Der Klimawandel wartet nicht
Autor: Katrin Geyer
Kulmbach, Montag, 21. Sept. 2020
Es wird trotz Corona höchste Zeit, den Fokus wieder auf den Klimawandel zu richten. Zu dramatisch ist die Lage geworden.
C orona toppt Klima. Wer in den letzten Wochen aufmerksam die Berichterstattung in den Medien verfolgt hat, hat feststellen können, dass die Pandemie das vorherrschende Thema war. Die Diskussion um den Klimawandel und seine bereits spürbaren Folgen ist hingegen oft in die Randspalten verbannt worden.
Dass nun die jungen Leute, die schon im letzten Jahr unter dem Motto "Fridays for Future" darauf aufmerksam gemacht hatten, dass es nicht gut bestellt ist um unsere Umwelt, erneut wieder aktiv werden und am Freitag - ganz coronakonform - zu einer Demonstration "mit Abstand" aufrufen, ist nicht hoch genug zu schätzen. Der Klimawandel nämlich wartet nicht, bis die Pandemie - irgendwann, wann? - einmal zu Ende ist.
Im Gegenteil: Die Corona-Krise zeigt so manche Begleiterscheinung, die unschön ist fürs Klima. Wer an einem dieser schönen Herbsttage in eine Wirtschaft geht, sitzt lieber draußen als drinnen. Das Risiko soll da geringer sein. Und wenn es abends doch schon sehr schnell sehr kühl wird? Dann wird der Heizpilz angeworfen. Lebensmittelgeschäfte, die noch vor wenigen Monaten Fleisch, Fisch, Wurst, Käse und anderes bereitwillig in die Mehrwegbehälter der Kunden packten, bestehen jetzt auf Einwegverpackungen. Der Hygiene wegen. Alltagsmasken sind mittlerweile überall ein gewohnter Anblick. Aber nicht jeder trägt bunten Stoff, der sich waschen lässt. Noch hat keiner ausgerechnet, zu welchem Müllberg benutzte Einmal-Masken mittlerweile angewachsen sind. Packen wir all das Plastik, das bei den medizinischen Tests anfällt noch obendrauf, dürfte der Haufen beträchtlich sein.
Angesichts der ganz großen Klimaprobleme auf diesem Planeten mag dies vielleicht marginal erscheinen, und es ließe sich vielleicht gegenrechnen mit all den nicht geflogenen Flugkilometern in der Zeit des Lockdowns.
Aber diese Rechnung wäre zu einfach. Während Covid 19, Quarantäne, Impfstoff und verschwurbelte Corona-Leugner die Schlagzeilen dominieren, brennt unsere Welt. Im wahrsten Sinne des Wortes: Sowohl im Norden als auch im Süden des amerikanischen Kontinents stehen unermesslich große Waldflächen in Flammen, sichtbar auch bei uns, wenn in den Abendstunden die Sonne malerisch wie hinter einer Milchglasscheibe untergeht. Wo das zu beobachten ist, hat sich der Rauch der Waldbrände bereits in den obersten Schichten der Atmosphäre verteilt.
Extreme Wetterereignisse nehmen weltweit zu. Die Hitze lässt die Gletscher schmelzen. Erst kürzlich haben Wolkenbrüche in Südfrankreich ganze Landstriche verwüstet.
Der viel diskutierte Klimawandel kommt nicht. Er ist schon da. Und er macht nicht Pause, nur weil gerade Corona ist.
Höchste Zeit also, wieder mehr darüber zu reden. Höchste Zeit vor allem, mehr zu tun. Eine Demo wird die Welt nicht retten und den Klimawandel nicht stoppen. Aber sie kann das Bewusstsein dafür schärfen, dass es nicht nur das Coronavirus ist, das die Menschheit bedroht.