Der Landkreis Kulmbach sucht Bildungspaten für Flüchtlingskinder
Autor: Katrin Geyer
Kulmbach, Montag, 01. April 2019
Ein Schulabschluss scheitert für Kinder aus geflüchteten Familien oft an Wissenslücken. Bildungspaten sollen in Kulmbach dabei helfen, das zu ändern.
Sie kommen aus Syrien, Afghanistan oder dem Irak, aus Ungarn oder Bulgarien, und ihre Kindheit, so steht zu vermuten, verlief anders als die ihrer Altersgenossen in Franken. Während die spielten und lernten, kämpften sie nicht selten ums Überleben - in Flüchtlings-Camps, auf langen Fußmärschen, auf einem Flüchtlingsschiff. Sitzen sie dann irgendwann gemeinsam in einem Klassenzimmer in einer Schule im Kulmbacher Land, dann haben es die Flüchtlingskinder oft schwer: Weil in vielen Fächern die Grundlagen fehlen, weil die Deutschkenntnisse nicht ausreichen, um kompliziertere Fragen zu verstehen. Solche Kinder bekommen in der Schule Unterstützung; sogenannte Drittkräfte kümmern sich um sie. Weil diese Unterstützung aber manchmal noch nicht ausreicht, soll jetzt im Landkreis Kulmbach ein neues Projekt gestartet werden: Bildungspaten sollen dafür sorgen, dass diese Kinder das Klassenziel erreichen und irgendwann einen ordentlichen Schulabschluss schaffen, der ihnen eine Zukunftsperspektive gibt.
Worum geht es?
Offiziell heißt das Projekt des Bayerischen Staatsministeriums des Innern, für Sport und Integration "Außerschulische Hausaufgabenhilfe mit Schwerpunkt Deutschförderung". Es dient "der sprachlichen Integration von rechtmäßig und dauerhaft in Bayern lebenden, schulpflichtigen Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Gefördert werden außerdem schulpflichtige Kinder sowie jugendliche Asylbewerberinnen und Asylbewerber mit guter Bleibeperspektive."
Wie wird das Projekt finanziert?
Der Freistaat Bayern stellt im Rahmen der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel Geld bereit, um Unkosten zu decken und den Bildungspaten eine Aufwandsentschädigung zu bezahlen. Denkbar ist aber auch eine Unterstützung durch Sponsoren vor Ort.
Wer koordiniert das Projekt im Landkreis Kulmbach?
Souzan Nicholson und Peter Müller sind vom Landkreis Kulmbach damit beauftragt, Bildungsangebote für Neuzugewanderte zu koordinieren. Sie sind auch federführend für das neue Projekt. Sie wissen, dass es bei den "Bildungsbiographien" von Menschen mit Migrationshintergrund große Unterschiede gibt. Es gibt unter ihnen Analphabeten ebenso wie hoch gebildete Menschen. Nicholson und Müller wollen erreichen, dass Kinder aus Flüchtlingsfamilien ihre Lücken im Lernstoff schließen können. Vor allem älteren Schülern sei sehr wohl bewusst, wie wichtig ein Schulabschluss ist, sagt Peter Müller. "Manche haben regelrecht Panik: Sie wollen unbedingt den Quali machen, wissen aber, dass ihnen dafür das eine oder andere fehlt."