Mainleus: Mann (48) seit Motorrad-Unfall im Rollstuhl - jetzt kämpft er sich zurück ins Leben
Autor: Alexander Hartmann
Mainleus, Donnerstag, 17. Januar 2019
Stefan Probst ist nach einem Motorradunfall querschnittsgelähmt. Seine Zukunft ist ungewiss. Die BR unterstützt ihn mit "Franken helfen Franken".
Stefan Probst sitzt im Rollstuhl. Mit angestrengtem Gesichtsausdruck, denn der 48-Jährige trainiert im Therapieraum seine Armmuskulatur. "Die Kraft in den Oberarmen werde ich brauchen", sagt der Mainleuser, der sich zurück ins Leben kämpft.
Das Motorrad stand schon in der Garage
Das hat sich seit dem 21. Oktober gravierend verändert: Es war ein sonniger Herbsttag, ein Sonntag, der mit einem Spaziergang im Naherholungsgebiet Oberauhof begonnen hatte. Mit Ehefrau Beate und dem Australian Shepherd "Cody" hat Stefan Probst eine Runde um die Kieswäsch gedreht. Es sollte der letzte gemeinsame Spaziergang sein. Nur wenige Stunden später ereignete sich das tragische Unglück. Der Mainleuser, der seine Yamaha R1 schon winterfest in der Garage abgestellt hatte, holt das Motorrad wieder heraus. "Ich wollte das schöne Wetter noch mal für einen Ausflug in die Fränkische nutzen." Eine fatale Entscheidung.
Im falschen Moment leicht gebremst - die Folgen sind schrecklich
Auf dem Weg zur Tankstelle in Melkendorf fährt er über Kulmbach. "Die Theodor-Heuss-Allee war wegen des Umgehungsbaus gesperrt." An der Schauer-Kreuzung biegt er in die Melkendorfer Straße ein. An der Linkskurve kurz vor der Einfahrt zum Neubaugebiet am Galgenberg, passiert es. "Ich habe nur leicht die Bremse gezogen, dann ist das Vorderrad weggerutscht." Warum? Er weiß es nicht. "Ich vermute, dass da noch ein Ölfleck war, da sich dort schon am Tag zuvor ein Unfall ereignet hatte." Beweisen kann er es nicht. Stefan Probst ist mit der Maschine gegen ein Straßenschild gekracht. Er landete im Straßengraben, wurde durch eine Hecke abgebremst. "Ich habe gleich geahnt, dass ich schwerer verletzt bin. Ich habe meine Beine nicht mehr gespürt."
Not-Op in Kulmbach
Drei Wirbel waren gebrochen, das Rückenmark durchtrennt. Schien- und Wadenbein waren ebenfalls gebrochen, die Lunge war kollabiert. Die Not-Operation fand im Kulmbacher Klinikum statt. Dort bekam er von den Ärzten die Nachricht, die für ihn ein Tiefschlag war. Probst erfuhr, dass er seine Beine wohl nie mehr bewegen wird. Der 48-Jährige ist querschnittsgelähmt.
Er lernt, das Schicksal anzunehmen
"Das Leben muss weiter gehen." Ein Satz, den er sich seitdem immer wieder sagt. Auch wenn es tränenreiche Momente gibt - aufgeben wird der Mainleuser nicht. Seit Ende Oktober befindet er sich im Klinikum Hohe Warte in Bayreuth, wo er über Wochen und Monate lernt, sein Schicksal anzunehmen. "Ich übe hier beispielsweise, wie ich vom Rollstuhl ins und aus dem Bett komme, wie ich über Kanten fahre. Ich trainiere täglich meine Fitness und gehe auch zur Ergotherapie", sagt der Mainleuser. Zeit, in der er abgelenkt ist. Doch es gibt auch viele Momente, in denen er Zeit zum Nachdenken, zum Grübeln hat.