Der gute Geschmack
Autor: Christian Schuberth
Kulmbach, Samstag, 09. Februar 2013
Warum ist Fernsehen so erfolgreich? Weil es zu nachtschlafender Zeit Geschichtsunterricht erteilt, weil politische Kabarettisten gelegentlich mal den Finger in die Wunde legen oder im Dritten ab und zu interessante Reportagen laufen?
Nein, um die Massen vor die Glotze zu bringen, muss zur besten Sendezeit viel Blut fließen, müssen C-Promis Kakerlaken fressen oder völlig Talentlose vor Dieter Bohlen die Hosen runterlassen. Das Volk bewundert kickende Helden, fiebert mit dem Millionen-Kandidaten und träumt vom Leben des Bachelors.
Zur Traumfabrik Fernsehen gehört auch das Ritual der Selbstbeweihräucherung. Da werden die besten Macher unserer TV-Scheinwelt mit Preisen überhäuft - live und zur Prime-Time. Doch immer weniger Zuschauer setzen sich im Jogginganzug mit Chips und Bier auf die Couch, wenn Promis in Smoking und Abendkleid den "Bambi" oder die "Goldene Kamera" abschleppen. Sagen zumindest die Einschaltquoten.
Vielleicht ist es dem Volk ja wurscht, wer ihm zur Flucht aus dem Alltag verhilft.