Anwohner am Ängerlein in Kulmbach klagen über Lärmbelästigung
Autor: Katrin Geyer
Blaich, Sonntag, 06. Sept. 2020
Die Anwohner des Ängerlein fordern Schutzmaßnahmen entlang der Nordumgehung. Nun sammeln die Blaicher Unterschriften.
Es ist laut im Garten von Gisela Türk Pereira. Kein Lärm im üblichen Sinne. Eher ein Rauschen, auf- und abschwellend, das sich auf die Nerven legt.
"Eine massive Beeinträchtigung der Lebensqualität und der Gesundheit" sei das, sagt die Kulmbacherin. Nachdem ihre Bemühungen, das zu ändern, erfolglos geblieben sind, hat sie nun gemeinsam mit ihren Nachbarn Günter Wiesel und Alexander Feulner eine Bürgerinitiative ins Leben gerufen und eine Unterschriftenaktion gestartet. Das Ziel: Ein besserer Lärmschutz entlang der Nordumgehung auf Höhe des Ängerlein.
Schon im April hatte sich Gisela Türk Pereira an das Straßenbauamt in Bayreuth gewandt. Damals lebte sie erst seit kurzem wieder in Kulmbach. Nach vielen Jahren im In- und Ausland war sie wieder dorthin gezogen, wo sie aufgewachsen ist: Ins Ängerlein. Sie hat die Eigentumswohnung bezogen, die sie von ihrer Mutter geerbt hat - und war entsetzt, als sie realisierte, was sich da nur rund 100 Meter Luftlinie von ihrer Terrasse entfernt abspielte:
"Der Lärm war für mich in den Monaten Februar und März fast unerträglich." Als wegen der Corona-Pandemie das öffentliche Leben in weiten Teilen zum Erliegen gekommen sei, habe der Verkehr auf ein erträgliches Maß abgenommen, "so dass im Moment ganz deutlich wird, wie sehr die Anwohner durch den sonst üblichen Verkehr beeinträchtigt sind", schrieb die Kulmbacherin an das Straßenbauamt. Ihre dringende Bitte: "Diese unzumutbaren Verhältnisse durch einen wie auch immer gearteten Lärm- und Sichtschutz zu mildern und auf ein erträgliches Maß zu reduzieren."
Wie sie sich einen besseren Lärmschutz im Detail vorstellt, beschreibt Gisela Türk Pereira in einem Leserbrief in der Bayerischen Rundschau: Eine durchgehende dichte Heckenbepflanzung könnte die Lösung sein, meint sie. "Zur Lärmreduzierung würde sicher auch eine Temporeduzierung von 100 auf 80 Kilometer pro Stunde beitragen."
Und in der Tat: Auf Höhe der Wohnhäuser zwischen Ängerlein und Flutmuldendamm, die ihre Gärten ausnahmslos zur Flutmulde hin ausgerichtet haben, weist die Bepflanzung entlang der Nordumgehung sichtbare Lücken auf. Der Blick geht ungehindert über Flutmulde und Straße bis zum Burgberg - der den Schall, der von der Straße kommt, reflektiert und das Problem damit noch verschärft.
Die Antwort des Straßenbauamtes war seinerzeit eindeutig. Man liege, so schrieb man ihr, was die Lautstärke angehe, zwar im oberen Drittel, aber eben doch noch im tolerierbaren Bereich.
Bereichsleiter Siegfried Beck sagt uns dazu auf Anfrage, dass voraussichtlich 2021 eine neue große Verkehrszählung erfolgen soll. Die sei eigentlich schon für dieses Jahr geplant gewesen, coronabedingt aber verschoben worden. "Auf der Basis der neuen Daten können wir dann eine neue Berechnung durchführen", so Beck.
Im Juli dann befasste sich der Kulmbacher Stadtrat mit dem Thema Lärmschutz. Ein Antrag von Hans Werther (SPD), dem Straßenbauamt eine Ergänzung der lückenhaften Begrünung und zudem ein Tempolimit vorzuschlagen, wurde zwar von seiner eigenen Fraktion und der Fraktion der Grünen befürwortet, von der Mehrheit des Gremiums aber abgelehnt.
"Ich hatte den Eindruck, dass man sich mit der Forderung nach einer Begrünung allein schon hätte anfreunden können.... ", so Gisela Türk Pereira, die keinen Hehl aus ihrer Enttäuschung über diese Entscheidung macht.
Ihre Forderung nach einem besseren Lärmschutz hält sie aufrecht. Mittlerweile hat sie Unterstützung bekommen. Auch ihre Nachbarn Günter Wiesel und Alexander Feulner halten den Lärmschutz für verbesserungsbedürftig. Sein Balkon gehe zur Umgehung hinaus, sagt Feulner. Es sei dort extrem laut. Und auch Günter Wiesel betont, dass mit zunehmendem Verkehr in den letzten Jahren auch der Lärm stärker geworden sei.
Mit einer Unterschriftenaktion werben die drei Blaicher nun seit Mitte August um weitere Unterstützung. Ihre Forderung: eine dichte Bepflanzung und ein Lärmschutzwall. "Wir wollen keine Minimallösung, sondern was Anständiges."
Noch bis zum 12. September liegen die Unterschriftenlisten in verschiedenen Geschäften in der Blaich aus (siehe unten). Danach sollen sie an Oberbürgermeister Ingo Lehmann (SPD) übergeben werden.
Dann stehen die Chancen gut, dass das Thema doch noch einmal im Stadtrat behandelt wird. Zwar kann der gleiche Antrag nicht noch einmal von einem Stadtrat oder einer Stadträtin gestellt werde, erläutert uns Jonas Gleich, Pressesprecher im Rathaus, die rechtliche Lage. "Aber die Unterschriften gehen dann weiter an die Tiefbauabteilung, die die Sache prüft und danach dem Stadtrat vorlegen kann."
Den Initiatoren ist bewusst, dass die Stadt Kulmbach selbst auch dann keine Lärmschutzmaßnahmen vornehmen kann. "Aber eine Empfehlung an das Staatliche Bauamt hat sicher Gewicht."
Dass mittlerweile deutlich mehr als 400 Menschen mit ihrer Unterschrift das Anliegen unterstützt haben, freut Gisela Türk Pereira. Und es stimmt sie optimistisch. Auch wenn es in ihrem Garten noch eine Weile laut bleiben wird.
Unterschriftenlisten
Bis zum 12. September liegen Unterschriftslisten an folgenden Orten aus: Blaicher Apotheke, Blaicher Straße 3; Lanzendorfer Backparadies, Blaich 2; Markgrafen-Getränkemarkt, Hofer Straße 20; Mönchshof-Bräuhaus, Hofer Straße 20; Sintenis - Lotto, Blaicher Straße 25; Friseursalon HairDesigns, Ängerlein 16; Trend-Frisuren, Blaicher Straße 65.
Im Anschluss sollen die Unterschriften an Oberbürgermeister Ingo Lehmann übergeben werden.