- wie auch Langwellen-Verbreitung habe deutlich an Bedeutung verloren. Heute, so Deutsche, werde das Geld in den Ausbau des Digitalradios gesteckt. Ein weiterer Grund für die Abschaltung seien die Sparvorgaben der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs für Rundfunkanstalten.
Es gibt noch keinen Termin
Der Sender wird nicht nur abgeschaltet, der Mast wird auch abgebaut, wie der Betreiber der Anlage, die Firma Media Broadcast GmbH, mitteilt.
"Ein Rückbau ist geplant, hierzu existiert allerdings noch kein konkreter Termin", heißt es.
In Thurnau ist man froh, war der nächtliche Leuchtturm doch seit seinem Aufbau vor 35 Jahren umstritten. Aus Angst vor dem Elektrosmog. Von starken gesundheitlichen Beeinträchtigungen, von Knochenleiden und gar von einer erhöhten Krebsrate im Oberland war die Rede.
Gefahren beim Windpark-Bau
"Die gesundheitlichen Gefahren wurden immer zur Seite geschoben", sagt der Alladorfer Detlef Zenk. In den Planungen für den Windpark bei Alladorf und Kleetzhöfe habe die Media Broadcast GmbH in ihrer Stellungnahme den Windpark abgelehnt mit dem Verweis darauf, dass ein Schutzabstand der Windräder zum Sender von drei Kilometern erforderlich sei. Beim Aufbau oder der Wartung bestehe sonst für Beschäftigte Lebensgefahr.
"Was war dann all die Zeit mit den Bewohnern?", fragt Zenk, der vom Sender rund drei Kilometer entfernt wohnt.
Vorsicht bei Windrädern
Da die Windräder 150 Meter hoch seien, müssen, wie die Media Broadcast GmbH auf Nachfrage erklärt, Vorsichtsmaßnahmen bei der Errichtung und Wartung eingehalten werden. "Denn in der Höhe können wesentlich höhere Feldstärken auftreten als am Boden. In Kombination mit der Beschaffenheit der Windkraftanlagen aus einem Material, das Feldstärken besonders stark leitet (Metall), ist besondere Vorsicht geboten." Die Firma schreibt weiter: "Sofern der Betreiber der Windkraftanlagen diese Schutzmaßnahmen ergreift und sein Personal schult, bestehen auch in einem Abstand von unter 3000 Metern zu den Sendeanlagen keine Gefahren für Leib und Leben."
Petition an den Bundestag
Um Leib und Leben
hat sich Franz Mayerhofer gesorgt. Der Plankenfelser ist als Ingenieur im Bereich der erneuerbaren Energien tätig. Er hat in den 90er Jahren für eine Selbsthilfegruppe eine Petition im Bundestag eingereicht mit der Forderung, Sendemasten wie den in Thurnau wegen der Strahlung abzuschalten. Der Antrag wurde abgelehnt, die Sendeleistung in der Folge von 200 auf 100 kW gesenkt. Große gesundheitliche Gefahren bestehen, so Franz Mayerhofers Einschätzung, allerdings nach wie vor.
"Grenzwerte werden eingehalten"
Und was sagt die Wissenschaft zu den Gefahren? Von einer "gefühlten", aber unbegründeten Angst der Bevölkerung spricht der Kulmbacher Matthias Wuschek, der an der Technischen Hochschule Deggendorf Professor im Bereich Nachrichtenübertragungstechnik ist. Laut Wuschek werden die im Immissionsschutzrecht festgelegten Grenzwerte eingehalten.
"Außerhalb des Zauns, der die Anlage abgrenzt, liegen die Werte innerhalb der zulässigen Grenzen." Die Region um den Tannfelder Sender sei vor etwa zehn Jahren in einer großen Studie des Bundesamtes für Strahlenschutz untersucht worden, um die Frage zu klären, ob in der Nähe von leistungsstarken Rundfunksendern vermehrt Leukämiefälle auftreten. Wuschek: "Es konnten absolut keine Hinweise für ein erhöhtes Leukämierisiko bei Kindern, die in der Nähe derartiger Sendeanlagen wohnen, gefunden werden."